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Jayme, Erik; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1991, 3. Abhandlung): Kunstwerk und Nation: Zuordnungsprobleme im internationalen Kulturgüterschutz ; vorgetragen am 27. Oktober 1990 — Heidelberg: Winter, 1991

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48163#0011
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Kunstwerk und Nation

9

am 1. 1. 1989 in Kraft getretene schwedische Gesetz über die Verwal-
tung des Kulturerbes stellt auf die Nationalität des Künstlers ab.9 Schwe-
dische Kunstwerke sind danach solche, die in Schweden oder im Aus-
land wirklich oder vermutlich von einem Schweden geschaffen wurden,
ausländische dagegen solche, die von einem Nichtschweden stammen.
Andere Kriterien sind denkbar. Die Weimarer Reichsverfassung sprach
vom deutschen Kunstbesitz (Art. 150). Dabei tritt die territoriale Bin-
dung des Kunstwerks an eine Nation in den Vordergrund.10
Eine solche örtliche Gebundenheit bringt im übrigen den Kulturgü-
terschutz in die Nähe des Denkmalschutzes.11 So geht die Weimarer
Reichsverfassung insoweit auf die Denkmalschutzgesetze der Großher-
zogtümer Hessen-Darmstadt und Oldenburg zurück.12
II. Nationale Gesetze - Internationales Recht
Es gibt nun Staaten, die nahezu das gesamte Kulturgut, das sich auf
ihrem Territorium befindet, zum nationalen, nicht exportfähigen Kul-
turgut erklären. So hat Mexiko - spätestens seit 1972 - die gesamte prä-
kolumbianische Kunst, die auf mexikanischem Boden geschaffen
9 Englische - offiziöse - Übersetzung des Chapter 5 section 2: „The term Swedish items
of historic interest refers to items which were actually or presumably made in Sweden
or in some other country by a Swede. The term foreign items of historic interest refers
to items made in another country by a non-Swede.“ Vgl. hierzu Adlercreutz, The Pro-
tection of Cultural Heritage, in: StrömholmIHemström, Swedish National Reports to
the XHIth International Congress of Comparative Law Montreal 1990, Uppsala 1990,
S. 239ff., 244f.
111 Vgl. hierzu Engstler, Die territoriale Bindung von Kulturgütern im Rahmen des Völ-
kerrechts, 1964. Ähnlich VGH Mannheim, 14. 3. 1986, NJW 1987, 1440f.: „Das Wort
„deutsch“ ist hier nur eine Ortsbestimmung, d. h. geschützt wird der Kulturbesitz, der
sich im Geltungsbereich des Gesetzes befindet, gleichgültig ob er deutscher oder aus-
ländischer Herkunft und ob er schon lange oder erst seit kurzem hier ist.“
11 Vgl. hierzu Rainer Hofmann, The Protection of the Cultural Heritage in the Federal
Republic of Germany, in: Bernhardt!Beyerlin, Xlllth International Congress of Com-
parative Law Montreal 1990 - Reports on German Public Law, Heidelberg 1990, S.
189ff., 191 ff.
12 Gesetz den Denkmalschutz betreffend vom 16. 7. 1902, in: Großherzoglich Hessisches
Regierungsblatt 1902, S. 275 ff.; Denkmalschutzgesetz für das Großherzogtum Olden-
burg vom 18. 5. 1911, in: Gesetzblatt für das Großherzogtum Oldenburg Band 37
(1911), S. 959 ff. Vgl. zum hessischen Recht Werner Hartung, Denkmalpflege und Hei-
matschutz im wilhelminischen Deutschland 1900-1913, in: Österreichische Zeitschrift
für Kunst und Denkmalpflege 1989, 173ff., 177.
 
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