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Jaspers, Karl; Salamun, Kurt [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 10): Vom Ursprung und Ziel der Geschichte — Basel: Schwabe Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51322#0108
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Vom Ursprung und Ziel der Geschichte

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Hier erwachsen zunächst die alten Hochkulturen: Sumerische Kultur, ägyptische,
ägäische Kultur, das vorarische Indien, die Kultur am Hoang-ho.
Dann entstanden weitere Kulturentwicklungen infolge von Eroberungen. Sie wur-
den in Wechselwirkung von Sieger und Besiegten mit der Aneignung der vorgefunde-
nen Urkulturen durch die Sieger bestimmt, so in China, im arischen Indien, so durch
Babylonier, durch Perser, durch Griechen und Römer.
Diesen ganzen, geographisch relativ kleinen Bereichen gegenüber stehen die iso-
lierten Vorgänge der Kulturen in Mexiko und Peru und die überall auf der Erde bis zur
europäischen Weltentdeckung lebenden Naturvölker mit ihren mannigfachen primi-
tiven Kulturen.
3) Die heute beginnende Wirklichkeit der planetarischen Welt- und Menschheits-
einheit eröffnet die faktische Universalgeschichte der Erde, die Weltgeschichte. Sie hat
ihre Vorstufen seit dem Zeitalter der Entdeckungen und begann in unserem Jahrhun-
dert. -
Die Gliederung innerhalb dieser drei Phasen ist wesensverschieden. Die erste Phase
ist, soweit sie nicht ein Feld der Hypothesen ist, zugänglich nur im Nebeneinander ei- 99
nes endlosen Vielerlei von Menschen wie einer Mannigfaltigkeit von Naturerschei-
nungen. Darin muß eine Gemeinsamkeit von Besitztümern und Denkungsweisen ge-
wesen sein, die aus dem gemeinsamen Wesen der menschlichen Anlage, nicht schon
wesentlich aus Geschichte hervorgeht. Die großartigen Bilder vom Ursprung des Men-
schengeschlechts, der Völkerzerstreuung und Verbreitung über die Erde, des Verges-
sens und darin der Aufsplitterung in vielfachen Ursprung für das sich täuschende
Bewußtsein, das alles sind entweder sinnreiche Symbole oder Hypothesen.
Die zweite Phase ist gegliedert durch die Zentrierung im Durchbruch, welcher die
Achsenzeit der Geschichte bedeutet. Dahin und von daher gehen die Bewegungen.
Die dritte Phase ist wesentlich noch Zukunft. Sie zu erblicken, geht der Weg zurück
in jene Züge der Vergangenheit, die wie ein Vorwegnehmen oder Vorbereiten sind: auf
die großen Vereinheitlichungen in der Geschichte (die Imperien), auf die großen uni-
versalen Menschen in der Antike und Neuzeit, diese gehaltvollen Menschen, die nicht
Verstandespunkte eines leeren Menschseins überhaupt, sondern aus der Wurzel ihres
Volkes erwachsene Gestalten des Menschseins schlechthin sind, die daher durch ihr
Dasein und Wort zur Menschheit zu sprechen vermögen.
Die weitere Gliederung in den drei Phasen ist folgende:
1) In der ersten Phase ist alles Geschehen dem unbewußten Naturgeschehen ver-
wandt. Die vorgeschichtlichen und ungeschichtlichen Völker (die Naturvölker bis zu
ihrem Aussterben oder bis zu ihrem Materialwerden für die technische Zivilisation)
stehen in faktischen Gemeinsamkeiten von Sprachen und Kulturkreisen. Diese brei-
ten sich aus in stillen Bewegungen, die man nur in ihrem Ergebnis feststellen kann.
Der unmittelbare und bewußte Kontakt der Menschen bleibt zumeist in engsten Räu-
men, in absoluter Zerstreutheit. Der faktische Kontakt durch Ausbreitung von zivili-
 
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