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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 12): Schriften zu Kirchengütern und zum Basler Universitätsstreit (1538 - 1545) — Gütersloh, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30233#0255
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8. EIN KURZER BERICHT

25i

"Derhalben nieman gepuren mag" jre hertz jnn dem “anderst zu° vrteilen vnd solche
begabunge anderst dann Religion- vnd kirchen guter zu halten. Vnd ob wol jnn sol-
chem vil aberglaubens oder sunst falsche meynung mit jngelauffen, ja etwan1 die
vrsach der begabunge gar geweßen ist, wie Gottselig auch die wort vnd das vergeben
gelautet hat, Noch2 weil disse begabunge dem heiligen namen Gottes zu dem aller
gemeynesten vnd I 44*/ iyy I Heiligsten guth, das zu dem aller besten brauch geord-
net ist vnd zum frommen aller stende vnd leuth vff das aller nutzlichest dienen sol-
len, gegeben ist, So mag doch niemant eynigen fug3 haben, es seyen erben solchei'P
leuth, die etwas an die kirchen gegeben haben, oder andere, die selbigen begabungen
von der kirchen inn sondere hende zu ziehen, dann da ist der Tittel Gottes ausge-
truckt vnd die begabunge freywillig gescheen, Mussen doch die kinder vnd andere
erben zulassen, das jre eltere vnd freundt, dere erben sie seynt, das jre offt liederli-
chen leuthen vnd aus bossen vrsachen geben vnd schencken vnd mussen yhnen gel-
ten lassen, die erlichen Titel, die etwan in solchen begabungen vorgewandt werden,
ja wenn die schon nit vorgewant werden, qder iren onordentlichs hingeben gelten
lassen“?.
Derhalben ist auch in keyserlichen rechten versehen Jl. De legatis et Us[u] F[ruc-
tu] leg[ati]4: Wann eyner jnn seynem Testament eyner Stadt etwas zu eynem scha-
wespil verordnete vnd die selbige Stat aber lies nit zu, bey yhnen solich schawespiel
zuhalten, das doch das selbige legat5 vnd verordnete gabe den erben nit zukomen
sol, sonder das die vorgesetzten der selbigen Stadt mit den erben etwas anderes ver-
ordnen sollen, das der Stadt annemlich vnd dinstlich6 sey, vnd das dazu dann das-
selbige legat angelegt vnd gebraucht werden soll.
Dann weil jn solchem Testament vnd legation gesehen wirt, das der legator7 hat
ye der Stadt etwas zu dinst vnd gefallen verordnen wullen, ob er dann schon be-
stimbt vnd angedinget8 hat, das die Stadt jr nit fur nutzlich achtet, so gibt doch die
naturlich billicheit, das nichts desto weniger des legatoris will jnn dem vorgehen sol,
jnn dem er recht vnd ehrlich ist, das nemlich1’ der Stadt mit seynem legat gedienet

n) —n) von Bucer vor den linken Rand geschrieben und eingewiesen für gestr.: so gepuret nie-
mant.
o) —o) von Bucer korr. aus: anders.
p) undeutlich korr.
q) —q) von Bucer am Zeilenende und unter der Zeile nachgetragen.
r) von Bucer vor den linken Rand geschrieben und eingewiesen.

1. bisweilen.
2. dennoch.
3. Recht, Freiheit, Erlaubnis.
4. Bucer bezieht sich auf Dig. 33,2,16 (ClCiv I, S. 502); der korrekte Titel von Dig. 33,2 ist >De
usu et usufructu<; die Wendung >De legatis< kommt m den Titeln von Dig. 30—33 und 33,1 vor.
5. Vermächtnis.
6. dienlich, förderlich.
7. Testator, Erblasser.
8. vertraglich vereinbart, durch ein Testament veranlaßt.
 
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