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Vom Ursprung und Ziel der Geschichte
handgreifliche Hilfe, und seien es Formen des Aberglaubens, doch in sich birgt, was
281 wiedererkannt werden kann in sublimen geistigen | Entfaltungen und aus dem Ur-
sprung im Menschen als Einzelnen, wie er unmittelbar zu Gott lebt.
Wenn der Zweifel an den heutigen Kirchen und ihrer Fähigkeit zur Metamorphose ih-
nen keine gute Prognose stellen möchte - vielleicht sehr irrig -, so braucht dieser Zwei-
fel keineswegs die biblische Religion zu treffen. Wahrscheinlich ist, daß der zukünf-
tige Glaube noch immer sich bewegen wird in Grundpositionen und Kategorien der
Achsenzeit, aus der auch die biblische Religion stammt: weil für eine Gesamtanschau-
ung der Geschichte der geistige Vorrang jener Ursprungs]ahrhunderte so groß ist, -
weil Wissenschaft und Technik mit den aus ihnen entspringenden Gehalten nicht
standhalten können gegen die hohen Glaubensgehalte und das Menschentum jenes
Ursprungs, - weil die Auflösung des modernen Denkens nichts Gehaltvolles aus eige-
nem Ursprung zur Überwindung bieten konnte, - weil die Einfachheit der Tiefe in
neuer Gestalt nicht da ist, und seine neue Gestalt, wenn sie käme, kaum behaupten
könnte, ohne den alten Gehalt bewahrt zu haben.
So bleibt das heute Wahrscheinliche: Verwandlung in der Wiederherstellung der
biblischen Religion.97
Gegen die Tendenzen des Zeitalters auf Trennung, Abschließung, Fanatisierung in
Gruppen (entsprechend den abschließenden Grenzen aus der Gesinnung der Totalpla-
nung) stehen die Tendenzen des Zusammenschlusses auf große einfache Wahrheit hin.
Aber wer könnte im Einzelfall entschleiern, was heute im Grunde abgestorben ist,
was ein vergebliches Sichklammern an verlorene Dinge bedeutet, - und was ursprüng-
lich ist und lebenstragend wird!
Daß aber im Bezug unseres Glaubens auf die biblische Religion zuletzt die Ent-
scheidung über die Zukunft unseres abendländischen Menschseins liegt, das scheint
gewiß.
Denkt man die Möglichkeit, daß eine Verwandlung der biblischen Religion nicht mehr
282 gelingt, daß sie vielmehr in den | erstarrenden Konfessionen abstirbt (statt in den
schützenden Gehäusen lebendig durch die Zeiten getragen zu werden) und daß sie
darum bei kommenden politischen Katastrophen einfach ausgelöscht werden könnte,
so müßte, weil der Mensch nicht aufhören kann, Mensch zu sein, etwas ursprünglich
Anderes erscheinen. Dieses Neue, für uns unvorstellbar, würde die biblische Religion
verschwinden lassen zu bloßer Erinnerung, wie es für uns die griechischen Mythen
sind, oder sogar diese Erinnerung verlieren. Lange Zeiten hätte sie Geltung gehabt, so
lange wie der Konfuzianismus, der heute in derselben Lage und Frage steht, noch nicht
so lange wie die alte ägyptische Religion.
Vom Ursprung und Ziel der Geschichte
handgreifliche Hilfe, und seien es Formen des Aberglaubens, doch in sich birgt, was
281 wiedererkannt werden kann in sublimen geistigen | Entfaltungen und aus dem Ur-
sprung im Menschen als Einzelnen, wie er unmittelbar zu Gott lebt.
Wenn der Zweifel an den heutigen Kirchen und ihrer Fähigkeit zur Metamorphose ih-
nen keine gute Prognose stellen möchte - vielleicht sehr irrig -, so braucht dieser Zwei-
fel keineswegs die biblische Religion zu treffen. Wahrscheinlich ist, daß der zukünf-
tige Glaube noch immer sich bewegen wird in Grundpositionen und Kategorien der
Achsenzeit, aus der auch die biblische Religion stammt: weil für eine Gesamtanschau-
ung der Geschichte der geistige Vorrang jener Ursprungs]ahrhunderte so groß ist, -
weil Wissenschaft und Technik mit den aus ihnen entspringenden Gehalten nicht
standhalten können gegen die hohen Glaubensgehalte und das Menschentum jenes
Ursprungs, - weil die Auflösung des modernen Denkens nichts Gehaltvolles aus eige-
nem Ursprung zur Überwindung bieten konnte, - weil die Einfachheit der Tiefe in
neuer Gestalt nicht da ist, und seine neue Gestalt, wenn sie käme, kaum behaupten
könnte, ohne den alten Gehalt bewahrt zu haben.
So bleibt das heute Wahrscheinliche: Verwandlung in der Wiederherstellung der
biblischen Religion.97
Gegen die Tendenzen des Zeitalters auf Trennung, Abschließung, Fanatisierung in
Gruppen (entsprechend den abschließenden Grenzen aus der Gesinnung der Totalpla-
nung) stehen die Tendenzen des Zusammenschlusses auf große einfache Wahrheit hin.
Aber wer könnte im Einzelfall entschleiern, was heute im Grunde abgestorben ist,
was ein vergebliches Sichklammern an verlorene Dinge bedeutet, - und was ursprüng-
lich ist und lebenstragend wird!
Daß aber im Bezug unseres Glaubens auf die biblische Religion zuletzt die Ent-
scheidung über die Zukunft unseres abendländischen Menschseins liegt, das scheint
gewiß.
Denkt man die Möglichkeit, daß eine Verwandlung der biblischen Religion nicht mehr
282 gelingt, daß sie vielmehr in den | erstarrenden Konfessionen abstirbt (statt in den
schützenden Gehäusen lebendig durch die Zeiten getragen zu werden) und daß sie
darum bei kommenden politischen Katastrophen einfach ausgelöscht werden könnte,
so müßte, weil der Mensch nicht aufhören kann, Mensch zu sein, etwas ursprünglich
Anderes erscheinen. Dieses Neue, für uns unvorstellbar, würde die biblische Religion
verschwinden lassen zu bloßer Erinnerung, wie es für uns die griechischen Mythen
sind, oder sogar diese Erinnerung verlieren. Lange Zeiten hätte sie Geltung gehabt, so
lange wie der Konfuzianismus, der heute in derselben Lage und Frage steht, noch nicht
so lange wie die alte ägyptische Religion.