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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Haaf, Susanne [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0109
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3- DE CONCILIO

I<35

Die offene Auseinandersetzung zwischen Cochlaeus und Bucer hatte ein Jahr zu-
vor im Zusammenhang mit der Kölner Reformation begonnen.1 Zwar hatten sich
die Wege der beiden Kontrahenten bereits vor diesem Reformationsversuch ver-
schiedentlich gekreuzt, da sich beide während der zwei Jahrzehnte seit Luthers Auf-
treten in Worms 1521 in der Sache der Religion engagiert hatten.2 Die direkte Pole-
mik gegeneinander begann jedoch erst infolge eines ungewöhnlich scharfen, gegen
Bucer gerichteten Gutachtens des Kölner Karmeliter-Provinzials Eberhard Billick
vom Mai 1543, in welchem dieser seine Mißbilligung der Berufung Bucers nach
Bonn zum Ausdruck brachte.3 Auf Billicks Gutachten reagierte Melanchthon 1543
mit einer nicht minder scharfen Antwort,4 was Cochlaeus 1544 zu seiner Schrift
>Contra Philippi Melanchthonis Responsionem pro Bucero in Colonienses< veran-
laßte, in welcher er sowohl gegen Bucer als auch gegen Melanchthon Stellung be-
zog.5 Darüber hinaus fügte Cochlaeus seiner Schrift >In primum Musculi Anti-
cochlaeum replica brevis< vom Februar 1545 einen gegen Bucers Latomus-Schriften
gerichteten Appendix bei.6 Schließlich polemisierte er in dem bereits erwähnten
Brief vom 30. Mai 1545 an die auf dem Wormser Reichstag versammelten Stände ge-
gen den Straßburger Reformator.7
Dieser Brief nun veranlaßte Bucer zu der hier edierten Schrift >De Concilio<.8
Nicht nur widerlegt der Reformator darin den Brief des Cochlaeus, sondern nimmt
diesen zum Anlaß für seine prinzipielle Kritik am Verhalten und an den Standpunk-
ten der Altgläubigen sowie an dem durch den Papst nach Trient einberufenen Kon-
zil. Die Form des Konzils, national oder allgemein, ist für ihn dabei zweitrangig,
doch müsse es der Kaiser einberufen und in einer freien, deutschen und für ein Kon-
zil geeigneten Stadt veranstalten. Die Eignung der möglichen Teilnehmer solle an-
hand ihrer Frömmigkeit festgestellt werden, nicht anhand ihrer Titel oder kirchli-
1. Vgl. Samnel-Scheyder, Johannes Cochlaeus et Martin Bucer, S. 482—485.
2. Vgl. Samuel-Scheyder, Johannes Cochlaeus et Martin Bucer, S.468—482.
3. Vgl. Billick, Ivdicium clen et vmversitatis Coloniensis de Doctnna & uocatione Martim Bu-
cen ad Bonnam, Köln: Jaspar von Gennep, 1543 (VD 16 K 1829). Eine der Ubersetzungen dieses
Gutachtens war durch Cochlaeus angefertigt worden und 1544 m den Druck gegangen; vgl. Coch-
laeus, Ain kurtzer außzug des Vrthails ... wider Martin Butzers Teütsche Schnfft auß Bonna gen
Cöln geschickt, Ingolstadt: Alexander Weißenhorn I., 1544 (VD 16 K 1836). Vgl. auch Schlüter,
Flug- und Streitschriften, S. 59 f. sowie Katalog-Nr. 27, S. 179 und Katalog-Nr. 32, S. 183 f.
4. Vgl. Melanchthon, Responsio ad scnptum quorundam delectorum a Clero Secundario Colo-
niae Agrippinae, Wittenberg: Josef Klug, 1543 (VD 16 M 4137). Bucer verteidigte sich auch selbst
mit der Schnft >Die ander verteydigung vnd erklerung der Chnsthchen Lehr<, Bonn: Laurenz von
der Mülen,i543 (VD 16 B 8953; BDS 11,2, S.31-247). Vgl. Schlüter, Flug- und Streitschriften,
S. 62 k sowie Katalog-Nr. 37, S. 187 und Katalog-Nr. 46, S. 193; BDS 11,2, S. 21-27; zu dcr Kontro-
verse zwischen Bilhck, Bucer und Melanchthon s. auch unten S. 190 Anm. 1.
5. Sie lst abgedruckt m: Cochlaens, Phihppica sexta, Ingolstadt: Alexander Weißenhorn I., 1544
(VD 16 C 4359); vgl. Samnel-Scheyder, Johannes Cochlaeus et Martin Bucer, S. 483 f.; Eells, Martin
Bucer, S. 368.
6. Vgl. Cochlaens, In primvm Mvscvli Anticochlaevm Replica breuis Iohanms Cochlaei [...].
Addita est appendix gemina m librum Buceri, qucm m Bart. Latomum aedidit, Ingolstadt: Alexan-
der Weißenhorn, 1545 (VD 16 C 4331).
7. S. oben S. 104 mit Anm. 8.
8. Vgl. Samnel-Scheyder, Johannes Cochlaeus et Martin Bucer, S. 486; Eells, Martin Bucer, S. 368.
 
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