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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Haaf, Susanne [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0045
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2. DER NEWE GLAUB

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sandt.1 Inhaltlich behandelten die Thesen jene Fragen, die später auch die Diskus-
sionen des Konzils von Trient prägen sollten,2 und dementsprechend orientierten
sich die Konzilsväter wiederholt an dieser Zusammenstellung.3
In einem Dekret vom 14. März 1545 erklärte Karl V. die kürzere Fassung der Lö-
wener Artikel in seinen Erblanden für verbindlich.4 Somit wurden die Thesen zu-
sammen mit der kaiserlichen Approbation noch im gleichen Monat in Löwen in
lateinischer, französischer und niederländischer Sprache gedruckt.5 Dieser kaiserli-
che Entschluß besiegelte einmal mehr dessen antiprotestantische Politik und rückte
die Gefahr eines militärischen Schlages gegen den Schmalkaldischen Bund in unmit-
telbare Nähe, dessen langjährige Druckmittel durch den Frieden von Crepy, den
Waffenstillstand des Kaisers mit den Türken und die Einberufung des Konzils zu-
nehmend schwanden.6 Dementsprechend wurden die Thesen in verschiedenen
protestantischen Briefwechseln diskutiert,7 und auch Bucer sandte am 10. Mai 1545
ein Exemplar der Thesen an den Landgrafen mit der Bemerkung: »Jch sende E.f. g.
den neuen alcoran, durch die Niderland uffgerichtet.«8 Öffentlich aber setzte er
sich mit den Inhalten der Thesen in seiner hier edierten Druckschrift >Der newe
glaub< auseinander, die vermutlich ebenfalls in diesen Tagen entstand. Darin veröf-
fentlichte der Reformator die 32 Artikel in deutscher Ubersetzung und versah jeden
Artikel mit einem Kommentar. Als Vorlage für die Übersetzung dürfte Bucer die
niederländische Fassung der Löwener Thesen benutzt haben, denn seine Übertra-
gung korrespondiert wörtlich mit dem niederländischen Text, während gegenüber
den lateinischen Druckfassungen und weiteren deutschen Übertragungen Abwei-
chungen bestehen.9 Auch die Polemik gegen die Löwener Professoren, »die sich
Doctoren der Gottheit rhümen«, gründet sich wohl auf den Titel des niederländi-
schen Textes: »Articulen onfe oprech= II te Chriftene ghelooue / ende ghemeyne II

1. So blieben einige Artikel über die Gnade und Rechtfertigung m der kürzeren Fassung unbe-
rücksichtigt; vgl. Fabisch, Ruard Tapper, S. 62. Die längere Fassung der Thesen ist ediert bei De
Jongh, L’ancienne Faculte de Theologie de Louvain, S. 81*—89*. Für die 32 Tbesen s. unten S.98 —
io3; vgl* aucb Le Plat, Monumentorum ad historiam Concilii Tridentini III, S. 250-254; WA 54,
S.416-422.
2. Zu den Tbemen s. unten S. 42.
3. Vgl. van Eijl, Louvain’s Faculty of Theology during the Fifteenth and Sixteenth Centuries,
S. 231. Einige Löwener Theologen, darunter auch Ruard Tapper, waren selbst bei den Verhandlun-
gen m Trient anwesend; vgl. ebd.S.231; TRE 21, S. 419.
4. Vgl. de Jongh, L’ancienne Faculte de Theologie de Louvain, S.264; Vogel, Rehgionsgespräch,
S.47f.
5. Löwen: Reynier Velpen vanDiestundJacob Bathen, 1545; außerdem z.B. Köln: Melchiorvon
Neuss, 1545 (VD 16 L 2325); Köln: Jaspar von Gennep, 1545 (VD 16 L 2329); vgl. auch Schlüter,
Flug- und Streitschriften, Nr. 174.
6. Zu diesen Zusammenhängen s. oben S. 17—19.
7. Vgl. WA 54, S.414L
8. Lenz II, S. 348.
9. Es lst daher wahrscheinlich, daß Bucer auch ein Exemplar dieses mederländischen Druckes
am 10. Mai 1545 an Philipp von Hessen sandte und nicht, wie Drescher (WA 54, S.415 f.) vermutet,
eine lateinisch-französische Fassung.
 
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