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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]; Pöschl, Viktor [Honoree]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1990, 2. Abhandlung): Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom: ein historisches Monument der Antike ; vorgetragen am 9. Dezember 1989 ; Viktor Pöschl zum 80. Geburtstag gewidmet — Heidelberg: Winter, 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.48160#0061
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Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom

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Freilich war gerade das alexandrinische Forum lulium, auf dem diese
Sonnenuhr lokalisiert werden müßte, kein gewöhnlicher Versamm-
lungs- oder Marktplatz, sondern ähnlich wie in Rom die Kaiserfora und
während der Kaiserzeit auch das Forum Romanum ein Platz für Herr-
scherkult und Herrschaftsrepräsentation, noch dazu, wie wir aus dem
Gebrauch des Ausdrucks cuQU/copiat bei Philo erschließen können, mit
einer wohl außergewöhnlich großen Ausdehnung. "<s Zugleich aber ent-
sprach es nicht zuletzt gerade in Alexandria einer Tradition, daß öffent-
liche Zeitmessungsinstrumente in Bauten selbst mit den „gewöhnli-
chen“ Aufgaben eines Forum untergebracht wurden: Die berühmteste
astronomische Uhr des Hellenismus, diejenige des Hipparchos aus dem
3. Jahrhundert v. Chr., befand sich in der sog. „Viereckigen Stoa“, al-
lem Anschein nach innerhalb der hellenistischen Agora.114 Öffentliche
Uhrwerke gab es auch auf anderen Fora und Marktplätzen, u.a. auch
auf dem Forum Romanum.12(1
Obwohl die Zeit im Alten Ägypten nicht mit Sonnen-, sondern mit
Wasseruhren gemessen wurde, war dort das Prinzip der Sonnenuhr mit
einem entsprechenden Gnomon, die im Vorderen Orient bereits im drit-
ten Jahrtausend erfunden worden war und sich im 6. Jahrhundert v. Chr.
von Babylon aus in Griechenland und von dort später auch in Rom ver-
breitete, durchaus bekannt.121 Spätestens seit dem Zeitalter des Helle-
nismus waren Sonnenuhren in der antiken Welt allgemein in Gebrauch,
und zwar neben den hemisphärischen und konischen Vertikaluhren
auch die nach der beilförmig angeordneten Lineatur des Uhrfeldes als
Pelekinon benannten Horizontaluhren, zu denen auch das Solarium Au-
gusti in Rom gehörte. Solche Horizontaluhren gab es auch im hellenisti-
schen Ägypten,122 auch wenn wir aus der Zeit der ptolemäischen Könige
keine Angaben für die Existenz einer monumentalen Sonnenuhr mit
einem Obelisken als Gnomon besitzen. Für die frühe Kaiserzeit läßt sich
jedoch zumindest ein Vorhaben ermitteln, das mit ziemlicher Wahr-
118 Vgi. S.43 mit Anm. 79.
119 P. M. Fraser, Alexandria I 30 und II 98 Anm. 221-222; II 609 Anm. 373.
12,1 Die erste öffentliche Sonnenuhr Roms wurde nach Fabius Pictor 294 v. Chr. vor dem
Quirinustempel, nach Varro jedoch 264 v. Chr. auf dem Forum Romanum bei den
Rostra aufgestellt, Plin., N.h. 7,214.
121 Entstehung und Verbreitung von Sonnenuhren: A. Rehm, RE VIII 2 (1913) 2416ff.;
H. Diels, Antike Technik 155 ff. Zur Kenntnis des Sonnenuhrprinzips in Ägypten siehe
Apion bei los., Contra Apionem 2,11, vgl. hierzu E Magi, Capitolium 38, 1963, 494
Anm. 30; A. Roullet, Egyptian and Egyptianizing Monuments 45.
122 Siehe S. 63 mit Anm. 133.
 
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