IO. GUTACHTEN FUR DEN HAMBURGER RAT
518
Auff die dritte frage1
So man durch den namen >Thumbstifft< will einen Bischouelichen Stifft verstohn, ist
zu antworten, das der Stifft zu Hamburg solt ein Domstifft sein, das ist: da soltey ein
Bischoue - das ist ein oberester seelsorger - sein, der das hirten- vnnd Bischouelich
ampt volkommenlich verrichteth Dann wa sich das volck meheret vnnd ein zimliche
stat ist, da solle man ein Bischoue verordnen, wann schon keiner vor2 3 da gewe-
sena3. Wa aber vor4 ein Bischoue gewesen vnd das volck nit so gar gering an der zal
worden ist, das es keines Bischoues mehr bedarffe, da solle man vorab ein Bischoue
ordnen5 vnnd haben.6 7
Vnnd so man die alte abtheilung vnnd maß der Bistumbe wolte ansehen, wie die
noch in Jtalia vnnd Gallia an viel orten vor augen67, hat ein ieder wol zuerkennen,
das, ob gleich das Bistumb Hamburg vor zeiten mit denc Bremischen von zerstö-
rung wegen diser Stat vnnd Stifft billich8 were vereiniget worden9, das doch len-
gest, nach dem Gott ein solichend auffgang10 der Statt Hamburg widerc gegeben11,
y) von Bucer korr. aus: solle.
z) von Bucer korr. aus: vernchte.
a) davor am linken Rand: 16. q. 1. C. praecipimus. Canone Sardicensis Conciln 6. 16. q. C. foelix.
ibidem C. Et temporis et sequentib[us].
b) davor am linken Rand: Gregorius respons. 8. ad interrogationes Augustini Episcopi Londi-
nen[sis].
c) wohl fälschlich für: dem; die Hamburger Uberheferung (Schubert, Beteihgung, S.44, Anm. 1)
liest: dem.
d) von Bucer über der Zeile nachgetragen und eingewiesen.
e) von Bucer vor dem Zeilenanfang nachgetragen.
1. Diese lautete: »Ob der Stifft zu Hamburg angezeigter gelegenheit vnd grunde nach ein Thum-
stiffte sey oder ob es sey eigne Collegiate Kirche« (Straßburg StArch, AST 94, Nr.47, fol. 169^ -
Schubert, Beteiligung, S. 32). Anders als ein Domkapitel hat ein Kollegiatkapitel keinen Einfluß auf
die Wahl des Bischofs und die Verwaltung des Bistums (Haberkern/Wallach I, S. 342).
2. zuvor, vorher.
3. Dasselbe Anliegen vertntt Bucer in seinem Werk >Quae ecclesiae Christi habendae< (m diesem
Band Nr. 7); vgl. oben S.235,18-237,5.
4. Vgl. oben Anm.2.
5. ordimeren, m sein Amt einsetzen.
6. Die Marginalie verweist auf Decr. Grat. II, C. 16, qu. 1, c. 53, c. 50 und c. 58f. (Friedberg I,
Sp-776-778)-
7. Bucer bezieht sich wohl auf Decr. Grat. I, Dist. 80, c. 6 (Friedberg I, Sp.281); vgl. auch oben
S. 194,5 f. und BOL 3, S.96E
8. zu Recht, verdientermaßen.
9. Das 831 gegründete Bistum (ab 834 Erzbistum) Hamburg mußte nach der Zerstörung der
Stadt durch dämsche Wikinger 1m Jahre 845 aufgegeben werden. Der vertnebene Erzbischof Ans-
gar zog sich nach Bremen zurück, 847/848 entstand aus beiden Bistümern ein einziges Erzbistum
Hamburg-Bremen; vgl. Lobse, Hamburg, S.404 und Seegrün, Hamburg-Bremen, Sp. 1885 f.
10. Gedeihen.
11. Um 1400 hatte Hamburg eine Bevölkerungszahl von etwa 8000 erreicht (vgl. Sprandel,
Hamburg, Sp. 1884); Scbubert, Beteiligung, S. 3 geht sogar von 20000 Einwohnern zur Zeit der Re-
formation aus; Postel, Obngkeitsdenken, S. 176 schätzt dagegen eine Bevölkerungszahl von 15000
zu diesem Zeitpunkt.
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Auff die dritte frage1
So man durch den namen >Thumbstifft< will einen Bischouelichen Stifft verstohn, ist
zu antworten, das der Stifft zu Hamburg solt ein Domstifft sein, das ist: da soltey ein
Bischoue - das ist ein oberester seelsorger - sein, der das hirten- vnnd Bischouelich
ampt volkommenlich verrichteth Dann wa sich das volck meheret vnnd ein zimliche
stat ist, da solle man ein Bischoue verordnen, wann schon keiner vor2 3 da gewe-
sena3. Wa aber vor4 ein Bischoue gewesen vnd das volck nit so gar gering an der zal
worden ist, das es keines Bischoues mehr bedarffe, da solle man vorab ein Bischoue
ordnen5 vnnd haben.6 7
Vnnd so man die alte abtheilung vnnd maß der Bistumbe wolte ansehen, wie die
noch in Jtalia vnnd Gallia an viel orten vor augen67, hat ein ieder wol zuerkennen,
das, ob gleich das Bistumb Hamburg vor zeiten mit denc Bremischen von zerstö-
rung wegen diser Stat vnnd Stifft billich8 were vereiniget worden9, das doch len-
gest, nach dem Gott ein solichend auffgang10 der Statt Hamburg widerc gegeben11,
y) von Bucer korr. aus: solle.
z) von Bucer korr. aus: vernchte.
a) davor am linken Rand: 16. q. 1. C. praecipimus. Canone Sardicensis Conciln 6. 16. q. C. foelix.
ibidem C. Et temporis et sequentib[us].
b) davor am linken Rand: Gregorius respons. 8. ad interrogationes Augustini Episcopi Londi-
nen[sis].
c) wohl fälschlich für: dem; die Hamburger Uberheferung (Schubert, Beteihgung, S.44, Anm. 1)
liest: dem.
d) von Bucer über der Zeile nachgetragen und eingewiesen.
e) von Bucer vor dem Zeilenanfang nachgetragen.
1. Diese lautete: »Ob der Stifft zu Hamburg angezeigter gelegenheit vnd grunde nach ein Thum-
stiffte sey oder ob es sey eigne Collegiate Kirche« (Straßburg StArch, AST 94, Nr.47, fol. 169^ -
Schubert, Beteiligung, S. 32). Anders als ein Domkapitel hat ein Kollegiatkapitel keinen Einfluß auf
die Wahl des Bischofs und die Verwaltung des Bistums (Haberkern/Wallach I, S. 342).
2. zuvor, vorher.
3. Dasselbe Anliegen vertntt Bucer in seinem Werk >Quae ecclesiae Christi habendae< (m diesem
Band Nr. 7); vgl. oben S.235,18-237,5.
4. Vgl. oben Anm.2.
5. ordimeren, m sein Amt einsetzen.
6. Die Marginalie verweist auf Decr. Grat. II, C. 16, qu. 1, c. 53, c. 50 und c. 58f. (Friedberg I,
Sp-776-778)-
7. Bucer bezieht sich wohl auf Decr. Grat. I, Dist. 80, c. 6 (Friedberg I, Sp.281); vgl. auch oben
S. 194,5 f. und BOL 3, S.96E
8. zu Recht, verdientermaßen.
9. Das 831 gegründete Bistum (ab 834 Erzbistum) Hamburg mußte nach der Zerstörung der
Stadt durch dämsche Wikinger 1m Jahre 845 aufgegeben werden. Der vertnebene Erzbischof Ans-
gar zog sich nach Bremen zurück, 847/848 entstand aus beiden Bistümern ein einziges Erzbistum
Hamburg-Bremen; vgl. Lobse, Hamburg, S.404 und Seegrün, Hamburg-Bremen, Sp. 1885 f.
10. Gedeihen.
11. Um 1400 hatte Hamburg eine Bevölkerungszahl von etwa 8000 erreicht (vgl. Sprandel,
Hamburg, Sp. 1884); Scbubert, Beteiligung, S. 3 geht sogar von 20000 Einwohnern zur Zeit der Re-
formation aus; Postel, Obngkeitsdenken, S. 176 schätzt dagegen eine Bevölkerungszahl von 15000
zu diesem Zeitpunkt.