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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Buckwalter, Stephen E. [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 12): Schriften zu Kirchengütern und zum Basler Universitätsstreit (1538 - 1545) — Gütersloh, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30233#0214
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6. GUTACHTEN ZUM IUS REFORMANDI DER REICHSSTÄDTE

verordnen mochte alle herschafften, so in iedem Bischtumb seint, so viel deren fur
das Bischtum in gemein solten angericht werden.
Durch solich mit zusehen vnnd obhalten der andern herschafften weren die Stete
wol bei angerichter ordenung zubehalten, wie sie auch bisher sich die Bebstlichen
ordnung mher haben von zugreiffen in die kirchen guther dann die fursten halten
lassen1. Dann alleweg ein mittelmessigerx2 gewalt vnnd der durch viel geregirt
wirt, wie in Steten ist, sich baß mit anderm gewalt anhengen vnnd in seiner maß an-
halten lasset, dann wo die macht groß vnnd in eines menschen handt stehet, wie es
bei den fursten ist.
Es wurden auch die Stedt anfangs in soliche ordenung gerne bewilligen als guth
man sie machen konth vnnd von iren rechten auch viel mher nachgeben dann die
fursten, dann sie erkennen, das die guther irer Stifften etlicher massen I j/8v I den
kirchen in Bischtumen affect3 vnnd zugehorig seint, darumb sie auch gerne zuge-
ben werden, das die ander Herschafften in iedem Bischthumb mit ihnen helffen,
Christliche ordenung anrichten vnnd halten, wie die zum besten auch den kirchen
in Bischthumb dienen vnd nutzen muge.
Es wirdt in dieser sachen auch das furgeworffen, die Stet haben bisher kein ober-
gkheit vber ire Stifft gevbt vnnd in besitz gehabt, wie aber die fursten vber ire Stifft
vnnd Closter, vnnd darumb konne man jhnen, reformacion gegen iren Stifften fur-
tzunhemmen, nit so wol billigen, als den fursten gegen iren Clostern vnnd Stifften.
Darauff sagen wir, das ein oberhand haben vber iemandt mher in dem standt, das
man die leut schutzet, schirmet vnnd gemeiner nutzbarckheit, wie andere burger
vnnd vnderthan geniessen lasset, dann das man viel nutzes vnnd dienstes von ihnen
einnimpt, vnnd derhalben, weil die Stedt gleich wie andere burger ia mher geschut-
zet vnnd geschirmet, feilen marck4 vnnd anders algemeinen nutzbarckheit genie-
ssen lassen, so haben sie gegen ihnen den furnhemern vnnd bessern teiln der ober-
gkheiten gevbet5.
Es weren auch die Stifft schuldig gewesen I jj<f I vermuge der alten Canonum
vnnd Legum, das sie den Steten hinwieder mit iren gepurenden diensten vnnd tribu-
ten sich hetten danckpar bewisen, so wol als die Stifft vnnd Closter in furstenthum-
ben gelegen, das den fursten gethan haben.
Das aber die Stedt in dem ire recht vnd gebur nachgelassen vnnd den Stifften vnnd

x) mit b konj. für fälschlich: miltmesiger: a.

1. Zu dieser Frage vgl. bes. Schindling, Die Reformation m den Reichsstädten und die Kirchen-
güter.
2. in bezug auf Größe die Mitte haltend; vgl. Grimrn 12 (= VI), Sp. 2403.
3. hier wohl als Synonym von >zugehörig< benutzt.
4. Markt; zur Form vgl. Grimm 12 (= VI), Sp. 1644; zum Ausdruck »feiler Markt« vgl. ebd.,
Sp. 1645.
5. Zur Begründung der Herrschaft durch »Schutz und Schirm« vgl. Haug-Moritz, Der Schmal-
kaldische Bund, S. 515, 521 und 525.
 
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