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3. SONDERGUTACHTEN FUR DEN EISENACHER BUNDESTAG
von denen kirchenn, deren sie seindt, abreissen1 vnd am andere orth oder vnnther
andere Herschafften thun.
Zum Anndern, das sie mit jren vorkerten2 3 4 predigenn vnnd Ceremonien auch vor-
banneten gesang, distinct. 92^, vnsere kirchen vnbetrubt lassenn.
Zum Drittenn, das sie die so grausame Symonei mit den gaistlichen lehen 12 iiv I ober-
sehenk4 vnnd nit so gar vntaugliche personen zu allen kirchen dinsten vff die Stiefft
vfnemen, vnnd wo sie offentliche Symoney, wie bißher bescheenn, begiengen oder
sogar vntaugliche personen jn die stiefft vfnemen, das jnen die obrigkeiten jn Steten
dasselbige vermoge der Canonum vnnd legum weren solten. Wie dan Symonia Cri-
men publicum et crimen maiestatfis]5 ist6, L. Si quenquam C. de episcopis et cleri-
[cis]7.
Es were yhe zuerbarmen, Soltenn die obern jn steten, die jrer kirchen patronen
sein sollen, so zu gar groben sacrilegio an jren kirchen ymer zusehenn, weder Babst
noch bischof werenn etwas meher, warumb solten dann die obrigkeiten, die das
schwerdt tragen, nit ein einsehen thun wider das crimen publicum et Maiestatis8,
dadurch die heiligen kirchenn gottes jha nit allain am zeitlichenn, Sonder auch am
dinste zu ewigem lebenn beraubet vnnd darbey so schwerlich vorergert9 werden.
Wo mann aber jn deme der erkenthnus der Steten nit vertrauen wolte, Besetzte
mann ein ander Recht gotsforchtig gericht, vor dem diese Sacrilegi mochten mit
frucht der besserung furgenomen werdenn.
Zum vierdten, weil itzo keine leuthe so gar I 2i2r I ergerlich lebenn vnnd meher
zucht vnnd straff bedorffenn als vnnsere gnante gaistlichenn, das Kay[serlich]e Ma-
[jestä]t auch vergonne, das die gnanten gaistlichenn1, Wo sie whonen, angehaltenn
werdenn, sich doselbst in burgerliche gehorsam zubegebenn, jn deren mann sie
doch allain in gemeiner Erbarckeit vnnd zu ordenntlicher steuer vnnd zu keinen
vnordentlichen beschwerdenn oder vnpriesterlichen dinstenn halten solte, Welchs
k) auch möglich: obersthen.
l) Homoioteleuton: gaisthchenn das Ka[iserhch]e Ma[jestä]t auch vergonne, das die gnanten
gaisthchen.
1. wegreißen, abtrennen.
2. sc. verkehrten.
3. Vgl. Decr. Grat. I, Dist. 92 (Friedberg I, Sp. 317-319).
4. Der Text scheint an dieser Stelle verderbt zu sein (vgl. die textkritische Anmerkung zu dieser
Stelle); zu erwarten wäre ein Verb, der eine Bekämpfung oder Beseitigung der Simonie impliziert,
was sich mit »übersehen« schwerlich vereinbaren läßt; vgl. Grimm 23 (= XI,2), Sp. 538—542.
5. sc. crimen laesae maiestatis.
6. Vgl. auch unten S. 409,19-24 und S. 514,19-515,2 sowie BDS 7, S.486,31-33.
7. Cod. Just. 1,3,30 (ClCiv II, S. 22); vgl. auch Cod. Just 1,3,10 (ClCiv II, S. 19) und 1,12,2 (CI-
Civ II, S. 65).
8. Vgl. oben Anm. 5.
9. sc. verärgert, moralischen Anstoß bereitet.
3. SONDERGUTACHTEN FUR DEN EISENACHER BUNDESTAG
von denen kirchenn, deren sie seindt, abreissen1 vnd am andere orth oder vnnther
andere Herschafften thun.
Zum Anndern, das sie mit jren vorkerten2 3 4 predigenn vnnd Ceremonien auch vor-
banneten gesang, distinct. 92^, vnsere kirchen vnbetrubt lassenn.
Zum Drittenn, das sie die so grausame Symonei mit den gaistlichen lehen 12 iiv I ober-
sehenk4 vnnd nit so gar vntaugliche personen zu allen kirchen dinsten vff die Stiefft
vfnemen, vnnd wo sie offentliche Symoney, wie bißher bescheenn, begiengen oder
sogar vntaugliche personen jn die stiefft vfnemen, das jnen die obrigkeiten jn Steten
dasselbige vermoge der Canonum vnnd legum weren solten. Wie dan Symonia Cri-
men publicum et crimen maiestatfis]5 ist6, L. Si quenquam C. de episcopis et cleri-
[cis]7.
Es were yhe zuerbarmen, Soltenn die obern jn steten, die jrer kirchen patronen
sein sollen, so zu gar groben sacrilegio an jren kirchen ymer zusehenn, weder Babst
noch bischof werenn etwas meher, warumb solten dann die obrigkeiten, die das
schwerdt tragen, nit ein einsehen thun wider das crimen publicum et Maiestatis8,
dadurch die heiligen kirchenn gottes jha nit allain am zeitlichenn, Sonder auch am
dinste zu ewigem lebenn beraubet vnnd darbey so schwerlich vorergert9 werden.
Wo mann aber jn deme der erkenthnus der Steten nit vertrauen wolte, Besetzte
mann ein ander Recht gotsforchtig gericht, vor dem diese Sacrilegi mochten mit
frucht der besserung furgenomen werdenn.
Zum vierdten, weil itzo keine leuthe so gar I 2i2r I ergerlich lebenn vnnd meher
zucht vnnd straff bedorffenn als vnnsere gnante gaistlichenn, das Kay[serlich]e Ma-
[jestä]t auch vergonne, das die gnanten gaistlichenn1, Wo sie whonen, angehaltenn
werdenn, sich doselbst in burgerliche gehorsam zubegebenn, jn deren mann sie
doch allain in gemeiner Erbarckeit vnnd zu ordenntlicher steuer vnnd zu keinen
vnordentlichen beschwerdenn oder vnpriesterlichen dinstenn halten solte, Welchs
k) auch möglich: obersthen.
l) Homoioteleuton: gaisthchenn das Ka[iserhch]e Ma[jestä]t auch vergonne, das die gnanten
gaisthchen.
1. wegreißen, abtrennen.
2. sc. verkehrten.
3. Vgl. Decr. Grat. I, Dist. 92 (Friedberg I, Sp. 317-319).
4. Der Text scheint an dieser Stelle verderbt zu sein (vgl. die textkritische Anmerkung zu dieser
Stelle); zu erwarten wäre ein Verb, der eine Bekämpfung oder Beseitigung der Simonie impliziert,
was sich mit »übersehen« schwerlich vereinbaren läßt; vgl. Grimm 23 (= XI,2), Sp. 538—542.
5. sc. crimen laesae maiestatis.
6. Vgl. auch unten S. 409,19-24 und S. 514,19-515,2 sowie BDS 7, S.486,31-33.
7. Cod. Just. 1,3,30 (ClCiv II, S. 22); vgl. auch Cod. Just 1,3,10 (ClCiv II, S. 19) und 1,12,2 (CI-
Civ II, S. 65).
8. Vgl. oben Anm. 5.
9. sc. verärgert, moralischen Anstoß bereitet.