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Jayme, Erik; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1991, 3. Abhandlung): Kunstwerk und Nation: Zuordnungsprobleme im internationalen Kulturgüterschutz ; vorgetragen am 27. Oktober 1990 — Heidelberg: Winter, 1991

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https://doi.org/10.11588/diglit.48163#0027
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Kunstwerk und Nation

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handlungspartner damit argumentierten, daß so viele Kulturgüter in
Rom verstaubten und unzugänglich seien74 - ein Argument von schla-
gender Aktualität, das jedem heutigen Italienreisenden leicht von den
Lippen geht -, versicherte Canova, daß die Werke nach ihrer Rückfüh-
rung öffentlich zugänglich sein würden, und schrieb einen entsprechen-
den Brief an den Kardinal Consalvi.75 Die Idee eines jedermann zugäng-
lichen Nationalmuseums verhilft der guten Sache zum Durchbruch. Raf-
faels „Verklärung“ kehrt nach Rom zurück.
XIV Canova und die Rückkehr eines Teils der Bibliotheca
Palatina nach Heidelberg
Am Rande mag erwähnt werden, daß sich die Universität Heidelberg
hier geschickt einzumischen verstand.76 Unter den 100 nach Frankreich
entführten, kostbaren Büchern der Vatikanischen Bibliothek befanden
sich 39 Codices, die einst der Bibliotheca Palatina angehört hatten, wel-
che nach der Einnahme Heidelbergs 1622 von Tilly geraubt an Maximi-
lian von Bayern gelangten, der sie dem Papst schenkte.77 Die Biblio-
schichte der Kunst möglichst vollständig darstellen sollte. Vgl. hierzu Cornelia Syre,
Der Kunst-„Enthusiasm“ Ludwigs und die Erwerbung der Gemälde, in: Syre, Frühe
italienische Gemälde aus dem Bestand der Alten Pinakothek, München 1990, S. 21 ff.,
22. Zum „Musee Napoleon“ vgl. Paul Wescher, Kunstraub unter Napoleon, Berlin
1976, S. 88 ff.
74 Vgl. Antonio d’Este, oben Note 58, S. 205ff.; Wescher, vorige Note, S. 138ff.; Bruno
Molajoli, Le benemerenze di Antonio Canova nella salvaguardia del patrimonio arti-
stico, in Rosso-Mazzinghi (Hrsg.), oben Note 31, S. 13ff.
75 Brief Canovas v. 2-10-1815, abgedruckt bei Antonio d’Este, oben Note 58, S. 206-207
N. 1: „il pontificio governo d’orain poi, invece di lasciare tali monumenti dispersi quae
colä, come erasi fatto in addietro in siti disavantaggiosi, e non accessibili agli artisti, ne
avria instituita una pubblica galleria, sull’esempio delle altre insigni capitali d’Europa,
perche rimaner debbono esposti allo Studio e commodo della gioventü d’ogni nazione
ehe recasi a Roma ad apprendere le arti del disegno . ..“. „Quest’ asserzione cagionö
gran persuasione negli animi, ed influi particolarmente a sanzionare la recupera dei
reclamati oggetti. Sieche il loro ritorno alla patria ehe gli vidde nascere viene accordato
con l’espressa condizione ehe servano a pubblica e generale utilitä. . .“.
76 Vgl. hierzu Herbert Bastgen, Vatikanische Dokumente zur Herausgabe der Codices an
die Heidelberger Universität im Jahre 1816, in: Neue Heidelberger Jahrbücher-Neue
Folge 1929, S. 52ff.; Wilhelm Port, Deutsche Akten über die Rückgabe der Biblio-
theca Palatina durch den Vatikan im Jahre 1815/16, a.gl.O., S. lOOff. Die sich im
Canova-Archiv im Museo Civico von Bassano befindlichen Akten zur Rückgabe von
Teilen der Palatina sind offenbar noch nicht veröffentlicht worden.
77 Vgl. hierzu E(lmar) M(ittler), Raub oder Rettung, in: Elmar Mittler u. a. (Hrsg.), Bi-
 
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