Vorwort zu Nl< 6/1 und 6/2 XIII
Nietzsche auf dem Weg zu dem verzehrt hat, was er 1888 war, dann wird sich
schnell herausstellen, dass der vermeintlich so solitäre Denker einen von ihm
selbst als verwerflich charakterisierten Umgang mit dem Schrifttum pflegte,
dessen er sich zur intellektuellen Selbstkonstitution bediente.
Es ist ein Grundsatz des Historischen und kritischen Kommentars, dass sich
Nietzsches Werk nur angemessen verstehen lässt, wenn man es in seinen Kon-
texten zu verstehen sucht. Kontextualisierung schafft Distanz zu Nietzsches
denkerischem Extremismus. Erst diese Distanz ermöglicht es, sich zum Kom-
mentierten in ein reflektiertes Verhältnis zu setzen. Kontextualisierung ist eine
Form der Relativierung — wobei Relativierung nichts weiter bedeutet als: Ins-
Verhältnis-Setzen. Verstehen heißt Ins-Verhältnis-Setzen.
In Band 6/1 des Nietzsche-Kommentars werden die letzten beiden von Nietz-
sche selbst zum Druck gebrachten Schriften — Der Fall Wagner und Götzen-
Dämmerung — erläutert. Band 6/2 widmet sich den nachgelassenen Schriften
Der Antichrist, Ecce homo, Dionysos-Dithyramben und Nietzsche contra Wagner
in der Chronologie ihrer Entstehung.
Der in Band 6/2 enthaltene Kommentar zum Antichrist adaptiert über weite
Strecken mein im Jahr 2000 erschienenes Buch Friedrich Nietzsches „Der Anti-
christ". Ein philosophisch-historischer Kommentar (Basel: Schwabe = Sommer
2000a), freilich vielerorts berichtigt und ergänzt um neue Erkenntnisse. Der
interpretative Teil des Buches von 2000 entfällt hier. Dem Schwabe Verlag
danke ich sehr für die Abdruckgenehmigung der übernommenen Partien. In
anderen Kommentar-Teilen werden gelegentlich bereits publizierte Texte modi-
fiziert. So haben in den Überblickskommentaren zum Fall Wagner und zur
Götzen-Dämmerung meine Artikel für Kindlers Literatur Lexikon (3., völlig neu
bearbeitete Auflage, Stuttgart/Weimar: J. B. Metzler 2009) Verwendung gefun-
den, im Überblickskommentar zu Nietzsche contra Wagner ein Handbucharti-
kel (Sommer 2008a). Manche hilfreichen Informationen für die Kommentie-
rung bieten KSA 14, die Nachberichtsbände von KGW und KGB, die Er-
läuterungen zu KGW IX sowie die Sacherklärungen von Peter Pütz zu der im
Goldmann Verlag erschienenen Nietzsche-Ausgabe (Nietzsche 1992 u. 1994),
ebenso die Anmerkungen in fremdsprachigen Nietzsche-Ausgaben, namentlich
in den englischen von Duncan Large (Nietzsche 1998 u. 2007a). Nur bei wörtli-
chen Übernahmen und eingehenden Diskussionen wurde darauf jeweils ein
Einzelhinweis gegeben.
KSA 14 ediert auch eine ganze Reihe von Texten, die Mazzino Montinari
als „Vorstufen" dem jeweiligen Werk zugeordnet hat, und die daher nicht in
den Nachlassbänden KSA 12 und 13 erscheinen. Die Überprüfung an den Manu-
Nietzsche auf dem Weg zu dem verzehrt hat, was er 1888 war, dann wird sich
schnell herausstellen, dass der vermeintlich so solitäre Denker einen von ihm
selbst als verwerflich charakterisierten Umgang mit dem Schrifttum pflegte,
dessen er sich zur intellektuellen Selbstkonstitution bediente.
Es ist ein Grundsatz des Historischen und kritischen Kommentars, dass sich
Nietzsches Werk nur angemessen verstehen lässt, wenn man es in seinen Kon-
texten zu verstehen sucht. Kontextualisierung schafft Distanz zu Nietzsches
denkerischem Extremismus. Erst diese Distanz ermöglicht es, sich zum Kom-
mentierten in ein reflektiertes Verhältnis zu setzen. Kontextualisierung ist eine
Form der Relativierung — wobei Relativierung nichts weiter bedeutet als: Ins-
Verhältnis-Setzen. Verstehen heißt Ins-Verhältnis-Setzen.
In Band 6/1 des Nietzsche-Kommentars werden die letzten beiden von Nietz-
sche selbst zum Druck gebrachten Schriften — Der Fall Wagner und Götzen-
Dämmerung — erläutert. Band 6/2 widmet sich den nachgelassenen Schriften
Der Antichrist, Ecce homo, Dionysos-Dithyramben und Nietzsche contra Wagner
in der Chronologie ihrer Entstehung.
Der in Band 6/2 enthaltene Kommentar zum Antichrist adaptiert über weite
Strecken mein im Jahr 2000 erschienenes Buch Friedrich Nietzsches „Der Anti-
christ". Ein philosophisch-historischer Kommentar (Basel: Schwabe = Sommer
2000a), freilich vielerorts berichtigt und ergänzt um neue Erkenntnisse. Der
interpretative Teil des Buches von 2000 entfällt hier. Dem Schwabe Verlag
danke ich sehr für die Abdruckgenehmigung der übernommenen Partien. In
anderen Kommentar-Teilen werden gelegentlich bereits publizierte Texte modi-
fiziert. So haben in den Überblickskommentaren zum Fall Wagner und zur
Götzen-Dämmerung meine Artikel für Kindlers Literatur Lexikon (3., völlig neu
bearbeitete Auflage, Stuttgart/Weimar: J. B. Metzler 2009) Verwendung gefun-
den, im Überblickskommentar zu Nietzsche contra Wagner ein Handbucharti-
kel (Sommer 2008a). Manche hilfreichen Informationen für die Kommentie-
rung bieten KSA 14, die Nachberichtsbände von KGW und KGB, die Er-
läuterungen zu KGW IX sowie die Sacherklärungen von Peter Pütz zu der im
Goldmann Verlag erschienenen Nietzsche-Ausgabe (Nietzsche 1992 u. 1994),
ebenso die Anmerkungen in fremdsprachigen Nietzsche-Ausgaben, namentlich
in den englischen von Duncan Large (Nietzsche 1998 u. 2007a). Nur bei wörtli-
chen Übernahmen und eingehenden Diskussionen wurde darauf jeweils ein
Einzelhinweis gegeben.
KSA 14 ediert auch eine ganze Reihe von Texten, die Mazzino Montinari
als „Vorstufen" dem jeweiligen Werk zugeordnet hat, und die daher nicht in
den Nachlassbänden KSA 12 und 13 erscheinen. Die Überprüfung an den Manu-