4.2 Editionskriterien
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von der Kapiteleinteilung bei Sackur (Sa) ab, was sicherlich auch den zahlreichen
Auslassungen bei Sackur geschuldet ist. Die abweichende Kapitelzählung ist im Va-
riantenapparat dokumentiert. Die Kapitelüberschriften, die Migne in seine Edition
wortwörtlich aus dem Thesaurus anecdotorum von Bernhard Pez übernommen und
die dieser dem Text nachträglich zugefügt hatte - sie finden sich weder in Ml noch
in M2 - wurden daher nicht in die Edition aufgenommen, sind aber im Anhang in
einer Tabelle zusammengestellt und ins Deutsche übersetzt.366 Bei den Autoritätenzi-
taten steht jeweils die Folium-Angabe von Ml in Klammern und Fettdruck, um das
jeweilige Zitat besser dem Inhalt des Haupttextes zuordnen zu können.367
Zitate aus der Bibel oder von anderen antiken oder mittelalterlichen Autoren, die
wörtlich in den Haupttext oder in die Autoriäten eingefügt wurden, sind sowohl in
der Edition als auch in der Übersetzung kursiviert und im Zitationsapparat unter dem
lateinischen Text ausgewiesen (siehe dazu ausführlich unten Einleitung, Kap. 4.2.3).
4.2.3 Edition der Autoritätenzitate
Das Außergewöhnliche an der literarischen Konzeption des Opusculum ist sicherlich
die Tatsache, dass Gerhoch seine radikalen Forderungen zur Reform des Weltklerus
mit zahlreichen Zitaten aus kanonistischen und patristischen Autoritäten am Rand
des Haupttextes flankiert, die seine Argumentation stützen sollen.368 Gerhoch betont
selbst die Bedeutung dieser Randglossen für das Verständnis seiner Reformschrift
und daher ist es ihm sehr wichtig, dass sie bei einer späteren Abschrift weiterhin im
Zusammenhang mit dem Haupttext überliefert und nicht davon abgetrennt würden.369
Aus diesem Grund wurde projektintern lange über eine geeignete Wiedergabe dieser
Glossen in der Neuedition diskutiert. Eine Darstellung in Spalten neben dem Haupt-
text schien zunächst die sinnvollste Lösung, da sie den handschriftlichen Befund am
ehesten visualisiert hätte. Allerdings wäre diese nach der Anordnung der drei ver-
schiedenen textkritischen Apparate und der Gegenüberstellung der deutschen Über-
setzung nicht besonders leserfreundlich gewesen. Hinzu kommt die Tatsache, dass
zahlreiche Folia gar keine Randbemerkungen aufweisen. Auch eine an der jeweiligen
Stelle eingeschobene Darstellung, wie es der Druck von Migne löst, ist aufgrund der
366 Die Kapitelzählung bei Pez/Migne weicht erheblich ab und verzeichnet insgesamt nur 54 Kapitel.
Siehe Teilband II, Anhang 1.2.
367 Eine inhaltliche Zuordnung der einzelnen Randglossen zum Haupttext wurde - soweit diese ein-
deutig möglich ist - im Anhang vorgenommen und ermöglicht dem Leser einen Einblick in die
komplexen Argumentationsstrategien Gerhochs. Siehe Teilband II, Anhang 1.1.
368 Siehe hierzu ausführlich Einleitung, Kap. 2.2.
369 Gerhoch bittet im ersten Prolog an den gewissen Priester ausdrücklich darum, dass dieser bei einer
Abschrift seines Werkes, dafür Sorge trage, dass die Autoritäten am Rand ebenfalls beigefügt
würden: Rogo te, ut auctoritates, quas ex latere apposui, tu quoque eures apponere ... Gerhoch
von Reichersberg, De aedificio Dei, 1. Prolog, S. 130. Zum Umgang Gerhochs mit den Autoritäten
siehe auch Einleitung, Kap. 3.1.
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von der Kapiteleinteilung bei Sackur (Sa) ab, was sicherlich auch den zahlreichen
Auslassungen bei Sackur geschuldet ist. Die abweichende Kapitelzählung ist im Va-
riantenapparat dokumentiert. Die Kapitelüberschriften, die Migne in seine Edition
wortwörtlich aus dem Thesaurus anecdotorum von Bernhard Pez übernommen und
die dieser dem Text nachträglich zugefügt hatte - sie finden sich weder in Ml noch
in M2 - wurden daher nicht in die Edition aufgenommen, sind aber im Anhang in
einer Tabelle zusammengestellt und ins Deutsche übersetzt.366 Bei den Autoritätenzi-
taten steht jeweils die Folium-Angabe von Ml in Klammern und Fettdruck, um das
jeweilige Zitat besser dem Inhalt des Haupttextes zuordnen zu können.367
Zitate aus der Bibel oder von anderen antiken oder mittelalterlichen Autoren, die
wörtlich in den Haupttext oder in die Autoriäten eingefügt wurden, sind sowohl in
der Edition als auch in der Übersetzung kursiviert und im Zitationsapparat unter dem
lateinischen Text ausgewiesen (siehe dazu ausführlich unten Einleitung, Kap. 4.2.3).
4.2.3 Edition der Autoritätenzitate
Das Außergewöhnliche an der literarischen Konzeption des Opusculum ist sicherlich
die Tatsache, dass Gerhoch seine radikalen Forderungen zur Reform des Weltklerus
mit zahlreichen Zitaten aus kanonistischen und patristischen Autoritäten am Rand
des Haupttextes flankiert, die seine Argumentation stützen sollen.368 Gerhoch betont
selbst die Bedeutung dieser Randglossen für das Verständnis seiner Reformschrift
und daher ist es ihm sehr wichtig, dass sie bei einer späteren Abschrift weiterhin im
Zusammenhang mit dem Haupttext überliefert und nicht davon abgetrennt würden.369
Aus diesem Grund wurde projektintern lange über eine geeignete Wiedergabe dieser
Glossen in der Neuedition diskutiert. Eine Darstellung in Spalten neben dem Haupt-
text schien zunächst die sinnvollste Lösung, da sie den handschriftlichen Befund am
ehesten visualisiert hätte. Allerdings wäre diese nach der Anordnung der drei ver-
schiedenen textkritischen Apparate und der Gegenüberstellung der deutschen Über-
setzung nicht besonders leserfreundlich gewesen. Hinzu kommt die Tatsache, dass
zahlreiche Folia gar keine Randbemerkungen aufweisen. Auch eine an der jeweiligen
Stelle eingeschobene Darstellung, wie es der Druck von Migne löst, ist aufgrund der
366 Die Kapitelzählung bei Pez/Migne weicht erheblich ab und verzeichnet insgesamt nur 54 Kapitel.
Siehe Teilband II, Anhang 1.2.
367 Eine inhaltliche Zuordnung der einzelnen Randglossen zum Haupttext wurde - soweit diese ein-
deutig möglich ist - im Anhang vorgenommen und ermöglicht dem Leser einen Einblick in die
komplexen Argumentationsstrategien Gerhochs. Siehe Teilband II, Anhang 1.1.
368 Siehe hierzu ausführlich Einleitung, Kap. 2.2.
369 Gerhoch bittet im ersten Prolog an den gewissen Priester ausdrücklich darum, dass dieser bei einer
Abschrift seines Werkes, dafür Sorge trage, dass die Autoritäten am Rand ebenfalls beigefügt
würden: Rogo te, ut auctoritates, quas ex latere apposui, tu quoque eures apponere ... Gerhoch
von Reichersberg, De aedificio Dei, 1. Prolog, S. 130. Zum Umgang Gerhochs mit den Autoritäten
siehe auch Einleitung, Kap. 3.1.