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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 12): Schriften zu Kirchengütern und zum Basler Universitätsstreit (1538 - 1545) — Gütersloh, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30233#0524
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IO. GUTACHTEN FUR DEN HAMBURGER RAT

Auff die vierde frage1
Hie ist wol zu mercken, das vor2 eingefuret ist vom iure patronatus, welches meher
nit gibt, so vil die bestellung der kirchen vnnd pfrunden belanget1, dann macht, taug-
liche diener’ zu den kirchen vnd pfrunden, die einer von dem seinen gestifftet, zu su-
chen vnd presentieren3, vnnd mit zusehen, das solche guter vnd pfrunden recht
zum kirchen dienst bewaret vnd durch niemandt zerstrewet oder verschwendet
werden.4 Diß recht benymmet nichts, weder den Bischouen noch auch den ge-
meinden Christi vnd oberkeiten, es seye an der ordenlichen wahl, examination, or-
dination oder auch correction.
Die guter, so solche patronen den kirchen geben, sind dennoch gott auffgeopfert
vnd ietz in nullius bonis5, sollen nicht dann zu wolfart der kirchen I i8ov I dienen,
allein das den patronen oder jren erben, so die zu armen tagen kommen, auch hand-
reichung dauon geschehe. Das praesentieren6 der kirchen diener strecket sich nit
weiter dann die Canones vermögen, das nemlich die patronen praesentieren, die
zum kirchen dienst tauglich vnd beweret seien vnnd jres diensts getrewlich außwar-
ten; dazuk hat auch iede gemeinde Christi vnnd iede christliche oberkeit, die merum
vnd plenum imperium7 hat, jr einsehen8 mit zuhaben vnd uberal9 keinen in nieß
einiger pfrunden zugedulden, hebe die gestifft, wer da wölle, vnnd einen solchen
praesentieret, auch wer da wölle, der den kirchen seinen dienst zu warer besserung
der gottseligkeit nit leistet.
Auch hieuor haben sich die patronen etwan vnderstanden10, uber die kirchen, so

i) vom linken Rand eingewiesen.
j) davor am linken Rand: 16. q. 7. § Si ergo, ibidem c. decernimus et sequent. lbidem filiis.
k) davor am linken Rand: No[ta].

1. Diese lautete: »wanner der Stifft ein Thumstifft sein sollte, ob auch die Landtsfursten jn der
gerechtigkeit oder dem mre patronatus, welliches die Keyser an dem Stiffte haben möchten, durch
die Verleihung deß Fürstenthumbs succedieren muegen vnnd gesuccediert haben oder ob das ius
patronatus dem Keyser alß successon fundatorum gebuere« (Straßburg StArch, AST 94, Nr. 47,
fol. 1691 = Schubert, Beteiligung, S. 32). Das Domkapitel versuchte König Christian III. (zu lhm vgl.
oben S. 15 5, Anm. 4 und unten S. 522, Anm. 4) im Sommer 1544 davon zu überzeugen, »daß das Pa-
tronat über das ursprünglich vom Kaiser gestiftete Domstift auf lhn, den Landesfürsten übergegan-
gen sei« (Schubert, Beteiligung, S. iof.).
2. zuvor.
3. Vgl. oben S. 515, Anm. 8.
4. Die Marginalie verweist auf Decr. Grat. II, C. 16, qu. 7, c. 30-32 (Friedberg I, Sp. 808 f.).
5. Bucer zitiert Inst. 2,1,7 (ClCiv I, S. 10); vgl. auch oben S. 138,25 f.
6. Vgl. oben S. 515, Anm. 8.
7. Bucer selber übersetzt >merum imperium< als »obrest vnd vollmachtig gewalt« in seinem Werk
>Dialogi oder Gesprech< von 1535 (vgl. BDS 6,2, S.79,26—30); gewöhnlicher für lhn ist die Formu-
lierung »merum et mixtum impenum«, die er Dig. 2,1,3 (ClCiv I, S. 46) entnimmt. Ausführlich zu
diesem bei Bucer zentralen Begriff vgl. oben S. 65,12 mit Anm.4.
8. prüfende Beobachtung, Aufmerksamkeit, Aufsicht.
9. überhaupt.
10. unternommen, sich vorgenommen, sich angeschickt.
 
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