516 Ecce homo. Wie man wird, was man ist
ther Patronatsvereins], der Professor Nietzsche in Basel, kernvoll kräftig hinge-
zeichnet hat" (Nohl o. J., 94 f.). Darauf folgt ein fast zweiseitiges Zitat mit N.s
Inhaltszusammenfassung von Wagners Ring des Nibelungen aus UB IV WB 11
(KSA 1, 508 f., vgl. NK KSA 6, 17, 11-14). N. muss es 1888 unangenehm berührt
haben, ausgerechnet im Jahr seiner vehementen Abrechnung mit Wagner in
einem der damals am weitesten verbreiteten Wagner-Bücher — es erschien als
Reclam-Bändchen — als Propagandist der Wagnerschen Sache zu gelten und
damit für die bei Nohl behauptete, simultane Blüte von deutschem Reich, deut-
scher Kunst und deutschem Geist selber einen Beleg abzugeben. Vgl. dazu NK
KSA 6, 62, 20 f.
Zum Musikschriftsteller Richard Pohl (1826-1896) und seinem positiven
Engagement als Kritiker für Wagner vgl. Nohl o. J., 55. Pohl lancierte in dem
von N.s damaligem Verleger Ernst Wilhelm Fritzsch redigierten Musikalischen
Wochenblatt unter dem Titel Der Fall Nietzsche einen polemischen Artikel
gegen N. (Pohl 1888 = KGB III 7/3, 2, S. 1026-1033, vgl. Köselitz an N., 16. 11.
1888, KGB III 6, Nr. 607, S. 354), der zu N.s Bruch mit Fritzsch führte (vgl. N.
an Fritzsch, 18. 11. 1888, KSB 8, Nr. 1147, S. 477 und 20. 11. 1888, KSB 8, Nr. 1152,
S. 483 f.; Schaberg 2002, 220 f.). Pohl hatte den von N. gegen Wagner geäußer-
ten Pathologieverdacht auf N. selbst angewandt: „Der Mann ist krank." (KGB
III 7/3, 2, S. 1028) Er vermutete als Ursache von N.s Invektiven gegen Wagner
die gekränkte Eitelkeit des erfolglosen Opernkomponisten, der er insgeheim
sei.
Eine ähnliche Reihung wie in 324, 8 f. — mit dem Musikschriftsteller Hein-
rich Porges (1837-1900) an Kohls Stelle — findet sich bereits in Wagners Brief
an Erwin Rohde vom 29. Oktober 1872: „Ich finde, dass ich mit und durch
Nietzsche in recht gute Gesellschaft gekommen bin. Das können Sie nicht wis-
sen, was das heisst, sein langes Leben über in schlechter, oder wenigstens
alberner Gesellschaft verbracht zu haben. [...] Aber diese Wendung beginnt
auch wirklich erst mit Nietzsche: vorher schwang sich meine Sphäre nicht
höher, als bis zu Pohl, Nohl und Porges" (CBT 283). Die Reihung adoptiert
Rohde in seinem Brief an N. vom 14. 10. 1873, wo er über N.s und Wagners
Verleger Fritzsch schreibt: „In Betreff der ,Wagnerfrage' (welche ekelhafte
Bezeichnung in Lpz üblich zu sein scheint) äußerte er sich sehr muthlos und
in einigen Punkten so sonderbar, daß ich deutlich die Stimme der Pohl Nohl
und Porges vernahm und mich aufs Neue verwunderte, wie verfärbt und ver-
zerrt sich doch manche Dinge in einem Spiegel ausnehmen, die man mit /326/
eignen Augen als wohlgestaltet und gesunder Farbe erkannt hat." (KGB II 4,
Nr. 469, S. 325 f.) N. variiert dann die Reihung, und zwar bereits in seinem Brief
vom 22. 12. 1884 an Overbeck: „Ich habe ganz und gar keine Lust, eine neue
Art von Nohl, Pohl und ,Kohl' um mich aufwachsen zu lassen — und ziehe
ther Patronatsvereins], der Professor Nietzsche in Basel, kernvoll kräftig hinge-
zeichnet hat" (Nohl o. J., 94 f.). Darauf folgt ein fast zweiseitiges Zitat mit N.s
Inhaltszusammenfassung von Wagners Ring des Nibelungen aus UB IV WB 11
(KSA 1, 508 f., vgl. NK KSA 6, 17, 11-14). N. muss es 1888 unangenehm berührt
haben, ausgerechnet im Jahr seiner vehementen Abrechnung mit Wagner in
einem der damals am weitesten verbreiteten Wagner-Bücher — es erschien als
Reclam-Bändchen — als Propagandist der Wagnerschen Sache zu gelten und
damit für die bei Nohl behauptete, simultane Blüte von deutschem Reich, deut-
scher Kunst und deutschem Geist selber einen Beleg abzugeben. Vgl. dazu NK
KSA 6, 62, 20 f.
Zum Musikschriftsteller Richard Pohl (1826-1896) und seinem positiven
Engagement als Kritiker für Wagner vgl. Nohl o. J., 55. Pohl lancierte in dem
von N.s damaligem Verleger Ernst Wilhelm Fritzsch redigierten Musikalischen
Wochenblatt unter dem Titel Der Fall Nietzsche einen polemischen Artikel
gegen N. (Pohl 1888 = KGB III 7/3, 2, S. 1026-1033, vgl. Köselitz an N., 16. 11.
1888, KGB III 6, Nr. 607, S. 354), der zu N.s Bruch mit Fritzsch führte (vgl. N.
an Fritzsch, 18. 11. 1888, KSB 8, Nr. 1147, S. 477 und 20. 11. 1888, KSB 8, Nr. 1152,
S. 483 f.; Schaberg 2002, 220 f.). Pohl hatte den von N. gegen Wagner geäußer-
ten Pathologieverdacht auf N. selbst angewandt: „Der Mann ist krank." (KGB
III 7/3, 2, S. 1028) Er vermutete als Ursache von N.s Invektiven gegen Wagner
die gekränkte Eitelkeit des erfolglosen Opernkomponisten, der er insgeheim
sei.
Eine ähnliche Reihung wie in 324, 8 f. — mit dem Musikschriftsteller Hein-
rich Porges (1837-1900) an Kohls Stelle — findet sich bereits in Wagners Brief
an Erwin Rohde vom 29. Oktober 1872: „Ich finde, dass ich mit und durch
Nietzsche in recht gute Gesellschaft gekommen bin. Das können Sie nicht wis-
sen, was das heisst, sein langes Leben über in schlechter, oder wenigstens
alberner Gesellschaft verbracht zu haben. [...] Aber diese Wendung beginnt
auch wirklich erst mit Nietzsche: vorher schwang sich meine Sphäre nicht
höher, als bis zu Pohl, Nohl und Porges" (CBT 283). Die Reihung adoptiert
Rohde in seinem Brief an N. vom 14. 10. 1873, wo er über N.s und Wagners
Verleger Fritzsch schreibt: „In Betreff der ,Wagnerfrage' (welche ekelhafte
Bezeichnung in Lpz üblich zu sein scheint) äußerte er sich sehr muthlos und
in einigen Punkten so sonderbar, daß ich deutlich die Stimme der Pohl Nohl
und Porges vernahm und mich aufs Neue verwunderte, wie verfärbt und ver-
zerrt sich doch manche Dinge in einem Spiegel ausnehmen, die man mit /326/
eignen Augen als wohlgestaltet und gesunder Farbe erkannt hat." (KGB II 4,
Nr. 469, S. 325 f.) N. variiert dann die Reihung, und zwar bereits in seinem Brief
vom 22. 12. 1884 an Overbeck: „Ich habe ganz und gar keine Lust, eine neue
Art von Nohl, Pohl und ,Kohl' um mich aufwachsen zu lassen — und ziehe