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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0428
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Stellenkommentar EH klug, KSA 6, S. 281 405

281, 23-29 So wenig als möglich sitzen; keinem Gedanken Glauben schenken,
der nicht im Freien geboren ist und bei freier Bewegung, — in dem nicht auch
die Muskeln ein Fest feiern. Alle Vorurtheile kommen aus den Eingeweiden. —
Das Sitzfleisch — ich sagte es schon einmal — die eigentliche Sünde wider den
heiligen Geist.] Vgl. GD Sprüche und Pfeile 34, KSA 6, 64 und Fere 1887, 24.
Auch N.s diätetischer Gewährsmann Josef Wiel verordnet: „Nicht selten ist eine
zu ruhige (sitzende) Lebensweise Ursache an der gestörten Verdauung. [...] Wo
es nicht anders geht, soll wenigstens alle freie Zeit zum Spazierengehen, Tur-
nen, Reiten und anderen, nicht zu sehr ermüdenden Leibesübungen verwendet
werden." (Wiel 1875, 177) Mit Hilfe von Schreber 1877 konnte N. die passende
Muskelgymnastik praktisch einüben, siehe auch seinen Brief an Ernst
Schmeitzner, 10. 09. 1878, KSB 5, Nr. 754, S. 352. NL 1887, KSA 12, 9[70], 372,
16 f. (KGW IX 6, W II 1, 92, 30-32) schöpft aus der Musikgeschichte ein
Anschauungsbeispiel: „Beethoven componirte gehend. Alle genialen Augen-
blicke sind von einem Überschuß an Muskelkraft begleitet", während NL 1888,
KSA 13, 15[111], 471, 13-18 das Gegenbeispiel präsentiert: „Über die Wir-
kung der Musik Wagners / Eine Musik, bei der man nicht im Takte ath-
men kann, ist ungesund. Wenn die Musik mit einer heiteren Göttlichkeit und
Gewißheit daherkommt, feiern auch unsere Muskeln ein Fest: — wir werden
stärker, es ist erlaubt, dies Wachsthum von Kraft sogar zu messen."
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281, 32-282, 7 Es steht Niemandem frei, überall zu leben; und wer grosse Auf-
gaben zu lösen hat, die seine ganze Kraft herausfordern, hat hier sogar eine sehr
enge Wahl. Der klimatische Einfluss auf den Stoffwechsel, seine Hemmung,
seine Beschleunigung, geht so weit, dass ein Fehlgriff in Ort und Klima Jemanden
nicht nur seiner Aufgabe entfremden, sondern ihm dieselbe überhaupt vorenthal-
ten kann: er bekommt sie nie zu Gesicht.] Z. B. Löwenfeld 1887, 45-58 und
Bock 1870, 557-563 erörtern den Einfluss der verschiedenen Klimata auf den
Gesundheitszustand ausführlich. „Indem wir den Nervenleidenden an einen
von seinem gewöhnlichen Domicil entfernten Ort senden, sind wir nicht nur in
der Lage, denselben den schädlichen Einflüssen, welche in dem Klima seines
Wohnortes gegeben sind, zu entziehen, sondern auch ihn unter klimatische
Verhältnisse zu bringen, welche positiv günstig auf seinen Zustand einwirken."
(Löwenfeld 1887, 46) Konkreter wird Meyer 1885-1892, 7, 846, wonach das
„eigentliche[.] Hochgebirge (900 m Höhe und darüber) mit seiner hohen Eva-
porationskraft der Luft, seiner dünnen, leicht durchsichtigen, meist trocknen
Atmosphäre, welche schroffen Temperaturwechseln ausgesetzt ist [...] noch
 
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