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Gerhohus; Becker, Julia [Hrsg.]; Insley, Thomas [Übers.]
Gerhoch von Reichersberg, Opusculum de aedificio Dei: die¬ Apostel als Ideal : Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Einleitung, Verzeichnisse und Edition mit Übersetzung Opusculum de aedificio Dei — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.65331#0556
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Über das Bauwerk Gottes - 187. Kapitel

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187. Wenn Du aber so kämpfst, wird von Dir gleichsam wie von dem
ansehnlichen Mann und der starken Hand der friedliche Salomo gezeugt
werden; denn nach beträchtlichem Kampf wirst Du mit Frieden über
Frieden beschenkt werden und Dich beim Herrn rühmen, dass mit Deiner
Hilfe der Tempel errichtet wurde, der begonnen wurde, als Gott die Rippe 5
des ersten Menschen fertigte. Weil ich vom Eingang dieses Tempels wegen
meiner Sünden femgehalten werden muss, bitte ich darum, durch Deine und
die Fürbitten aller, die dieses Werk lesen werden, unterstützt zu werden,
damit es mir nicht als Sünde angerechnet wird, dass ich Hässlicher das
schöne, ich Befleckter das reine Bauwerk zum Teil aufgezeigt habe. Über 10
dieses könnte noch mehr gezeigt werden, wenn die triefenden Augen meines
Herzens so großen Glanz ertragen könnten. Aber ich glaube, es ist nicht von
Nutzen, dass wir weiter voranschreiten, da ja von den heiligen Vätern dieses
Bauwerk vielfach behandelt wird; diese lehren deutlich, was in ihm der
Turm Davids, mit Brustwehr gebaut ist; was der Turm auf dem Libanon, der 15
nach Damaskus sieht, was die übrigen Türme Jerusalems, die aus
Edelsteinen errichtet werden; was schließlich alles ist, das entweder beim
Tempel oder bei der Stiftshütte sinnbildlich erwähnt wird. Weil also all dies
reichlich von den heiligen Vätern behandelt wird, möge bitte von Dir, Vater,
und allen Lesern dieses kleinen Werks für mich Vergebung daftir erwirkt 20
werden, dass ich, wenn auch auf Befehl und durch Deine Bitten gezwungen,
es mir angemaßt habe, meine hässlichen Augen zu so großer Schönheit zu
erheben und diese Schönheit, die ich selbst von weitem zu erblicken nicht
würdig bin, anderen zu zeigen, die um vieles weiser und besser als ich sind.
Und ich wäre keineswegs zum Anblick dieser Schönheit zugelassen worden, 25
außer deshalb, weil oft ein unwürdiger und gemeiner Knecht zum Anblick
der Herren zugelassen wird, nicht um den Tisch der Herren zu berühren,
sondern um den würdigen Dienern, die zum Tisch herantreten, hinter ihrem
Rücken etwas bereitzustellen. Dieser wird jedoch nach Erfüllung seines
Dienstes wieder zum Misttragen oder zur Verrichtung eines anderen 30
niederen Dienstes hinausgeschickt; und für jenen ist kein Platz beim
Gastmahl, der wegen seiner Abscheulichkeit kaum von den Speisenden
angesehen wird, wenn er eine Weile den niedrigsten Dienst verrichtet. Doch
 
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