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Jaspers, Karl; Salamun, Kurt [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 10): Vom Ursprung und Ziel der Geschichte — Basel: Schwabe Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51322#0147
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Vom Ursprung und Ziel der Geschichte

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Erfahrung, die Grundlegung einer spielenden Beherrschung der Materie, um zu reinen
Erfahrungen des Sublimen zu kommen. Aber das alles ist heute noch seltene Ausnahme.
Die neue Nähe zur Natur und allen Dingen fordert außer der Geschicklichkeit eine
Souveränität des Menschen, der in diesem Naturfremden mit seiner Anschauungskraft
durchdringend Gegenwärtigkeit schafft aus dem Ganzen, das nicht unmittelbar da ist.
Der Geist ist entscheidend.
Viel leichter ist das Versanden in Gedankenlosigkeit, das leere Funktionieren im
Mechanismus, die Veräußerlichung im Automatischen, das Sichverlieren in Zerstreu-
ung, das Wachsen der Bewußtlosigkeit, das Übrigbleiben der Nervenerregung.
2. Die Verkennung der Grenzen der Technik
Die Wertschätzung der Technik hängt ab von dem, was man von ihr erwartet. Eine
klare Wertschätzung setzt Klarheit über die Grenzen der Technik voraus.
Der Technik sind manchmal falsche Grenzen gesetzt worden aus einem dogmati-
153 sehen Naturwissen heraus, das z. B. noch vor | etwa einem halben Jahrhundert gele-
gentlich das Fliegen, ja das Luftschiff für unmöglich erklärte. Was der Mensch durch
Erkenntnis an Naturbeherrschung erreichen kann, ist in der Tat unabsehbar. Die Phan-
tasie kann sich Außerordentliches erdenken, ohne durch ein absolutes Unmöglich ein-
geschränkt zu werden - bis zur technischen Nutzung der Atomenergie, die einst nach
Verbrauch der Kohle- und Öllager Ersatz schaffen könnte, bis zur absichtlichen Spren-
gung des Erdballs und bis zum Raumschiff. Wenn mit Recht das Perpetuum mobile als
unmöglich erkannt wurde, so bleibt doch die Auffindung einer praktisch unerschöpf-
lichen Energiequelle möglich. Aber der weite Raum der technischen Möglichkeiten
darf nicht täuschen über die Grenzen der Technik. Die Grenzen der Technik liegen in
den unbeherrschbar bleibenden Voraussetzungen aller technischen Verwirklichungen.
1. Technik ist Mittel und bedarf der Tührung: Im Paradiese würde es keine Technik ge-
ben. Technik dient der Entlastung von Not, die den Menschen zwingt, durch Arbeit
sein physisches Dasein zu erhalten und dann ihn befähigt, ohne den Zwang der Not
sein Dasein ins Unabsehbare einer durch ihn gestalteten Umwelt zu erweitern.
Die technische Schöpfung des Erfindens steht im Dienste eines Bedürfnisses, wird
von ihm geführt und daher bewertet nach ihrem Nutzen. Im Erfinden zwar geht noch
ein Anderes vor sich: Die Lust am Schaffen nie dagewesener Gebilde, die irgend etwas
leisten. Der Erfinder vermag dann zu bauen unter Absehen von aller Nutzbarkeit. So
entstanden die Automaten und Spielzeuge der Barockzeit. Aber die Auswahl und da-
mit die zuletzt entscheidende Führung des Erfindens geht doch von der Brauchbarkeit
aus. Der technische Erfinder schafft keine grundsätzlich neuen Bedürfnisse, wenn er
sie auch mit ihrer Befriedigung erweitert und vermannigfaltigt. Das Ziel muß gegeben
sein, es ist zumeist selbstverständlich: Arbeitserleichterung, Herstellung von Ge-
brauchsgütern, Massenproduktion. Wozu die Technik da sei, ist durch solche Nutzbar-
keiten zu beantworten.
 
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