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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Haaf, Susanne [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0110
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3- DE CONCILIO

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chen Ränge. Das tridentinische, de facto päpstliche Konzil dagegen sei nicht
dasjenige, um das man all die Jahre hindurch gerungen habe, besonders, da im
Grunde niemand weniger geeignet sei, ein Konzil einzuberufen geschweige denn zu
leiten, als der Papst und die ihm Verpflichteten.1
Bucers >De Concilio< wurde am i. August 15452 und somit noch vor dem Ab-
schluß des Wormser Reichstags am 4. August 15453 fertiggestellt. Verfaßt wurde
der Text wohl vor allem im Juli 1545. Denn vom 18. Juli 1545 datiert ein Schreiben
des Papstes, in welchem er die am 9. Oktober 1544 ergangene Appellation des Köl-
ner Domkapitels annahm und Erzbischof Hermann von Wied sowie dessen Anhän-
ger binnen sechzig Tagen zur Verantwortung nach Rom bestellte.4 Dieses Schrei-
ben muß Bucer bereits bekannt gewesen sein, als er urteilt: »Nam si qui velint suo
munere pie et salutariter fungi, per Pontificem Romfanum] statim prohibentur pro-
vocantibus ad ipsius sedem iis, qui disciplinam Christi ferre non possunt. Uti nunc
in Episcopo Coloniensi vere Reverendissimo nimis triste exemplum conspicitur.«5
Der Druck des Textes wurde noch im August 1545 von Georg Messerschmidt in
Straßburg besorgt.6 Cochlaeus’ Brief erscheint im Anschluß an Bucers Text, verse-
hen mit Randbemerkungen des Reformators.7
>De concilio< muß Bucer aber wiederum vor der Abfassung seiner Schrift >Von
den einigen rechten Wegen<8 verfaßt haben, so daß letztere erst später im August
1545 entstanden sein wird und nicht, wie bislang angenommen, im Juni/Juli 1545.9
Darauf weisen zwei Aussagen Bucers in >De Concilio< hin. Zum einen kündigt der
Autor Reaktionen auf Latomus’ >Defensio altera plenaque< an, die dann in seinen
Schriften >Von den einigen rechten Wegen< und >De vera et falsa caenae dominicae
administratione< erfolgen.10 Zum anderen schildert der Reformator seinen Plan, auf
die von Gropper in dessen Schrift >Warhafftige Antwort vnd gegenberichtung< wie-
dergegebenen Artikel (die Bucer gekannt haben soll) in einer gesonderten Schrift zu
1. Vgl. auch Samuel-Scheyder, Johannes Cochlaeus et Martin Bucer, S. 486—488; Stupperich, Die
Reformatoren und das Tridentinum, S.44. Viele der m >De Concilio< dargelegten Inhalte und Argu-
mentationen finden sich auch m Bucers kurz zuvor entstandener deutscher Schrift >Ein christliche
Erinnerung< (ed. BDS 13, S. 227-336).
2. Vgl. Bucer, De Concilio, Bl. t2a (s. unten S. 233).
3. Vgl. TRE 28, S.465.
4. Papst Paul III., Citatio ... contra Reuerendißimum dominum Archiepiscopum Colomen-
sem & suos complices Vmuersali Clero & almae Vmuersitati generalis studij Coloniensis in causa
Religionis concessa, Köln: Jaspar von Gennep, 1545 (Schlüter, Flug- und Streitschriften, Katalog-
Nr. 134 h)-
5. Bucer, De Concilio, Bl. g4b-hia (s. unten S. 157,7—11). Die päpstliche Vorladung wurde erst
Mitte August veröffentlicht; vgl. DRTA.JR 17, S.44. Bucer muß davon jedoch, wie an der hier zi-
tierten Textstelle deutlich wird, bereits vor dem Abschluß von >De Concilio< und somit vor dem 1.
August 1545 Kenntms genommen haben.
6. Vgl. Bucer, De Concilio, Bl. U4a (s. unten S.244 Anm.p).
7. Vgl. Cochlaeus, Epistola, Bl. t^a-u^b (s. unten S.235-241).
8. Straßburg: Wendelin Rihel, 1545 (BDS 11,2, S. 249-349).
9. Vgl. BDS 11,2, S. 249, 251.
10. Vgl. Bucer, De Concilio, Bl. e2b (s. unten S. 142,4—6); Bucer, Von den einigen rechten Wegen,
1545 (BDS 11,2, S. 260—264); Bucer, De vera et falsa caenae domimcae admimstratione, 1546 (Bucer-
Bibhographie Nr. 160), Praefatio ad Latomum; vgl. auch Schlüter, Flug- und Streitschriften, S. 124.
 
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