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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0028
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3b und Mp XVII 3c in KSA 12, 247-338), die zeigen, dass es vor allem auch um
die Verwertung von älteren Aufzeichnungen ging, die dann teilweise in die
Schriften von 1888 einflossen. Der Antichrist in der endgültigen Gestalt hat mit
diesem Plan kaum Ähnlichkeiten, denn bald schon gab N. die Idee eines „Wil-
len zur Macht" genannten Werkes auf (vgl. z. B. Montinari 1996, Müller-Lauter
1995 u. Kuhn 1995).
Dafür avancierte Anfang September der Untertitel dieses Projektes zum
Haupttitel: Eine ebenfalls vier Bücher umfassende „Umwerthung aller Wer-
the" stellt nach wie vor eine „Philosophie der ewigen Wiederkunft" (Haupt-
überschrift dieses Buches: „Dionysos") an den Schluss, aber bereits den
„Antichrist. Versuch einer Kritik des Christenthums" als erstes Buch an
den Beginn des Werkes (NL 1888, KSA 13, 19[8], 545). Ein weiterer, sehr ähnli-
cher Entwurf ist einige Wochen jünger (NL 1888, KSA 13, 22[14], 589). Gemäß
dem Brief vom 07. 09. 1888 an Meta von Salis schrieb N. am 3. September die
Vorrede zur „Umwerthung" — „die stolzeste Vorrede, die vielleicht bisher
geschrieben worden ist" (KSB 8, Nr. 1102, S. 410, Z. 19-21). Tatsächlich begann
N. im Sommer 1888 mit der Ausarbeitung des „Müssiggangs eines Psycholo-
gen", den er schließlich in Gotzen-Dämmerung umtauft (vgl. NK ÜK GD 1). Das
Material zu diesem Werk bildet gleichzeitig die Grundlage von AC, so dass man
beide Werke als Zwillinge bezeichnen kann (vgl. Montinari 1984, 72; Stegmaier
1994, 31 paart AC mit Ecce homo zum Zwilling).
In Sils-Maria lebte N. bis zum 20. September und begab sich dann auf
eine abenteuerliche Rückfahrt nach Turin (vgl. EH GD 3, KSA 6, 355 f.). Am
30. September wird dort das Manuskript des ersten Buches der „Umwerthung
aller Werthe", Der Antichrist, druckfertig. „Es hat eine Energie und Durchsich-
tigkeit", heißt es bereits am 14. 09. 1888 in einem Brief an Overbeck, „welche
vielleicht von keinem Philosophen je erreicht worden ist. Es scheint mir, als
ob ich mit Einem Male schreiben gelernt hätte. Was den Inhalt, die Leiden-
schaft des Problems betrifft, so schneidet dieses Werk durch Jahrtausende hin-
durch — [...], und ich will schwören, daß Alles, was je zur Kritik des Christen-
thums gedacht und gesagt worden, eitel Kinderei dagegen ist." (KSB 8, Nr. 1115,
S. 434, Z. 44-52) Die „Umwerthung aller Werthe" wurde nun zu N.s Hauptauf-
gabe, zu der alles andere — etwa die Auseinandersetzung mit Wagner, die
im zeitgleich erscheinenden Fall Wagner dokumentiert ist — bloße Präludien
darstellten. Am 4. Oktober meldete N. seinem Verleger Naumann: „Befinden
bedeutend verbessert. Mein Sommer war ganz unerträglich." (KSB 8, Nr. 1124,
S. 446, Z. 15 f.).
Im Oktober ist noch immer von vier Büchern der „Umwerthung" die
Rede — „sie erscheinen einzeln", schrieb N. an Overbeck am 18. 10. 1888
(KSB 8, Nr. 1132, S. 453, Z. 14). Am 30. 10. 1888 kündigte N. Heinrich Köselitz
 
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