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Gerhohus; Becker, Julia [Editor]; Insley, Thomas [Transl.]
Gerhoch von Reichersberg, Opusculum de aedificio Dei: die¬ Apostel als Ideal : Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Einleitung, Verzeichnisse und Edition mit Übersetzung Opusculum de aedificio Dei — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.65331#0180
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Über das Bauwerk Gottes - 14. Kapitel

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14. Sicherlich fürchteten sie sich dort, wo nichts zu fürchten war. Sie
fürchten sich nämlich, wie Christus und die Apostel Böses zu erleiden; und
sie fürchten sich nicht, wie die Pharisäer Böses zu tun, obwohl Böses zu tun
immer ein Übel ist, Böses zu erleiden aber so sehr kein Übel ist, dass jeder 5
der heiligen Märtyrer und Bischöfe sich entschied, eher tausend Übeltaten
zu erdulden als auch nur eine einzige zu begehen. Als der heilige
Ambrosius21 vom Kaiser bedrängt wurde, jenem eine Kirche zu übertragen,
entschied sich der heilige Bischof unter nicht geringer Gefahr für sich und
die Seinen, eher den Herrscher zu kränken als das Gesetz zu verletzen, und 10
bekräftigte, dass es ihm nicht erlaubt sei, das Gut der Armen irgendeinem
außer den Armen zu geben, und dass es dem Kaiser nicht erlaubt sei, dieses
an sich zu nehmen. Weil er sich also dort fürchtete, wo es Grund zum
Fürchten gab, weil er sich nicht gemeinmachen wollte mit den Pharisäern,
die Christus auslieferten, um gleichsam die Ungnade der Römer zu 15
vermeiden, und weil er das Ehrt den König so gelesen hatte, dass er das
vorangestellte Fürchtet Gott nicht vergeblich wahmahm, hielt er sich Gott
geneigt und besänftigte den Zorn des Kaisers mit einer freien und für einen
Priester angemessenen Antwort. Und indem er so Gott fürchtete und unter
Bewahrung der Gottesfurcht den König ehrte, bewahrte er seinen Ort und 20
sein Volk, für dessen Rettung vor der Ungnade des Kaisers er nicht das
Geringste vom Gut der Armen abgeben wollte. Die Juden aber verloren
Christus, als sie ihn auslieferten, und wurden auch von dem Ort, für den sie
ihn an die Römer ausgeliefert hatten, von den Römern selbst vertrieben. So
werden auch die Würde und die Macht der heutigen Bischöfe von diesen am 25
meisten zerstört und niedergetreten, denen bekanntlich Kirchengut zugeteilt
worden ist. Die Bischöfe werden sogar von diesen selbst, von denen sie für
ein kirchliches Lehen, wie sie sagen, aber in Wahrheit für eine üble Tat,
einige Silberlinge, die in jeder Hinsicht mit jenen dreißig Silberlingen
gleichzusetzen sind, für die Christus verkauft wurde, erhalten, so verachtet, 30
dass diese den Bischöfen entweder mit offener Schmähung oder mit

21> Ambrosius von Mailand (* 339, /■ 4. April 397), Bischof von Mailand (374-397),
Kirchenlehrer. Ambrosius wandte sich gegen den Arianismus und trat für das nicänische
Bekenntnis ein. Vgl. MäRKSCHIES, Ambrosius von Mailand und die Trinitätstheologie, S. 84-89.
 
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