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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Haaf, Susanne [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0113
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3- DE CONCILIO

IO9
1544 auf.1 Dies nun veranlaßte Latomus zu einer seiner Meinung nach vollständi-
gen (>plena<) >Defensio<.2 Doch eine »defensio«, noch dazu »plena«, so äußerte sich
daraufhin Bucer in >De Concilio<, sei diese Verteidigungsschrift des Latomus
nicht,3 und er diskutierte einige Thesen des Latomus, etwa zu der Fähigkeit sünd-
hafter Kirchendiener, göttliche Wahrheiten zu vertreten.4
Einen weiteren Kontrahenten Bucers, den Bischof von Winchester Stephen Gar-
diner,5 hatte bereits Cochlaeus in seiner >Epistola< als Kritiker der Unglaubwürdig-
keit Bucers herangezogen.6 Daraufhin warf Bucer in >De Concilio< Cochlaeus vor,
eine Person für die Seite der Papsttreuen zu instrumentalisieren, die eigentlich zu
den Feinden des Papstes zu rechnen sei.7 In der Tat hatte sich Gardiner 1541, als
Bucer ihn im Rahmen des Regensburger Religionsgesprächs kennenlernte, reform-
freudig gezeigt und vielfältig Kritik am Papst geübt, so daß Bucer ihn zeitweilig be-
reits zum evangelischen Lager zählte.8 Gardiner seinerseits hoffte dagegen vergeb-
lich, Bucer zum alten Glauben zurückführen zu können. Gardiners Schriften zu
Bucers Argumentationen gerieten in die Publizistik, die sich um den Kölner Refor-
mationsversuch entwickelte.9 So enthielt Bucers gegen Latomus gerichtete Druck-
schrift >Scripta duo< auch eine Passage gegen Gardiners Zölibatsauffassung, worauf
der englische Bischof 1544 mit einer >Conquestio< reagierte.10 Nachdem nun Coch-
laeus die >Conquestio< Gardiners in seiner >Epistola< an die Stände des Reichstags zi-
tiert hatte, nahm Bucer in >De Concilio< dazu Stellung.11

1. Straßburg: Wenclelin Rihel, 1544 (Bucer-Bibliographie Nr. 137), S. 29 f.; die »Responsio prior<
lst ediert bei Keil, Zwei Streitschnften, S. 22.
2. Latomns, Adversus Martinum Buccerum de capitibus quibusdam catholicae religioms altera
plenaque defensio, Köln: Melchior von Neuss, 1545 (Keil, Zwei Streitschnften, S. 26—160; tm fol-
genden: Latomus, Defensio).
3. Vgl. Bucer, De Concilio, Bl. eab (s. unten S. 142,5 f.).
4. Vgl. Bucer, De Concilio, Bl. eib-e2b, nib-n^b (s. unten S. 140-142, 191 f.).
5. Stephen Gardiner (1483/1497-1555), ab 1531 Bischof von Winchester, 1539 und 1541 Gesand-
ter Heinnchs VIII. m Deutschland. Er trat für die kömghche Suprematie über die Kirche ein. Vgl.
Bietenholz (Hg.), Contemporaries of Erasmus, S. 74-76; MBW 12, S. 120.
6. Vgl. Cochlaeus, Epistola, Bl. uia (s. unten S. 239f.).
7. Vgl. Cochlaeus, Epistola, Bl. uia Marginalie X (s. unten S.239).
8. Zur Beziehung zwischen Bucer und Gardiner vgl.Janelle, La controverse entre Etienne Gar-
diner et Martin Bucer; Schlüter; Flug- und Streitschriften, S. 125 f.; zur Frage nach Gardiners eigent-
licher Gesmnung vgl.Janelle, ebd., S.458—464; Schlüter, ebd., S. 126 Anm. 512.
9. Vgl. Schlüter, Flug- und Streitschriften, S. 126.
10. Vgl. Bucer, Scripta duo adversaria, Straßburg: Wendehn Rihel, 1544, S.70E; Gardiner, Ad
Martinum Bucerum de impudenti eiusdem Pseudologia Conquestio, Köln: Melchior von Neuss,
1544 und in unveränderter Neuauflage 1545 (VD 16 ZV 6395; VD 16 G 402).
11. Vgl. Cochlaeus, Epistola, Bl. uia (s. unten S.239f.); Bucer, De Concilio, Bl. m^a-m^b (s. un-
ten S. i86f.).
 
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