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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Pöschl, Viktor [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1990, 2. Abhandlung): Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom: ein historisches Monument der Antike ; vorgetragen am 9. Dezember 1989 ; Viktor Pöschl zum 80. Geburtstag gewidmet — Heidelberg: Winter, 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.48160#0054
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Geza Alföldy

noeion für den Vatikan-Obelisken läßt sich ganz deutlich daran erken-
nen, daß beide nicht direkt auf dem Granitsockel standen, sondern auf
dazwischen eingefügten Trägern aus Stein bzw. aus Bronze.w Zugleich
können wir im Vatikan-Obelisken angesichts seiner Vorbereitung für
einen konkreten Zweck unter Kleopatra und seiner Inanspruchnahme
durch C. Cornelius Gallus für die Verherrlichung Oktavians das Binde-
glied zwischen einer altägyptischen und hellenistischen Tradition einer-
seits und der späteren römischen Obeliskentradition andererseits erblik-
ken. Auch die nächsten beiden „römischen“ Obelisken befanden sich in
Alexandria: Diese sind die beiden Monumente, die 13/12 v. Chr. der
damalige Präfekt Ägyptens, P. Rubrius Barbarus, mit bewußtem Rück-
griff auf die altägyptischen Vorbilder als Paar vor dem Eingang des Kai-
sertempels aufstellen ließ.99 100 Erst danach wurden derartige Denkmäler
auch im augusteischen Rom aufgerichtet. Die beiden frühesten Obelis-
ken, die Augustus in die Reichshauptstadt transportieren ließ (Taf. X 1
und VIII), nämlich derjenige auf der Spina des Circus Maximus (heute
auf der Piazza del Popolo) und derjenige, der als Uhrzeiger seiner
monumentalen Sonnenuhr auf dem Marsfeld diente (heute auf der Piazza
Montecitorio), wurden von ihm erst 10/9 v. Chr. als Weihungen an den
Sonnengott mit lateinischen Widmungsinschriften versehen.101 Die
späteren Obelisken Roms - so die beiden, die offenbar ebenfalls schon
seit der Zeit des Augustus am Eingang des Mausoleum Augusti stan-
den (heute auf der Piazza del Quirinale bzw. auf der Piazza dell’Esqui-
lino, siehe Taf. IX und XVI),102 weiterhin eine ganze Reihe von Obe-
99 Plin., N. h. 36,69. Siehe hierzu F. Magi, Capitolium 38,1963, 489f.; A. Adriani, Reper-
torio I-II 208; F. Magi, Strenna dei Romanisti 28,1967, 262ff. (zu den antiken Trägern
ebd. 263); C. Salvaterra, Aegyptus 67, 1987, 180.
100 Plin., N.h. 36,69. Der eine dieser beiden Obelisken stand in situ, bis er 1879 als Ge-
schenk nach New York gelangte, der andere, der auf dem Boden lag, kam 1877 nach
London. Zu den Fundumständen vgl. die Literatur in Anm. 78. Inschrift des New
Yorker Obelisken (auf einer bronzenen Krebsfigur, die mit drei anderen zusammen als
Träger diente): CIL III6588 cf. p. 1203 = IGRRI/II1072 = OGIS II656; siehe ausführ-
lich A. C. Merriam, The Greek and Latin Inscriptions on the Obelisk-Crab in the Me-
tropolitan Museum (New York 1883); vgl. dens., Trans. Amer. Philol. Ass. 14, 1883,
5 ff.
101 Plin., N.h. 36,71-73; Widmungsinschriften: CIL VI 701-702 = ILS 91 = V. Ehrenberg
- A. H. M. Jones, Documents2 Nr. 14. Der Einweihungstag des Solarium Augusti war
nach E. Buchner, Röm. Mitt. 83, 1976, 332. 360 = Sonnenuhr 10. 50, der 30.1.9.
102 Siehe etwa E. Iversen, Obelisksin Exile 147ff. und 115ff. Zum Zeitpunkt des Transpor-
tes nach Rom siehe D. Böschung, Hefte des Arch. Seminars der Univ. Bern 6,1980,39,
der zeigt, daß wir aus dem Schweigen des Plinius über diese Obelisken keinen späteren
Zeitpunkt für die Aufstellung vor dem Mausoleum des Augustus erschließen können.
 
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