2.4 Inhalt des Opusculum
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die dritte ist eine Gabe entgegen dem Geschuldeten. Die geschuldete Gabe ist eine, die
gemäß dem Gesetz dargebracht wird. Die nicht geschuldete Gabe ist eine, die aus
Freigebigkeit dargebracht wird. Die Gabe entgegen dem Geschuldeten ist eine, die in
Bestechungsabsicht dargebracht wird.“224 Aufgabe der Bischöfe sei es, alle drei Arten
von Gaben abzulehnen, um zur Zierde von Gottes Bauwerk beizutragen, dessen Säu-
len und Gemälde sie seien.225 Gerhoch berücksichtigt in seiner Argumentation, dass
zwar die heiligen Kanones grundsätzlich die Annahme von Geschenken, die ohne die
Erwartung einer Gegenleistung erbracht werden, erlauben würden, doch sollten die
Bischöfe nach dem Vorbild des heiligen Martin Geschenke aus Freigebigkeit entweder
gänzlich ablehnen oder direkt an die Bedürftigen der Kirche weiterverteilen.226 Denn
Zugang zum Bauwerk Gottes durch das Haupttor (Cephas) und damit Teilhabe an
Gott (cuiusparticipatio eins in t dtp sum) - und hierdurch knüpft Gerhoch in Kapitel 50
wieder an sein einführendes Bild an - hätten nur diejenigen Kleriker, die die aposto-
lische und gemeinschaftliche Lebensweise ohne Eigenbesitz befolgen würden.227
In den folgenden Kapiteln (51-72) erläutert Gerhoch wieder die Zugangs- bezie-
hungsweise Ausschlusskriterien für den Eintritt in die himmlische Stadt Jerusalem.
Dabei lehnt er sich an das alttestamentarische Bild der Wiedererrichtung dieser Stadt
im Buch Nehemia an, schweift aber wiederholt ab. Ihm zufolge sollen alle Kleriker,
die höhere Weihen anstreben, die apostolischen und kanonischen Weisungen einhal-
ten und keinen Eigenbesitz haben. Ansonsten sollen sie aus den Konventen ausgesto-
ßen werden.228 Gerhoch betont hier vor allem die Verantwortlichkeit der Bischöfe bei
der Durchsetzung und Kontrolle der gemeinschaftlichen Lebensweise ohne Eigen-
tum an den Haupt- und Taufkirchen.229 Als Vorbilder für regulierte bischöfliche Seel-
sorgezentren werden die Salzburger Kirche, der Lateran und das Stift San Frediano
224 In omni enim spiritualis beneficii dispensatione animum dispensantis tria munerum genera temp-
tare solent, quq inter se hoc modo distingui possunt. Aliud est munus debitum; aliud est munus
indebitum; aliud munus contra debitum. Munus debitum est, cpiod offertur legaliter. Munus in-
debitum, cpiod offertur liberaliter. Munus contra debitum, cpiod offertur uenaliter. Gerhoch von
Reichersberg, De aedificio Dei, cap. 39, S. 258.
225 Vgl. Gerhoch von Reichersberg, De aedificio Dei, cap. 40-43, S. 262-266.
226 Vgl. Gerhoch von Reichersberg, De aedificio Dei, cap. 44-49, S. 266-278.
227 Per hanc portam[Cepham] introibit Augustinus cum suis clericis, Martinus cum suis, Gregorius
papa cum suis, Augustinus Anglorum episcopus cum suis, et ceteri multi apostolicam regulam
sectantes et ad eam tenendam, cpiospotuerunt, inuitantes. Gerhoch von Reichersberg, De aedificio
Dei, cap. 50, S. 278.
228 Unde necesse est, ut, si cpii talium canonicas gcclesias occupant, aut ipsi obediantpreceptis apos-
tolicis et canonicis, non habendo proprium, cpiod in claustris haberi non licet; aut priuentur ipsis
claustris, quq a solis communiter uiuentibiis possideri, si habitari, conueniet. Gerhoch von Reich-
ersberg, De aedificio Dei, cap. 51, S. 282.
229 Episcopus enim sine alius ab illo et sub illo canonice prelatus communem uitam per maiores et
baptismales gcclesias instituet, in qua nemo aliquid suum dicit, sed tota participatio erit in idip-
sum. Gerhoch von Reichersberg, De aedificio Dei, cap. 53, S. 286.
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die dritte ist eine Gabe entgegen dem Geschuldeten. Die geschuldete Gabe ist eine, die
gemäß dem Gesetz dargebracht wird. Die nicht geschuldete Gabe ist eine, die aus
Freigebigkeit dargebracht wird. Die Gabe entgegen dem Geschuldeten ist eine, die in
Bestechungsabsicht dargebracht wird.“224 Aufgabe der Bischöfe sei es, alle drei Arten
von Gaben abzulehnen, um zur Zierde von Gottes Bauwerk beizutragen, dessen Säu-
len und Gemälde sie seien.225 Gerhoch berücksichtigt in seiner Argumentation, dass
zwar die heiligen Kanones grundsätzlich die Annahme von Geschenken, die ohne die
Erwartung einer Gegenleistung erbracht werden, erlauben würden, doch sollten die
Bischöfe nach dem Vorbild des heiligen Martin Geschenke aus Freigebigkeit entweder
gänzlich ablehnen oder direkt an die Bedürftigen der Kirche weiterverteilen.226 Denn
Zugang zum Bauwerk Gottes durch das Haupttor (Cephas) und damit Teilhabe an
Gott (cuiusparticipatio eins in t dtp sum) - und hierdurch knüpft Gerhoch in Kapitel 50
wieder an sein einführendes Bild an - hätten nur diejenigen Kleriker, die die aposto-
lische und gemeinschaftliche Lebensweise ohne Eigenbesitz befolgen würden.227
In den folgenden Kapiteln (51-72) erläutert Gerhoch wieder die Zugangs- bezie-
hungsweise Ausschlusskriterien für den Eintritt in die himmlische Stadt Jerusalem.
Dabei lehnt er sich an das alttestamentarische Bild der Wiedererrichtung dieser Stadt
im Buch Nehemia an, schweift aber wiederholt ab. Ihm zufolge sollen alle Kleriker,
die höhere Weihen anstreben, die apostolischen und kanonischen Weisungen einhal-
ten und keinen Eigenbesitz haben. Ansonsten sollen sie aus den Konventen ausgesto-
ßen werden.228 Gerhoch betont hier vor allem die Verantwortlichkeit der Bischöfe bei
der Durchsetzung und Kontrolle der gemeinschaftlichen Lebensweise ohne Eigen-
tum an den Haupt- und Taufkirchen.229 Als Vorbilder für regulierte bischöfliche Seel-
sorgezentren werden die Salzburger Kirche, der Lateran und das Stift San Frediano
224 In omni enim spiritualis beneficii dispensatione animum dispensantis tria munerum genera temp-
tare solent, quq inter se hoc modo distingui possunt. Aliud est munus debitum; aliud est munus
indebitum; aliud munus contra debitum. Munus debitum est, cpiod offertur legaliter. Munus in-
debitum, cpiod offertur liberaliter. Munus contra debitum, cpiod offertur uenaliter. Gerhoch von
Reichersberg, De aedificio Dei, cap. 39, S. 258.
225 Vgl. Gerhoch von Reichersberg, De aedificio Dei, cap. 40-43, S. 262-266.
226 Vgl. Gerhoch von Reichersberg, De aedificio Dei, cap. 44-49, S. 266-278.
227 Per hanc portam[Cepham] introibit Augustinus cum suis clericis, Martinus cum suis, Gregorius
papa cum suis, Augustinus Anglorum episcopus cum suis, et ceteri multi apostolicam regulam
sectantes et ad eam tenendam, cpiospotuerunt, inuitantes. Gerhoch von Reichersberg, De aedificio
Dei, cap. 50, S. 278.
228 Unde necesse est, ut, si cpii talium canonicas gcclesias occupant, aut ipsi obediantpreceptis apos-
tolicis et canonicis, non habendo proprium, cpiod in claustris haberi non licet; aut priuentur ipsis
claustris, quq a solis communiter uiuentibiis possideri, si habitari, conueniet. Gerhoch von Reich-
ersberg, De aedificio Dei, cap. 51, S. 282.
229 Episcopus enim sine alius ab illo et sub illo canonice prelatus communem uitam per maiores et
baptismales gcclesias instituet, in qua nemo aliquid suum dicit, sed tota participatio erit in idip-
sum. Gerhoch von Reichersberg, De aedificio Dei, cap. 53, S. 286.