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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Haaf, Susanne [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0023
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I. GUTACHTEN ZUR REKUSATION DES TRIENTER KONZILS

19

Anforderung entsprechender Gutachten in Sachsen, Hessen, Straßburg, Nürnberg
und Augsburg beschloß.1
Am 2 5. März sandten Sturm und Schwencker eine Fassung der kaiserlichen Propo-
sition nach Straßburg mit dem Hinweis, daß die Verständigung der protestantischen
Fraktion hinsichtlich einer überzeugenden Konzilsrekusation dringend vonnöten
sei.2 Bereits am 20. März hatten sie entsprechende Gutachten der Straßburger
Theologen und Juristen angeregt.3 Die Dreizehn reagierten mit einer ausführlichen
Instruktion für die Gesandten.4 Darüber hinaus teilten sie mit, die gewünschten
Gutachten zur Konzilsrekusation in Auftrag gegeben zu haben, und schlugen vor,
Bucers Schrift >Ein christliche Erinnerung< als Grundlage für die künftigen Ver-
handlungen heranzuziehen.5 Die vom Rat versprochenen Gutachten ließen jedoch
vorerst auf sich warten.
Indessen waren die Beratungen über die Reichstagsproposition in zwei von drei
Kurien gescheitert.6 In ihren am 3. April ergangenen Antworten auf die kaiserliche
Proposition stimmten die altgläubigen Stände dem kaiserlichen Vorschlag zu, sofort
die Verhandlungen zur Türkenhilfe aufzunehmen. Die Protestanten hingegen ban-
den ihre Bereitschaft zu Beratungen über die Türkenhilfe an die Forderung, daß zu-
nächst im Rahmen des Reichstags die Religionsfrage behandelt oder zumindest der
Friedstand über das Trienter Konzil hinaus gewährt werde.7 In den folgenden Wo-
chen bis zum Eintreffen des Kaisers in Worms am 16. Mai kam es zu zähen schriftli-
chen Verhandlungen der protestantischen Gesandten mit König Ferdinand, wobei
erstere beharrlich bei ihrem Standpunkt blieben.8 Doch auch das bewährte Druck-
mittel der Türkenhilfe drohte gerade in diesen Wochen wegzubrechen. Seit Mitte
April wurden Gerüchte laut, daß ein Waffenstillstand mit den Türken bevorstehe.9
Angesichts dieser schwierigen Verhandlungslage wurden klare inhaltliche Vorga-
ben für die Gesandten in Worms immer notwendiger. So wiederholten Sturm und
Schwencker in ihren Briefen an den Straßburger Rat fortwährend und mit zuneh-

1. Vgl. Vogel, Religionsgespräch, S. 131 f. Anm. 30 und S. 136 Anm. 56; Lenz II, S. 342 f. Anm. 2.
2. Vgl. Kannengiesser, Reichstag, S. 36; PC 3, Nr. 542, S. 570.
3. Vgl. PC 3, Nr. 541, S. 569f. Dieses Schreiben war am 23. März m Straßburg eingetroffen.
4. Vgl. Kannengiesser, Reichstag, S. 36 f. mit Anm. 167 (S. 119).
5. Vgl. Kannengiesser, Reichstag, S.37 mit Anm. 168 (S. 119); PC 3, Nr. 543, S. 572.
6. Vgl. Vogel, Rehgionsgespräch, S. 132. Die Mehrheit der Kurfürsten sprach sich für die Auf-
nahme von Rehgionsverhandlungen auf dem Reichstag aus, die Mehrheit lm Fürstenrat stimmte da-
gegen der Verschiebung dieser Thematik auf das Tnenter Konzil zu; vgl. Luttenberger, Glaubens-
einheit, S. 306—314. Eine Eimgung m dieser Kontroverse konnte ledighch die Städtekune erzielen,
die die Verlängerung der Friedstände auch über das Tnenter Konzd hinaus vorsah; vgl. Vogel, Reli-
gionsgespräch, S. 133.
7. Vgl. Kannengiesser, Reichstag, S. 39.
8. Vgl. Vogel, Rehgionsgespräch, S. 134; Kannengiesser, Reichstag, S. 36—42.
9. Vgl. Kannengiesser, Reichstag, S. 41 f.; Vogel, Rehgionsgespräch, S. 130h Der Landgraf sah so-
gar schon seit Mitte Februar 1545 einen Waffenstillstand mit denTürken voraus; vgl. Kannengiesser,
ebd.
 
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