1.2 Literarisches Schaffen
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Alexander III.) schickte und bei seinen verschiedenen Romreisen auch persönlich
verteilte.51 Trotz dieser gezielten Verbreitung fand Gerhochs literarisches Schaffen
unter den Zeitgenossen nur wenig Anerkennung und geringe Resonanz. Dies ist auch
gut an der handschriftlichen Überlieferung und Verbreitung seiner Werke zu erken-
nen. In der Regel gibt es eine, teilweise zwei, in Ausnahmefällen auch vier hand-
schriftliche Abschriften. Ihr Wirkungs- und Rezeptionskreis bleibt dabei vor allem
auf den Salzburger Reformraum beschränkt, darunter sind vor allem die Regular-
kanonikerstifte Reichersberg, St. Nikola bei Passau, Beuerberg und Klosterneuburg
sowie das reformierte Benediktinerkloster Admont zu nennen. Die einzige Ausnah-
me bilden hier der Bernhard von Clairvaux gewidmete Liber de simoniacis und der
Kommentar zu Psalm 64, die auch in Abschriften französischer und belgischer Pro-
venienz überliefert sind.52 Außerdem lassen sich kaum Rezeptions- oder Benut-
zungsspuren aus dem 13. bis 15. Jahrhundert in den Handschriften mit Gerhochs
Werken finden.53 Die einzige spätmittelalterliche Abschrift seiner Werke, die über-
liefert ist, wurde im Jahr 1460 im Kloster Benediktbeuren vom Opusculum de aedi-
ficio Dei angefertigt. Erst in der Zeit des Humanismus, unter anderem durch den
niederbayerischen Humanisten Johannes Aventinus (1477-1534), den Münchner Bi-
bliothekar Christoph Gewold (1556-1621) und den jesuitischen Philologen Jacob
Gretser (1562-1625), wurde das Werk Gerhochs wiederentdeckt und teilweise veröf-
fentlicht.54 Der Südtiroler Jesuit Matthäus Rader (1561-1634), Verfasser der dreibän-
digen Bavaria sancta, widmete Gerhoch eine erste Biographie und erstellte eine
erste, wenn auch unvollständige, Liste seiner Schriften.55 Im 18. Jahrhundert folgten
erste vollständige Editionen einzelner Werke Gerhochs durch Etienne Baluze (1630—
1718),56 durch die Mauriner Edmond Martene (1664-1739) und Ursinus Durand
51 Classen, Gerhoch, S. 336-337 (Regest 21), S. 345-346 (Regest 39 und 41), S. 358 (Regest 68),
S. 364 (Regest 81), S. 390-391 (Regest 133 und 134), S. 393-394 (Regest 139 und 140).
52 Liber de simoniacis: Klagenfurt, Studienbibliothek, Cod. 10, foll. 81r-115r; Saint-Omer, Biblio-
theque municipale, Cod. 261, foll. 144v-174r; Brügge, Bibliotheque municipale, Cod. 131, foll.
84r-110r. Tractatus in psalmum LXIV: Reichersberg, Stiftsbibliothek, Cod. 6, foll. 103v-156r;
Paris, Bibliotheque Nationale de France, Cod. lat. 4236, foll. lr-53v.
53 Vgl. Classen, Gerhoch, S. 313.
54 Johannes Turmair (genannt Aventinus) rief durch seine Entdeckung der Reichersberger Anna-
len der Nachwelt Ende des 16. Jahrhunderts Gerhoch wieder in Erinnerung: Aventinus, Annales
ducum Boiariae, Bd. 1 und 2, ed. Siegmund Riezler, München 1882-1884. Christoph Gewold
und Jacob Gretser publizierten kurz darauf weitere Quellen zu Gerhoch: Chronicon monasterii
Reicherspergensis, ed. Christoph Gewold, Monachii 1611; Gerhohi Reicherspergensis in Bavaria
Praepositi De Henrico IV. et V. Impp. et Gregorio VII. nonnullisque consequentibus Pontificibus
Syntagma, ed. Gretser, Ingolstadt 1611. Viele kirchenkritische Stellen wurden darin ausgelassen.
55 Matthäus Rader, De Gerocho Reicherspergensi. Gerochus seu Gerhohus religiosissimus Reicher-
spergensis coenobii praeses, Bavaria Sancta, Bd. 2, München 1624, S. 274-287. Auf dieses Werk
wird in den Randnotizen der Handschrift München, BSB, Clm 4556 immer wieder verwiesen.
56 Etienne Baluze, Miscellaneorum über quintus, Paris 1700.
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Alexander III.) schickte und bei seinen verschiedenen Romreisen auch persönlich
verteilte.51 Trotz dieser gezielten Verbreitung fand Gerhochs literarisches Schaffen
unter den Zeitgenossen nur wenig Anerkennung und geringe Resonanz. Dies ist auch
gut an der handschriftlichen Überlieferung und Verbreitung seiner Werke zu erken-
nen. In der Regel gibt es eine, teilweise zwei, in Ausnahmefällen auch vier hand-
schriftliche Abschriften. Ihr Wirkungs- und Rezeptionskreis bleibt dabei vor allem
auf den Salzburger Reformraum beschränkt, darunter sind vor allem die Regular-
kanonikerstifte Reichersberg, St. Nikola bei Passau, Beuerberg und Klosterneuburg
sowie das reformierte Benediktinerkloster Admont zu nennen. Die einzige Ausnah-
me bilden hier der Bernhard von Clairvaux gewidmete Liber de simoniacis und der
Kommentar zu Psalm 64, die auch in Abschriften französischer und belgischer Pro-
venienz überliefert sind.52 Außerdem lassen sich kaum Rezeptions- oder Benut-
zungsspuren aus dem 13. bis 15. Jahrhundert in den Handschriften mit Gerhochs
Werken finden.53 Die einzige spätmittelalterliche Abschrift seiner Werke, die über-
liefert ist, wurde im Jahr 1460 im Kloster Benediktbeuren vom Opusculum de aedi-
ficio Dei angefertigt. Erst in der Zeit des Humanismus, unter anderem durch den
niederbayerischen Humanisten Johannes Aventinus (1477-1534), den Münchner Bi-
bliothekar Christoph Gewold (1556-1621) und den jesuitischen Philologen Jacob
Gretser (1562-1625), wurde das Werk Gerhochs wiederentdeckt und teilweise veröf-
fentlicht.54 Der Südtiroler Jesuit Matthäus Rader (1561-1634), Verfasser der dreibän-
digen Bavaria sancta, widmete Gerhoch eine erste Biographie und erstellte eine
erste, wenn auch unvollständige, Liste seiner Schriften.55 Im 18. Jahrhundert folgten
erste vollständige Editionen einzelner Werke Gerhochs durch Etienne Baluze (1630—
1718),56 durch die Mauriner Edmond Martene (1664-1739) und Ursinus Durand
51 Classen, Gerhoch, S. 336-337 (Regest 21), S. 345-346 (Regest 39 und 41), S. 358 (Regest 68),
S. 364 (Regest 81), S. 390-391 (Regest 133 und 134), S. 393-394 (Regest 139 und 140).
52 Liber de simoniacis: Klagenfurt, Studienbibliothek, Cod. 10, foll. 81r-115r; Saint-Omer, Biblio-
theque municipale, Cod. 261, foll. 144v-174r; Brügge, Bibliotheque municipale, Cod. 131, foll.
84r-110r. Tractatus in psalmum LXIV: Reichersberg, Stiftsbibliothek, Cod. 6, foll. 103v-156r;
Paris, Bibliotheque Nationale de France, Cod. lat. 4236, foll. lr-53v.
53 Vgl. Classen, Gerhoch, S. 313.
54 Johannes Turmair (genannt Aventinus) rief durch seine Entdeckung der Reichersberger Anna-
len der Nachwelt Ende des 16. Jahrhunderts Gerhoch wieder in Erinnerung: Aventinus, Annales
ducum Boiariae, Bd. 1 und 2, ed. Siegmund Riezler, München 1882-1884. Christoph Gewold
und Jacob Gretser publizierten kurz darauf weitere Quellen zu Gerhoch: Chronicon monasterii
Reicherspergensis, ed. Christoph Gewold, Monachii 1611; Gerhohi Reicherspergensis in Bavaria
Praepositi De Henrico IV. et V. Impp. et Gregorio VII. nonnullisque consequentibus Pontificibus
Syntagma, ed. Gretser, Ingolstadt 1611. Viele kirchenkritische Stellen wurden darin ausgelassen.
55 Matthäus Rader, De Gerocho Reicherspergensi. Gerochus seu Gerhohus religiosissimus Reicher-
spergensis coenobii praeses, Bavaria Sancta, Bd. 2, München 1624, S. 274-287. Auf dieses Werk
wird in den Randnotizen der Handschrift München, BSB, Clm 4556 immer wieder verwiesen.
56 Etienne Baluze, Miscellaneorum über quintus, Paris 1700.