Martin Bucers Deutsche Schriften

3. STRASSBURGER BEDENKEN IN RELIGIONSSACHEN

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Derhalbenn ist denn Bischouenn nit allein aufs Ernstlichst gebothen, das kirchen
gut nit durch sich selb, sonder durch jre Recht verordente Vitzthomben1, Meier2
vnnd scheffener3 züuerwaltten, Sonder auch verordenet wordenn, Wann ein Bi-
schof nit wolte solche Vitzthomben, Meier vnnd schaffner verorden, sonder das kir-
chen gut dürch sich selb verwalttenn, das alß dann auch widder des Bischofs willenn
solche vei'weser gewehlet vnnd verordenet werdenn aus gemeinem Rath der andern
clericen, das ist kirchen diener, distinct. 16. q. 7, c. Quoniam4, I 205Z I jnn welchem
Capittel gemeldet wurdt, das diese satzung ist jm grossen Concilio, zu Calcedon ge-
halten5, gemacht wordenn.
Weill nhun dem jha also, So solte jha die Keyfserliche] Ma[jes]t[ä]t sich mit nich-
ten beschweren, denn kirchen erstlichen jre ordentliche whall vnnd einsetzung,
zucht vnd ordnung jrer recht geistlichen diener des worts, der Sacramenten vnnd
der gantzen seelsorge widder zustellenn, Wie jnen dis alles in Canonibüs vnnd auch
den Keiserlichen Rechten vorgeschrieben vnd gebothen jst, Dauon wir jm dritten
Artickell des Braunschweigischen bedenckens jnhalt der Canonum vnnd legum an-
zeige gethan habenn6.
Zum andern, damit dan auch das zeitlich der Kirchen woll vnnd Recht versehenn
wurde, So sehr jre Ma[jes]t[ä]t verhelffen, das jeden Stieften wider vicedomini7,
Maiores domus8, defensores9 vnnd Oeconomi10 - Vitzthumb, Meier, Pfleger
vnnd Scheffner - verordnet wurden, Wie das etwan die kirchen ordnungenn gewe-
senn, alls wirs habenn distinct. 8911, vnnd dieselben lassen die eussere der landen
vnnd leuthenn, so zu den kirchen komhen, verwalten vnnd Regieren, Auch dem hei-
ligen Reich sein geburende I 2oyv I dinst leistenn, vonn wegen deren Kirchenn, die
auch den kirchen jrer verwaltigung vnnd Regierung rechenschaft geben solttenn.
Vnnd damit kein Standt sich zu beclagenn hette, weil der fursten, Grauen vnnd
Edeler kinder in besitzung vnnd verwaltung der stieften vnd der Reichern Closter
komen, Ob woll die Canones nichtz dan die geistliche geistligkeit vnnd gar nit den

1. >vicedomini<, Vertreter, Statthalter, Verwalter; Grimm 26 (= XII,2), Sp. 387; vgl. unten Z. i8f.
2. sc. >maiores domus<; vgl. unten Z. 19 mit Anm. 8.
3. sc. Schaffner, Verwalter, Aufseher, >oeconomi<; vgl. unten Z. 19 mit Anm. 10.
4. Kanon 26 des 1m Jahre 451 abgehaltenen Konzils von Chalkedon (COD, S.99,1—18), aufge-
nommen m: Decr. Grat. II, C. 16, qu. 7, c. 21 (Friedberg I, Sp. 806).
5. Vgl. oben Anm. 4.
6. Vgl. oben S. 58,14-64,20.
7. Vgl. Decr. Grat. I, Dist. 89, c. 2f. (Friedberg I, Sp. 311 f.)
8. Vgl. Decr. Grat. I, Dist. 89, c. 2 (Friedberg I, Sp.311); vgl. auch Fleckenstein, Hausmeier.
9. Vgl. Cod. Just. 1,12,6 (ClCiv II, S.66f.); Primus ordo romanus 2, PL 78, Sp.937; Decreta et
constitutiones Constantim magm, PL 8, Sp. 134h; vgl. auch BDS 11,1, S.60f., Anm. 233.
10. Vgl. Decr. Grat. I, Dist. 75, c. 2 (Friedberg I, Sp. 265 f.); Dist. 89, c. 1-5 (Friedberg I, Sp. 311h)
sowie Cod. Just. 1,2,14 (ClCiv II, S. 13 f.); vgl. auch die Ausführungen Bucers m >De regno ChristK,
BOL 15, S. 123L
11. Decr. Grat. I, Dist. 89 (Friedberg I, Sp.310-313); vgl. BOL 15, S. 123.