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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Pöschl, Viktor [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1990, 2. Abhandlung): Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom: ein historisches Monument der Antike ; vorgetragen am 9. Dezember 1989 ; Viktor Pöschl zum 80. Geburtstag gewidmet — Heidelberg: Winter, 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.48160#0024
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Geza Alföldy

in früheren Zeiten Inschriften fälschten, dann suchten sie ihre Ziele, so
etwa die Steigerung des Ruhmes ihrer Heimat, eines Gönners oder ihrer
eigenen Person, durch verständliche Texte zu erreichen,19 20 und ihre Me-
thode bestand nie darin, ihrem Publikum angebliche Dübellochreste zu
präsentieren, aus denen beim damaligen Stand der epigraphischen Wis-
senschaft niemand hätte Inschriften wiederherstellen können. Zweitens
entsprechen die von Magi auf dem Vatikan-Obelisken beobachteten
Dübellöcher einwandfrei denjenigen auf vielen anderen antiken Mo-
numenten, auf denen sich zweifellos Inschriften aus bronzenen Buchsta-
ben befanden.211 Darüber hinaus gibt es dafür, daß auf dem Obelisken
für die Anbringung der späteren Inschrift mit der Widmung an Augustus
und Tiberius die beiden Inschriftfelder - mit einer Fläche von 80 X
233 cm auf der Ostseite und von 80 x 246 cm auf der Westseite nach der
heutigen Aufstellung - eingetieft wurden (Taf. II-III), keinen anderen
sinnvoll vorstellbaren Grund als die Absicht, die Reste einer früheren
Inschrift möglichst zu entfernen.21
Allerdings blieb gegenüber der Rekonstruktion der Inschrift des Vati-
kan-Obelisken durch Magi auch der Altmeister der italienischen Epigra-
phik, A. Degrassi, höchst skeptisch,22 und die englische Epigraphikerin
J. Reynolds lehnte die Identifizierung des Dedikanten mit dem praefec-
tus Aegypti C. Cornelius Gallus entschieden ab.23 Die meisten Gelehr-
ten gingen davon aus, daß Magi recht hatte,24 25 eine Überprüfung seiner
Rekonstruktion wurde jedoch noch nie vorgenommen.
Diese Überprüfung war durch das eingehende Studium der beiden
Abgüsse möglich, die seinerzeit Magi von den beiden Fassungen der
Inschrift hatte erstellen lassen und die gegenwärtig im Lapidario Pro-
fano Ex-Lateranense aufbewahrt werden (Taf. IV-VI).22 Die beiden
gleichlautenden Fassungen des Textes bestanden aus 14 bis 15 cm hohen
Buchstaben, die offensichtlich aus Bronze gegossen waren und durch
19 G. Alföldy, ZPE 77, 1989, 173.
20 Siehe hierzu ausführlich S.68ff.
21 Siehe S. 25 und 78.
22 A. Degrassi, Acta of the Fifth Internat. Congr. of Greek and Latin Epigraphy 156 -
Scritti vari IV 43 f.
23 J. Reynolds, JRS 61, 1971, 146.
24 Vgl. etwa die in Anm. 12 angeführte Literatur mit der Wiederholung des von Magi
rekonstruierten Textes. Leichte Zweifel bei F. Coarelli, Rom 318f.; vgl. auch G. Highet
bei F. Bömer, Gymnasium 73, 1966, 240 und D. Kienast, Augustus 354 Anm. 170.
25 Der Abguß der Inschrift auf der Ostseite befand sich bis vor kurzem in einem anderen
Magazin an einer schwer zugänglichen Stelle, bis I. Di Stefano und P. Liverani freundli-
cherweise auch ihn in die erwähnte Studiensammlung hinüberschaffen ließen.
 
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