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Vom Ursprung und Ziel der Geschichte
Dagegen ist zu sagen:
Erstens: Von vielen Parallelen der Geschichte, seien sie synchronistischer oder
nicht synchronistischer Art, darf man behaupten, daß eine Regel in ihnen sichtbar
32 wird, die sich auf | einzelne Erscheinungen bezieht. Nur hier in der Achsenzeit ha-
ben wir diese Parallele, die keinem allgemeinen Gesetz folgt, vielmehr eine eigent-
lich geschichtliche, einmalige Tatsache ist von einem allumfassenden, alle geisti-
gen Erscheinungen in sich schließenden Charakter. Die Achsenzeit ist die einzige,
die weltgeschichtlich universal eine Parallele im Ganzen ist und nicht bloß eine Ko-
inzidenz besonderer Erscheinungen. Einzelne Erscheinungen und Erscheinungsrei-
hen machen noch nicht die Parallele, von der wir in Bezug auf die Achsenzeit spre-
chen.
Zweitens besteht die Nähe der drei parallelen Bewegungen nur in jenen Jahrhun-
derten. Der Versuch einer Fortführung der Parallele nach der Achsenzeit - in synchro-
nistischen Tabellen über die Jahrtausende - wird immer künstlicher. Es sind nicht par-
allele, sondern eher divergierende Entwicklungen. Schienen sie ursprünglich wie drei
Straßen auf das gleiche Ziel gerichtet zu sein, so sind sie sich schließlich sehr fremd ge-
worden. Aber je weiter wir zurückgehen bis zur Achsenzeit, desto verwandter werden
wir einander, desto näher fühlen wir uns.
Es wird mir immer unwahrscheinlicher, daß dieser Gesamtaspekt der Achsenzeit
ein täuschendes Spiel historischen Zufalls ist. Vielmehr scheint sich darin etwas in der
Tiefe Gemeinsames, ein Ursprung des Menschseins zu zeigen. Was später folgte bei
wachsender Divergenz, das bringt noch gelegentliche Analogien, bringt Kennzeichen
der gemeinsamen Herkunft aus Verwandtem, aber nicht wieder im Ganzen jene ur-
sprüngliche wirkliche Sinngemeinschaft.
Der einzige vergleichbare weltgeschichtliche Parallelismus ist der Beginn der alten
Hochkulturen in Ägypten, Mesopotamien, im Indusgebiet und in China.
Diese zeitliche Koinzidenz hat jedoch Differenzen von Jahrtausenden. Die Anfänge
liegen von 5000 bis um 3000 v. Chr. (Zweistromland und Ägypten, derselben Zeit ge-
hören die ältesten Funde auf Kreta und in Troja an). Im dritten Jahrtausend liegen die
Anfänge der Chinesen und die Induskultur.
Vergleichbar diesen alten Hochkulturen sind die Kulturen Mexikos und Perus, die
im ersten Jahrtausend nach Christus entstanden sein sollen.
33 | Das Gemeinsame sind hohe Organisationen und technische Leistungen. In Ägyp-
ten, im Zweistromland, im Indusgebiet, und in China am Hoang-ho entstehen in
Stromtälern die analogen Zivilisationen einer zentralen Verwaltung hochentwickel-
ter Lebensversorgung.
Gemeinsam ist ferner eine magische Religion ohne philosophische Erhellung,
ohne Erlösungsdrang, ohne Durchbruch in die Freiheit vor den Grenzsituationen, eine
eigentümliche Dumpfheit bei außerordentlichem Stil in den Leistungen der Kunst, bei
mehreren von ihnen insbesondere des Bauens und der Plastik.
Vom Ursprung und Ziel der Geschichte
Dagegen ist zu sagen:
Erstens: Von vielen Parallelen der Geschichte, seien sie synchronistischer oder
nicht synchronistischer Art, darf man behaupten, daß eine Regel in ihnen sichtbar
32 wird, die sich auf | einzelne Erscheinungen bezieht. Nur hier in der Achsenzeit ha-
ben wir diese Parallele, die keinem allgemeinen Gesetz folgt, vielmehr eine eigent-
lich geschichtliche, einmalige Tatsache ist von einem allumfassenden, alle geisti-
gen Erscheinungen in sich schließenden Charakter. Die Achsenzeit ist die einzige,
die weltgeschichtlich universal eine Parallele im Ganzen ist und nicht bloß eine Ko-
inzidenz besonderer Erscheinungen. Einzelne Erscheinungen und Erscheinungsrei-
hen machen noch nicht die Parallele, von der wir in Bezug auf die Achsenzeit spre-
chen.
Zweitens besteht die Nähe der drei parallelen Bewegungen nur in jenen Jahrhun-
derten. Der Versuch einer Fortführung der Parallele nach der Achsenzeit - in synchro-
nistischen Tabellen über die Jahrtausende - wird immer künstlicher. Es sind nicht par-
allele, sondern eher divergierende Entwicklungen. Schienen sie ursprünglich wie drei
Straßen auf das gleiche Ziel gerichtet zu sein, so sind sie sich schließlich sehr fremd ge-
worden. Aber je weiter wir zurückgehen bis zur Achsenzeit, desto verwandter werden
wir einander, desto näher fühlen wir uns.
Es wird mir immer unwahrscheinlicher, daß dieser Gesamtaspekt der Achsenzeit
ein täuschendes Spiel historischen Zufalls ist. Vielmehr scheint sich darin etwas in der
Tiefe Gemeinsames, ein Ursprung des Menschseins zu zeigen. Was später folgte bei
wachsender Divergenz, das bringt noch gelegentliche Analogien, bringt Kennzeichen
der gemeinsamen Herkunft aus Verwandtem, aber nicht wieder im Ganzen jene ur-
sprüngliche wirkliche Sinngemeinschaft.
Der einzige vergleichbare weltgeschichtliche Parallelismus ist der Beginn der alten
Hochkulturen in Ägypten, Mesopotamien, im Indusgebiet und in China.
Diese zeitliche Koinzidenz hat jedoch Differenzen von Jahrtausenden. Die Anfänge
liegen von 5000 bis um 3000 v. Chr. (Zweistromland und Ägypten, derselben Zeit ge-
hören die ältesten Funde auf Kreta und in Troja an). Im dritten Jahrtausend liegen die
Anfänge der Chinesen und die Induskultur.
Vergleichbar diesen alten Hochkulturen sind die Kulturen Mexikos und Perus, die
im ersten Jahrtausend nach Christus entstanden sein sollen.
33 | Das Gemeinsame sind hohe Organisationen und technische Leistungen. In Ägyp-
ten, im Zweistromland, im Indusgebiet, und in China am Hoang-ho entstehen in
Stromtälern die analogen Zivilisationen einer zentralen Verwaltung hochentwickel-
ter Lebensversorgung.
Gemeinsam ist ferner eine magische Religion ohne philosophische Erhellung,
ohne Erlösungsdrang, ohne Durchbruch in die Freiheit vor den Grenzsituationen, eine
eigentümliche Dumpfheit bei außerordentlichem Stil in den Leistungen der Kunst, bei
mehreren von ihnen insbesondere des Bauens und der Plastik.