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4- ZWEI DECRET DES TRIENTISCHEN CONCILI
Da aber des Papsts verpflichteten1 wol verstunden, das der Papst dadurch
dem Concili were vndeiworffen worden, haben sie mit jrem Papst solchen Bi-
schouen dermassen zugesprochen, das nit allein diser titel hatt mussen nach-
bleiben, sonder auch alle andere sachen keiner anderen massen verhandlet
werden, dann eben, wie es jhnen der Papst von Rom allemal fürschreibet. Das
ist jhr frei, christlich Concilium.2
Nun, wie frei vnd sicher der platz seie, hastu daher wol abzünemen,3 das
durch den Papst vnd dises Concilii leut ist bishar so fil geschaffet, das der Ro-
misch Hispanier Alphonsus Dietz4 mit seinem mordtdiener Johann Valdesio
zü Jnsbruck nun seit dem xxviij. tag des Mertzens nit hat mogen gerichtet
werden, Der bein so ein^ grewlichen Cainischen mord5 an seinem leiblichen,
einigen, christlichen brüder Johann Dietz zü Newburg an der Thünaw6 hat
begangen, Da er den selbigen seinen brüder durch seinen mordtdiener mit
einem beihel, in sein hirn geschlagen, weil er den brieffe lesen wolt, den er
jm durch den mordtdienerc gesant, hat ermorden lassen vnd den mordtdie-
ner dieweil vff der stegend verhütet7, Welches geschehen ist den xxvij.c des
Mertzens dises Jares.
b) -b) so ein: DEF.
c) C; ebenso B, D-G; Drf.: mordtiener: A.
d) stiegen: DEFG.
e) xxvij. tag: C-G.
1. Vom Papst eingesetzt waren die Legaten del Monte, Cervim und Pole, sowie eine Kar-
dinalsdeputation, die von Rom aus das Geschehen m Trient verfolgte und mitbestimmte;
vgl.Jedin I, S. \oji.\Jedin II, S. 34—41; de la Brosse, Lateran V undTrient, S. 250—252; s. auch
oben S. 2 5 5 Anm. 2.
2. Die geschilderten Begebenheiten ereigneten sich am 6. Januar 1546, dem Tag vor der
zweiten Sitzung des Konzils; vgl. de la Brosse, Lateran V und Trient, S. 2 5 3 f.; Brockmann,
Flug- und Streitschriften, S.341.
3. zu entnehmen; zu erkennen; zu ersehen. Frühneuhochdt. WB 1, Sp. 261 f.
4. Am 27. März war der protestantische Spamer und Freund Bucers, Juan Dfaz (ca.
1510 — 1546), 1m Auftrag seines altgläubigen Bruders Alphonso Dfaz durch dessen Knecht
ermordet worden. Die Täter wurden gefaßt, jedoch nie bestraft. Von protestantischer Seite
vermutete man, daß Hintermänner dieses Mordes sich unter den Teilnehmern des Konzils
befanden. Vgl. Francisco de Enzinas, Historia vera de morte sancti uin Ioannis Diazij Hi-
spam [...]. Cum praefatione D. Martini Buceri, Basel: Johann Opormus, 1546 (Bucer-Bi-
bliographie, Nr. 175; VD 16 E 1436); Roth, Zur Verhaftung und zu dem Prozeß des Dr. Ro-
tae Alfonso Dfaz; Böhmer^ Spamsh Reformers I, S. 189—198; Stegbauer, Perspektivierungen
des Mordfalles Diaz, bes. S. 374-382; Theohald, Regensburg II, S. 101-106; Heinzer, Das
Album amicorum, S. io}{.;Jedin II, S. 177h; DRTA.JR 17, Nr. 98, S. 493-498.
5. Vgl. Gen 4.
6. Neuburg an der Donau, seit 1542 lutherisch. Juan Dfaz hielt sich seit Mitte Februar
1546 m Neuburg auf, um dort den Druck von Bucers Schrift >De vera et falsa caenae domi-
nicae administratione< zu betreuen; vgl. Vbge/, Rehgionsgespräch, S.448; Steghauer, Per-
spektivierungen des Mordfalles Diaz, S. 376.
7. vff der stegen verhutet: auf der Treppe wachend behütet hat.
4- ZWEI DECRET DES TRIENTISCHEN CONCILI
Da aber des Papsts verpflichteten1 wol verstunden, das der Papst dadurch
dem Concili were vndeiworffen worden, haben sie mit jrem Papst solchen Bi-
schouen dermassen zugesprochen, das nit allein diser titel hatt mussen nach-
bleiben, sonder auch alle andere sachen keiner anderen massen verhandlet
werden, dann eben, wie es jhnen der Papst von Rom allemal fürschreibet. Das
ist jhr frei, christlich Concilium.2
Nun, wie frei vnd sicher der platz seie, hastu daher wol abzünemen,3 das
durch den Papst vnd dises Concilii leut ist bishar so fil geschaffet, das der Ro-
misch Hispanier Alphonsus Dietz4 mit seinem mordtdiener Johann Valdesio
zü Jnsbruck nun seit dem xxviij. tag des Mertzens nit hat mogen gerichtet
werden, Der bein so ein^ grewlichen Cainischen mord5 an seinem leiblichen,
einigen, christlichen brüder Johann Dietz zü Newburg an der Thünaw6 hat
begangen, Da er den selbigen seinen brüder durch seinen mordtdiener mit
einem beihel, in sein hirn geschlagen, weil er den brieffe lesen wolt, den er
jm durch den mordtdienerc gesant, hat ermorden lassen vnd den mordtdie-
ner dieweil vff der stegend verhütet7, Welches geschehen ist den xxvij.c des
Mertzens dises Jares.
b) -b) so ein: DEF.
c) C; ebenso B, D-G; Drf.: mordtiener: A.
d) stiegen: DEFG.
e) xxvij. tag: C-G.
1. Vom Papst eingesetzt waren die Legaten del Monte, Cervim und Pole, sowie eine Kar-
dinalsdeputation, die von Rom aus das Geschehen m Trient verfolgte und mitbestimmte;
vgl.Jedin I, S. \oji.\Jedin II, S. 34—41; de la Brosse, Lateran V undTrient, S. 250—252; s. auch
oben S. 2 5 5 Anm. 2.
2. Die geschilderten Begebenheiten ereigneten sich am 6. Januar 1546, dem Tag vor der
zweiten Sitzung des Konzils; vgl. de la Brosse, Lateran V und Trient, S. 2 5 3 f.; Brockmann,
Flug- und Streitschriften, S.341.
3. zu entnehmen; zu erkennen; zu ersehen. Frühneuhochdt. WB 1, Sp. 261 f.
4. Am 27. März war der protestantische Spamer und Freund Bucers, Juan Dfaz (ca.
1510 — 1546), 1m Auftrag seines altgläubigen Bruders Alphonso Dfaz durch dessen Knecht
ermordet worden. Die Täter wurden gefaßt, jedoch nie bestraft. Von protestantischer Seite
vermutete man, daß Hintermänner dieses Mordes sich unter den Teilnehmern des Konzils
befanden. Vgl. Francisco de Enzinas, Historia vera de morte sancti uin Ioannis Diazij Hi-
spam [...]. Cum praefatione D. Martini Buceri, Basel: Johann Opormus, 1546 (Bucer-Bi-
bliographie, Nr. 175; VD 16 E 1436); Roth, Zur Verhaftung und zu dem Prozeß des Dr. Ro-
tae Alfonso Dfaz; Böhmer^ Spamsh Reformers I, S. 189—198; Stegbauer, Perspektivierungen
des Mordfalles Diaz, bes. S. 374-382; Theohald, Regensburg II, S. 101-106; Heinzer, Das
Album amicorum, S. io}{.;Jedin II, S. 177h; DRTA.JR 17, Nr. 98, S. 493-498.
5. Vgl. Gen 4.
6. Neuburg an der Donau, seit 1542 lutherisch. Juan Dfaz hielt sich seit Mitte Februar
1546 m Neuburg auf, um dort den Druck von Bucers Schrift >De vera et falsa caenae domi-
nicae administratione< zu betreuen; vgl. Vbge/, Rehgionsgespräch, S.448; Steghauer, Per-
spektivierungen des Mordfalles Diaz, S. 376.
7. vff der stegen verhutet: auf der Treppe wachend behütet hat.