IO. CONSILIUM BUCERI IN CAUSA HAMBURGENSI
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gleubischem thandt1 vermischet vnnd, was schon auß der h[eiligen] schrifft ge-
nommen, nit zu besserlichem verstandt der gegenwertigen verrichtet, sonder das
heilige gottes wortd in lufft geplaudert vnnd zu einem kinder spiel, ia onsinnigem
thun gemacht wurdt2, das allein den verdampten vnd veiworffenen, die hören sol-
5 len vnnd nit verstahn, gepuren mage, wie es der hfeilige] geist eben mit dissenn gantz
erschröcklichen worten verdammet durch seinen lieben Apostel Paulum3.
Vnnd wa solch singen vnnd lesen schon rein vß dem gottes wort genommen vnnd
zur besserung vnnd auffbawung des glaubens4 beschehe, so solten doch die priester
vnnd diacon verbannet werden, die disem dienst, weil sie zu einem hoheren dienst
10 des gottlichen worts vnd des almusens gewidmet sind5, wolten obligen, dann allein
die iungeren clericen zu disem ampt verordnet vnd gebraucht sollen werden.
Man handelt von einer reformation der kirchen, I i88r I die ist ein widerbringung des
gantzen kirchendiensts vnd religion zu der ersten vnnd einigen6 waren formen
vnnd wesen des kirchen diensts vnd der religion, welche form vnd wesen der herre
15 selb durch seinen mund vnnd seine liebe Apostel hat gesetzet vnnd außgerichtet,
welche form vnd wesen bei den Apostolischen kirchen auch getrewlich ist ange-
nommen vnd gehalten worden vnnd also, das alles volck christic vnnd laici eins vnnd
ein leib christi7 gehalten worden sind vnd die clerici keinen anderen dienste gehabt,
dann des göttlichen worts vnd der seelsorge, mit versehung der armen vß gemeinen
20 almusen vnnd opferen der gleubigen. An disen zweien diensten haben alle clerici
entweders für sich selb dienen oder aber denen, die daran fur sich selb gedienet, die-
nen vnd hellfen mussen, damit die selbigen solche dienste desto besser vnd fruchtba-
rer mochten verrichten, das ist: mußten entweders das gottes wort selb der kirchen
fur lesen, predigen, im Catechismo uben vnd was8 die seelsorge vnnd christliche
25 zucht erfordert, fur sich selb versehen, welches der Bischoue-9, Priester-10, Cate-
chisten-11 vnnd leser12 dienst ware oder den opferen gottes vnd almusen zusamelen,
zubewaren vnd wol vß- I i88v I zuspenden trewlich forsein, welches der diacon-13
d) davor am linken Rand: 1. Corinth. 14.
e) wohl fälschlich für: clenci (so die Vermutung Schuberts, Beteihgung, S. 5 5, Anm. 1).
1. etwas Wertloses, Nichtiges.
2. Vgl. oben S. 527, Anm. 3.
3. Vgl. I Kor 14,3-23; vgl. auch Jes 6,10; Mt 13,13-14 par.; Act 28,27.
4. Vgl. II Kor 10,8.
5. Vgl. oben S. 523,18-524,8.
6. einzigen.
7. Vgl. I Kor 12,27 und Röm 12,5.
8. das, was.
9. Vgl. Bucers detaillierte Ausführungen zum Bischofsamt in seinem Werk >Von der wahren
Seelsorge<, BDS 7, S. 118,24-122,2.
10. Vgl. hierzu BDS 7, S. 116,24-118,23.
11. Vgl. hierzu z.B. BDS 11,1, S. 297,18-21 und besonders ausführlich BOL 15, S. 64f.
12. Vgl. Decr. Grat. I, Dist. 21, c. 1, § 15 (Friedberg I, Sp. 69), Dist. 23, c. 18 (Friedberg I, Sp. 84f.),
Dist. 25, c. 1, § 5 (Friedberg I, Sp.90) und Cod. Just. 1,3,6 (ClCiv II, S. 19).
13. Vgl. oben S. 524, Anm.4.
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gleubischem thandt1 vermischet vnnd, was schon auß der h[eiligen] schrifft ge-
nommen, nit zu besserlichem verstandt der gegenwertigen verrichtet, sonder das
heilige gottes wortd in lufft geplaudert vnnd zu einem kinder spiel, ia onsinnigem
thun gemacht wurdt2, das allein den verdampten vnd veiworffenen, die hören sol-
5 len vnnd nit verstahn, gepuren mage, wie es der hfeilige] geist eben mit dissenn gantz
erschröcklichen worten verdammet durch seinen lieben Apostel Paulum3.
Vnnd wa solch singen vnnd lesen schon rein vß dem gottes wort genommen vnnd
zur besserung vnnd auffbawung des glaubens4 beschehe, so solten doch die priester
vnnd diacon verbannet werden, die disem dienst, weil sie zu einem hoheren dienst
10 des gottlichen worts vnd des almusens gewidmet sind5, wolten obligen, dann allein
die iungeren clericen zu disem ampt verordnet vnd gebraucht sollen werden.
Man handelt von einer reformation der kirchen, I i88r I die ist ein widerbringung des
gantzen kirchendiensts vnd religion zu der ersten vnnd einigen6 waren formen
vnnd wesen des kirchen diensts vnd der religion, welche form vnd wesen der herre
15 selb durch seinen mund vnnd seine liebe Apostel hat gesetzet vnnd außgerichtet,
welche form vnd wesen bei den Apostolischen kirchen auch getrewlich ist ange-
nommen vnd gehalten worden vnnd also, das alles volck christic vnnd laici eins vnnd
ein leib christi7 gehalten worden sind vnd die clerici keinen anderen dienste gehabt,
dann des göttlichen worts vnd der seelsorge, mit versehung der armen vß gemeinen
20 almusen vnnd opferen der gleubigen. An disen zweien diensten haben alle clerici
entweders für sich selb dienen oder aber denen, die daran fur sich selb gedienet, die-
nen vnd hellfen mussen, damit die selbigen solche dienste desto besser vnd fruchtba-
rer mochten verrichten, das ist: mußten entweders das gottes wort selb der kirchen
fur lesen, predigen, im Catechismo uben vnd was8 die seelsorge vnnd christliche
25 zucht erfordert, fur sich selb versehen, welches der Bischoue-9, Priester-10, Cate-
chisten-11 vnnd leser12 dienst ware oder den opferen gottes vnd almusen zusamelen,
zubewaren vnd wol vß- I i88v I zuspenden trewlich forsein, welches der diacon-13
d) davor am linken Rand: 1. Corinth. 14.
e) wohl fälschlich für: clenci (so die Vermutung Schuberts, Beteihgung, S. 5 5, Anm. 1).
1. etwas Wertloses, Nichtiges.
2. Vgl. oben S. 527, Anm. 3.
3. Vgl. I Kor 14,3-23; vgl. auch Jes 6,10; Mt 13,13-14 par.; Act 28,27.
4. Vgl. II Kor 10,8.
5. Vgl. oben S. 523,18-524,8.
6. einzigen.
7. Vgl. I Kor 12,27 und Röm 12,5.
8. das, was.
9. Vgl. Bucers detaillierte Ausführungen zum Bischofsamt in seinem Werk >Von der wahren
Seelsorge<, BDS 7, S. 118,24-122,2.
10. Vgl. hierzu BDS 7, S. 116,24-118,23.
11. Vgl. hierzu z.B. BDS 11,1, S. 297,18-21 und besonders ausführlich BOL 15, S. 64f.
12. Vgl. Decr. Grat. I, Dist. 21, c. 1, § 15 (Friedberg I, Sp. 69), Dist. 23, c. 18 (Friedberg I, Sp. 84f.),
Dist. 25, c. 1, § 5 (Friedberg I, Sp.90) und Cod. Just. 1,3,6 (ClCiv II, S. 19).
13. Vgl. oben S. 524, Anm.4.