6. OB DIE FREIEN UND REICHSSTÄDTE
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alten haltung der kirchen zu Rom1, Constantinopel2 vnnd Meilandt3 wol zuse-
hen, Aber ausser der Bischofflichen Stadt, in Stetlein vnnd flecken der kirchen, die
der Bischofflichen kirchen zugewandt seint, da sollen die ordentlichen pfarpriester
allen Bischofflichen dienst ieder in seiner kirchen vorrichten4. Alleine weil diesse
vnter der visitacion vnnd dem vffsehen der Bischoffen in grossern Steten sein sollen,
so ist dem Bischoffe furbehalten, die einsetzung vnnd verordnung der priester vnnd
diacon, die Confirmacion vnnd der Chrysam5, vnnd haben diese priester auff dem
landt allen Subdiacon vnnd Clericen der vndern graden zu ordnen gehabt vnnd den
tauff, das heilige nachtmal vnnd die penitentz vorsehen6 7 vnnd ausgespendet, der-
halben man sie >Corep[iscop]os<17 vnnd >Cardinales<8 vnnd >presbiteros<9 gehei-
ssen hat, weliche aber auch alwegen von iren gemeinden haben sollen gewelet vnnd
begert vnnd durch die Bischoffe examiniret vnnd geordnet werden.
Diese seint nhu die ordentlichen10 priester vnnd kirchen diener, die also das wei-
den I jdjv I der schefflein Christi vnnd die sehlsorge vorsehen sollen, die wir >leut-
priester< vnnd >diener der leutkirchen< heissen.
Zum andern aber seint auffkommen Closterkirchen in Stetten vnnd auff dem landt,
dann als sich etliche fromme leut in die Closter zusammen in ein zucht begeben, we-
liche doch nichts dann Leien waren11 vnnd irer erbguther vnnd handtarbeit geleb-
ten, haben die Bischoffe iedem Closter ein eigen priester geordnet, der sie mit dem
wort vnnd sacrament vorsehen. Dergleichen ists dann auch mit junckfrawen vnnd
f) Correpas: b.
1. Die Kirchen von Rom waren m sieben Regionen eingeteilt, die in eine unterschiedliche Zahl
von Titelkirchen untergliedert waren (18 zu Beginn, 25 am Ende des 4. Jahrhunderts); in ihrer Ge-
samtheit bildeten sie die Kirche von Rom (vgl. Klein, Rom, S. 361 f. und Puza, Titelkirchen); vgl. die
Karte m Jedin/Latourette/Martin, Atlas zur Kirchengeschichte, S. 16 und 40.
2. Zu den Kirchen Konstantinopels, von denen die von Justiman 537 ernchtete Hagia Sophia
eine zentrale Stellung einnahm, vgl. Schmalzbauer, Konstantinopel, S. 509—513 und Stichel, Kon-
stantinopel, Sp.309—311, vgl. auch die Karte in Hauschild, Lehrbuch I, S. 179 sowie Jedin/Latou-
rette/Martin, Atlas zur Kirchengeschichte, S.41, Karte B.
3. Mailand gewann im Laufe des 4. Jahrhunderts große Bedeutung als christliches Zentrum und
Bischofsstadt (etwa Ambrosius 374—397); zum gottesdienstlichen Leben dort vgl. Monfrin, Mai-
land, S. 707—709; vgl. auch die Karte m Schmitz, Gottesdienst 1m altchristlichen Mailand, S.475 so"
wie Jedin/Latourette/Martin, Atlas zur Kirchengeschichte, S. 17, Karte D.
4. verrichten.
5. Anders als oben S. 191,12 ist hier das geweihte Ö1 und im übertragenen Sinne die Priester-
weihe gemeint.
6. versehen.
7. sc. Chorbischof, Landbischof, ^(DQeJtiGJtoJtog; ausführlich hierzu vgl. Haherkern/Wallach,
S. 107 sowie BOL 3, S.99.
8. Vgl. auch unten S. 197,17.
9. Vgl. auch unten S. 197,17.
10. rechtmäßigen, legitimen.
11. Bucer äußert sich ausführlicher hierzu m seinem Gutachten für den Arnstädter Bundestag
(vgl. unten S. 273,11—14) und in seiner umfassenden Abhandlung >Von Kirchengütern< (vgl. unten
S. 356,26-33).
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alten haltung der kirchen zu Rom1, Constantinopel2 vnnd Meilandt3 wol zuse-
hen, Aber ausser der Bischofflichen Stadt, in Stetlein vnnd flecken der kirchen, die
der Bischofflichen kirchen zugewandt seint, da sollen die ordentlichen pfarpriester
allen Bischofflichen dienst ieder in seiner kirchen vorrichten4. Alleine weil diesse
vnter der visitacion vnnd dem vffsehen der Bischoffen in grossern Steten sein sollen,
so ist dem Bischoffe furbehalten, die einsetzung vnnd verordnung der priester vnnd
diacon, die Confirmacion vnnd der Chrysam5, vnnd haben diese priester auff dem
landt allen Subdiacon vnnd Clericen der vndern graden zu ordnen gehabt vnnd den
tauff, das heilige nachtmal vnnd die penitentz vorsehen6 7 vnnd ausgespendet, der-
halben man sie >Corep[iscop]os<17 vnnd >Cardinales<8 vnnd >presbiteros<9 gehei-
ssen hat, weliche aber auch alwegen von iren gemeinden haben sollen gewelet vnnd
begert vnnd durch die Bischoffe examiniret vnnd geordnet werden.
Diese seint nhu die ordentlichen10 priester vnnd kirchen diener, die also das wei-
den I jdjv I der schefflein Christi vnnd die sehlsorge vorsehen sollen, die wir >leut-
priester< vnnd >diener der leutkirchen< heissen.
Zum andern aber seint auffkommen Closterkirchen in Stetten vnnd auff dem landt,
dann als sich etliche fromme leut in die Closter zusammen in ein zucht begeben, we-
liche doch nichts dann Leien waren11 vnnd irer erbguther vnnd handtarbeit geleb-
ten, haben die Bischoffe iedem Closter ein eigen priester geordnet, der sie mit dem
wort vnnd sacrament vorsehen. Dergleichen ists dann auch mit junckfrawen vnnd
f) Correpas: b.
1. Die Kirchen von Rom waren m sieben Regionen eingeteilt, die in eine unterschiedliche Zahl
von Titelkirchen untergliedert waren (18 zu Beginn, 25 am Ende des 4. Jahrhunderts); in ihrer Ge-
samtheit bildeten sie die Kirche von Rom (vgl. Klein, Rom, S. 361 f. und Puza, Titelkirchen); vgl. die
Karte m Jedin/Latourette/Martin, Atlas zur Kirchengeschichte, S. 16 und 40.
2. Zu den Kirchen Konstantinopels, von denen die von Justiman 537 ernchtete Hagia Sophia
eine zentrale Stellung einnahm, vgl. Schmalzbauer, Konstantinopel, S. 509—513 und Stichel, Kon-
stantinopel, Sp.309—311, vgl. auch die Karte in Hauschild, Lehrbuch I, S. 179 sowie Jedin/Latou-
rette/Martin, Atlas zur Kirchengeschichte, S.41, Karte B.
3. Mailand gewann im Laufe des 4. Jahrhunderts große Bedeutung als christliches Zentrum und
Bischofsstadt (etwa Ambrosius 374—397); zum gottesdienstlichen Leben dort vgl. Monfrin, Mai-
land, S. 707—709; vgl. auch die Karte m Schmitz, Gottesdienst 1m altchristlichen Mailand, S.475 so"
wie Jedin/Latourette/Martin, Atlas zur Kirchengeschichte, S. 17, Karte D.
4. verrichten.
5. Anders als oben S. 191,12 ist hier das geweihte Ö1 und im übertragenen Sinne die Priester-
weihe gemeint.
6. versehen.
7. sc. Chorbischof, Landbischof, ^(DQeJtiGJtoJtog; ausführlich hierzu vgl. Haherkern/Wallach,
S. 107 sowie BOL 3, S.99.
8. Vgl. auch unten S. 197,17.
9. Vgl. auch unten S. 197,17.
10. rechtmäßigen, legitimen.
11. Bucer äußert sich ausführlicher hierzu m seinem Gutachten für den Arnstädter Bundestag
(vgl. unten S. 273,11—14) und in seiner umfassenden Abhandlung >Von Kirchengütern< (vgl. unten
S. 356,26-33).