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Über das Bauwerk Gottes - 135. Kapitel
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Aussonderung vom Klerus wegen ihrer Sünde unter Hand und Joch eines
Abtes geschickt worden sind, entziehen die heiligen Kanones jede
Möglichkeit zur Wiederherstellung ihrer Würde, nicht um jede Hoffnung auf
Vergebung zu nehmen, sondern um die strenge Zucht zu erhalten, damit das
Heilmittel der Buße umso nutzbringender sei, je demutsvoller es ist; aber 5
umso demutsvoller, je schwieriger die Rückkehr zu den verlorenen
Weihegraden ist. Die heiligen Väter machten diese Rückkehr teils
schwierig, teils gänzlich unmöglich. Denn nach einer öffentlich -wegen einer
Todsünde vollzogenen Buße darf keiner im Klerus den Dienst der höheren
Weihegrade verrichten, wenngleich er am Chor der Psalmen Singenden 10
teilnehmen kann. Jene aber, die nicht so aufsässig sind, so dass sie wegen
ihrer Demut milder behandelt werden und nicht öffentlich vor dem Volk
Buße tun, sondern in den Stiften der Kleriker in einem Bußgefängnis
eingesperrt werden und während ihrer Buße nicht zum Chor der Psalmen
Singenden zugelassen werden, können, wenn sie demütig bleiben, nicht nur 15
zum Chor, sondern auch zu den verlorenen Weihegraden zurückberufen
werden, jedoch nur, wenn sie als in der Tugend der Demut vollkommen
gefestigt erwiesen sind. Die Tugend der Demut selbst kann nämlich im
Bauwerk Gottes unter dem Taltor verstanden werden, neben dem das
Misttor war; man liest, dass diesem als nächstes das Quelltor angefügt war. 20
Denn während der erniedrigte Sünder für sich selbst genommen für unrein,
gleichsam für Mist, gehalten wird, wird er selbst bei Gott zu einem Quelltor
gemacht, indem in ihm eine Quelle des Wassers wird, das ins ewige Leben
quillt. Und er wird sich selbst äußerlich so zeigen, dass durch sein Vorbild
der Gerechte gleichsam wie von einer Quelle erfrischt wird, der Schwache, 25
zum Sündigen Geneigte und von schlechtem Verlangen Befleckte aber
durch seinen Anblick rein gewaschen wird. Wenn nämlich die Gesetze der
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Über das Bauwerk Gottes - 135. Kapitel
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Aussonderung vom Klerus wegen ihrer Sünde unter Hand und Joch eines
Abtes geschickt worden sind, entziehen die heiligen Kanones jede
Möglichkeit zur Wiederherstellung ihrer Würde, nicht um jede Hoffnung auf
Vergebung zu nehmen, sondern um die strenge Zucht zu erhalten, damit das
Heilmittel der Buße umso nutzbringender sei, je demutsvoller es ist; aber 5
umso demutsvoller, je schwieriger die Rückkehr zu den verlorenen
Weihegraden ist. Die heiligen Väter machten diese Rückkehr teils
schwierig, teils gänzlich unmöglich. Denn nach einer öffentlich -wegen einer
Todsünde vollzogenen Buße darf keiner im Klerus den Dienst der höheren
Weihegrade verrichten, wenngleich er am Chor der Psalmen Singenden 10
teilnehmen kann. Jene aber, die nicht so aufsässig sind, so dass sie wegen
ihrer Demut milder behandelt werden und nicht öffentlich vor dem Volk
Buße tun, sondern in den Stiften der Kleriker in einem Bußgefängnis
eingesperrt werden und während ihrer Buße nicht zum Chor der Psalmen
Singenden zugelassen werden, können, wenn sie demütig bleiben, nicht nur 15
zum Chor, sondern auch zu den verlorenen Weihegraden zurückberufen
werden, jedoch nur, wenn sie als in der Tugend der Demut vollkommen
gefestigt erwiesen sind. Die Tugend der Demut selbst kann nämlich im
Bauwerk Gottes unter dem Taltor verstanden werden, neben dem das
Misttor war; man liest, dass diesem als nächstes das Quelltor angefügt war. 20
Denn während der erniedrigte Sünder für sich selbst genommen für unrein,
gleichsam für Mist, gehalten wird, wird er selbst bei Gott zu einem Quelltor
gemacht, indem in ihm eine Quelle des Wassers wird, das ins ewige Leben
quillt. Und er wird sich selbst äußerlich so zeigen, dass durch sein Vorbild
der Gerechte gleichsam wie von einer Quelle erfrischt wird, der Schwache, 25
zum Sündigen Geneigte und von schlechtem Verlangen Befleckte aber
durch seinen Anblick rein gewaschen wird. Wenn nämlich die Gesetze der