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5. BEDENKEN ZUR REFORMIERUNG GEISTLICHER FÜRSTENTÜMER
Religion zu handthaben vnnd schirmen angekeret1, het man solichs auß den gotli-
chen rechten vnnd canonibus noch wol zuuerantworten.
Dann das bei den alten lieben Bischoffen das Christlich recht vnnd heiliger brauch
gewesen, das sie den leuten in nothen nit alleine die andern kirchen guther, sunder
auch gulden- vnnd silber geschir vnnd geschmuck, zum brauch der heiligen Sacra-
menten geordenet, furgestreckt haben, vnnd das auch nicht alleine in gemeinen no-
then, sunder auch in nothen besunderer personen.
Wir lesen auch vom gotseligen Konnig Ezechias2, das er seinem volck fried zulo-
sen vom konnig der Assirer alles silber nham, das er I jjjv I im tempel des herren
fandt. Item, das er auch die laden des tempels vnnd die gulden schinen oder blech
zurbrach3, die er selbst gemacht hat, im 18. cap. des andern buchs der Konnig4.
Weil dann den Christen an guther ‘ordenung, pollicei'5 vnnd noch mher an frei-
heit vnnd christlicher ordenung der reinen lere vnnd gantzer sehlsorge so viel ge-
legen, das sie die beide zuerlangen vnnd zuerhalten gerne nit alleine alle ire guth,
sunder auch ir blut darstrecken, so wirt das ein ieder recht uorstendiger6 christ er-
kennen mussen, wo das kirchen guth dartzu angelegt vnnd gebraucht worden ist,
das man nothwendige pollicei7 vnnd gemeinen frieden oder recht christliche an-
stellung vnnd gebrauch vnser heiligen Religion erlangt vnnd erhalten hat, das solich
kirchen guth wol vnnd christlich angelegt vnnd gebreucht worden ist, wie das die al-
ten heiligen Canones vnnd gebrauch der heiligen veter vermugen.
Was dann vnser gegenteil durch den erschrecklichen mißbrauch der kirchen guther
vnsern fursten vnnd obern fur gefhar vnnd beschwernussen in I jjjr I xv iaren er-
weckt vnnd angericht haben vnnd noch erwecken vnnd anrichten, vnnd sie dar-
durch vnuormeidtlicher8 noturfftigkheit gedrungen haben vnnd noch dringen, das
sie zuerhalten ire lieben kirchen vnnd die hfeilige] Religion, auch fried vnnd guthe
pollicei9 irer vnderthan, in die kirchen guther haben greiffen mussen, dst nicht zu-
ertzellenü
Erstlich haben sie bei Key[serliche]r M[aiestä]t das erschrecklich edict außbracht, so
zu Wormbs wieder vnser lere vngehorter sachen außgangen10 vnnd dermassen in so
i) —i) ordenlich policia: b.
j) ~j) fehlt in c; das ist: b.
1. angewandt.
2. Hiskia.
3. zerbrach.
4. Vgl. II Reg 18,14-16.
5. Staatsordnung, Regiment, pohtischem Gemeinwesen.
6. verständiger, kluger.
7. Vgl. oben Anm. 5.
8. unvermeidlicher.
9. Vgl. oben Anm. 5.
10. Durch das Wormser Edikt (Edition in: DRTA.JR 2, Nr. 92, S. 640-659) vom 8. Mai (Beurkun-
dung am 26. Mai) 1521 erklärte Kaiser Karl V. Martin Luther zum Ketzer und verhängte die Reichs-
5. BEDENKEN ZUR REFORMIERUNG GEISTLICHER FÜRSTENTÜMER
Religion zu handthaben vnnd schirmen angekeret1, het man solichs auß den gotli-
chen rechten vnnd canonibus noch wol zuuerantworten.
Dann das bei den alten lieben Bischoffen das Christlich recht vnnd heiliger brauch
gewesen, das sie den leuten in nothen nit alleine die andern kirchen guther, sunder
auch gulden- vnnd silber geschir vnnd geschmuck, zum brauch der heiligen Sacra-
menten geordenet, furgestreckt haben, vnnd das auch nicht alleine in gemeinen no-
then, sunder auch in nothen besunderer personen.
Wir lesen auch vom gotseligen Konnig Ezechias2, das er seinem volck fried zulo-
sen vom konnig der Assirer alles silber nham, das er I jjjv I im tempel des herren
fandt. Item, das er auch die laden des tempels vnnd die gulden schinen oder blech
zurbrach3, die er selbst gemacht hat, im 18. cap. des andern buchs der Konnig4.
Weil dann den Christen an guther ‘ordenung, pollicei'5 vnnd noch mher an frei-
heit vnnd christlicher ordenung der reinen lere vnnd gantzer sehlsorge so viel ge-
legen, das sie die beide zuerlangen vnnd zuerhalten gerne nit alleine alle ire guth,
sunder auch ir blut darstrecken, so wirt das ein ieder recht uorstendiger6 christ er-
kennen mussen, wo das kirchen guth dartzu angelegt vnnd gebraucht worden ist,
das man nothwendige pollicei7 vnnd gemeinen frieden oder recht christliche an-
stellung vnnd gebrauch vnser heiligen Religion erlangt vnnd erhalten hat, das solich
kirchen guth wol vnnd christlich angelegt vnnd gebreucht worden ist, wie das die al-
ten heiligen Canones vnnd gebrauch der heiligen veter vermugen.
Was dann vnser gegenteil durch den erschrecklichen mißbrauch der kirchen guther
vnsern fursten vnnd obern fur gefhar vnnd beschwernussen in I jjjr I xv iaren er-
weckt vnnd angericht haben vnnd noch erwecken vnnd anrichten, vnnd sie dar-
durch vnuormeidtlicher8 noturfftigkheit gedrungen haben vnnd noch dringen, das
sie zuerhalten ire lieben kirchen vnnd die hfeilige] Religion, auch fried vnnd guthe
pollicei9 irer vnderthan, in die kirchen guther haben greiffen mussen, dst nicht zu-
ertzellenü
Erstlich haben sie bei Key[serliche]r M[aiestä]t das erschrecklich edict außbracht, so
zu Wormbs wieder vnser lere vngehorter sachen außgangen10 vnnd dermassen in so
i) —i) ordenlich policia: b.
j) ~j) fehlt in c; das ist: b.
1. angewandt.
2. Hiskia.
3. zerbrach.
4. Vgl. II Reg 18,14-16.
5. Staatsordnung, Regiment, pohtischem Gemeinwesen.
6. verständiger, kluger.
7. Vgl. oben Anm. 5.
8. unvermeidlicher.
9. Vgl. oben Anm. 5.
10. Durch das Wormser Edikt (Edition in: DRTA.JR 2, Nr. 92, S. 640-659) vom 8. Mai (Beurkun-
dung am 26. Mai) 1521 erklärte Kaiser Karl V. Martin Luther zum Ketzer und verhängte die Reichs-