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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Pöschl, Viktor [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1990, 2. Abhandlung): Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom: ein historisches Monument der Antike ; vorgetragen am 9. Dezember 1989 ; Viktor Pöschl zum 80. Geburtstag gewidmet — Heidelberg: Winter, 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.48160#0019
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Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom

17

Im Mittelalter hielt man das Monument für das Grabmal Caesars, in
dem Glauben, daß die vergoldete, von einem Dorn gekrönte Bronzeku-
gel auf der Spitze des Obelisken die Asche des Diktators beherbergt, um
erkennen zu lassen, daß die Welt ihm nicht nur zu seinen Lebzeiten,
sondern auch nach seinem Tode unterworfen war.'1 Die Aufstellung auf
dem heutigen Platz erfolgte im Jahre 1586 auf Anordnung des Papstes
Sixtus V. unter Leitung des Architekten Domenico Fontana; damals
wurde die Kugel auf der Spitze des Monuments durch ein Kreuz ersetzt.5 6
Seitdem gilt das Denkmal als eines der bekanntesten antiken Monu-
mente Roms, dank seiner Stellung in der Mitte der Piazza di S. Pietro,
freilich auch dank seiner Größe - denn mit seiner heutigen Höhe von
33,56m (ohne das Kreuz), wovon der Obelisk selbst ohne den Sockel
25,31m mißt, ist er nach dem Lateran-Obelisken, den Konstantin der
Große nach Rom zu bringen befahl, der größte der dort befindlichen
Obelisken.7
Somit scheint die Geschichte des Vatikan-Obelisken problemlos zu
sein. Die vorhandenen antiken Quellen für dieses Monument legen die
Notwendigkeit einer erneuten systematischen Untersuchung auf den er-
sten Blick jedenfalls kaum nahe. Diese Quellen sind einerseits Hinweise
in der antiken Literatur, insbesondere in der Naturalis historia Plinius
des Älteren, andererseits die Inschriften auf dem Obelisken selbst.
Plinius spricht in seinem enzyklopädischen Werk im Zusammenhang
mit der Behandlung der Bäume beiläufig von dem Schiff, das den im
Vatikanischen Zirkus aufgestellten Obelisken auf Befehl des Kaisers
Caligula aus Ägypten nach Rom brachte: Abies admirationis praecipuae
visa est in nave quae ex Aegypto Gaiprincipis iussu obeliscum in Vaticano
circo statutum quattuorque truncos lapidis eiusdem ad sustinendum eum
adduxit.8 In seinen Ausführungen über die Obelisken findet sich zu-
5 Ausführlich C. D’Onofrio, Obelischi di Roma2 13ff.; hierzu und zur Geschichte des
Obelisken im Mittelalter siehe noch unten, S. 92ff.
6 D. Fontana berichtet darüber ausführlich in seiner Schrift Della trasportazione dell’
obelisco vaticano. Vgl. hierzu C. D’Onofrio, Obelischi di Roma2 71 ff.
7 Maße: C. D’Onofrio, Obelischi di Roma2 53. Zur Größe der Obelisken Roms siehe die
vergleichenden Abbildungen ebd. Tav. 2-3 nach G.B. Cipriani, Dodici obelischi, mit
einem Zusatz; vgl. E. Buchner, Röm. Mitt. 83, 1976, 328f. = Sonnenuhr 16f. Abb. 1-2.
8 Plin., N.h. 16,201. Plinius berichtet über dieses Schiff weiterhin wie folgt (ebd. 16,
201 f.): Qua nave nihil admirabilius visum in mari certum est. CXX modium lentis pro
saburra ei fuere. Longitudo spatium obtinuit magna ex parte Ostiensis portus latere laevo.
Ibi namque demersa est Claudio principe cum tribus molibus turrium altitudine in ea
exaedificatis obiter Puteolano pulvere advectisque. Arboris eius crassitudo quattuor ho-
minum ulnas conplectentium implebat usw. Reste des bei Plinius erwähnten Schiffes ka-
 
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