Metadaten

Jayme, Erik; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1991, 3. Abhandlung): Kunstwerk und Nation: Zuordnungsprobleme im internationalen Kulturgüterschutz ; vorgetragen am 27. Oktober 1990 — Heidelberg: Winter, 1991

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48163#0024
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
22

Erik Jayme

als Republik verstanden verkörperten das werdende Italien. Hinzu
kam, daß Canova es verstand, den Gedanken des nationalen Schutzes
von Kunstwerken in die Tat umzusetzen. Er war damals bereits der erste
Künstler seiner Zeit. Auf sein Betreiben erläßt der neue Papst Pius VII
Chiaramonti in einem Motuproprio vom 1. Oktober 1802 ein Gesetz,
das die Ausfuhr von Kulturgütern verbietet.58 Noch geht es darum, die
Lücken der staatlichen Sammlungen zu füllen. Ein Aufschrei des Kunst-
handels und des römischen Adels war die Folge. Canova kaufte mit eige-
nem Geld 80 zum Export bestimmte Stücke von der Familie Giustiniani
und schenkte sie dem Papst für das neue staatliche Museum, das als
„Museo Chiaramonti“ eingerichtet wurde.59
XII. Kulturgüterschutz als öffentliche Aufgabe -
Canovas Gespräche mit Napoleon
Canova wird nicht müde, die Erhaltung der Kunstwerke als staatliche
Aufgabe herauszustellen, die über die privaten Eigentumsverhältnisse
hinausgehe.60 Im Oktober 1810 ist Canova in Paris, um eine Porträtbü-
ste der Kaiserin Marie Luise zu modellieren. Seine Gespräche mit Napo-
leon zeichnet er auf.61 Napoleon hatte Antiken vom Fürsten Borghese
erworben. Canova konnte es sich leisten, darauf hinzuweisen, daß das
römische Volk ein heiliges Recht auf die Antikenfunde habe, die weder
die Adelsfamilien noch der Fürst selbst aus Rom wegbringen dürften.62
sola accademia e repubblica letteraria, l’oggetto di cui fosse perfezionar le arti e scienze
col mostrarne, correggerne gli abusi e coli’insegnarne l’uso vero (Hervorhebung im
Original). Vgl. auch Aldo Andreoli, Come nacque nel Muratori l'idea dei „Primi Di-
segni della Repubblica letteraria d’Italia“, in: Accademia Nazionale di Scienze. Let-
tere e Arti Modena - Atti e Memorie serie VI, Bd. XI (1969), S. 64.
58 Memorie di Antonio Canova scritte da Antonio d’Este e pubblicate per cura di Alessan-
dro d’Este con note e documenti, Firenze 1864, S. 112.
59 Antonio d’Este, vorige Note, S. 113.
60 Canova zu Napoleon: „Quella chiesa di Santa Croce... e in assai cattivo stato: dal
tetto vi piove, ed ogni parte abbisogna di ripari. E della gloria della Maestä Vostra il
conservare que’bei monumenti, e se il Governo va al possesso delle rendite, e ben
giusto ehe lasci la dote pel mantenimento delle fabbriche.. .“, zitiert nach Giovanni
Rosini, Saggio sulla vita e sulle opere di Antonio Canova, Pisa 1825, Nota 57, XXX.
61 Vgl. hierzu und zum folgenden das Kapitel „Dialoghi del Canova con Napoleone“, in:
Melchior Missirini, Della vita di Antonio Canova, Prato 1824, S. 243ff. Wörtlicher
Abdruck der Aufzeichnungen der Gespräche bei Giovanni Rosini, vorige Note, Nota
57 (XIXff.).
62 Missirini, vorige Note, S. 245.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften