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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Haaf, Susanne [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0289
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5- GUTACHTEN ZUM VORSCHLAG EINES RELIGIONSGESPRÄCHS 285
cheren stenden meer solte zu solcher handlung könden vermögen, wa man daran
den fleiß wolte fuiwenden, den mans in anderen vnd£ geringeren sachen pfleget
furzuwenden. Man hat zwar1 zu Regenspurg wol2 erfaren, wasu gar ein geringer
teil der anderen stenden an dem anfang gemeiner Concordi, so domals von der k[ai-
serlichjen M[ajestä]t wol were zu erlangen gewesen, verhindert hat.3
Es solte auch fil gerathner sein, das die stende zu allen teylen die iren zu solchem
gesprech selb benenneten vnd praesentiereten vnd die nit liessen von k[aiserlich]er
M[ajestä]t erstlich benennet vnd verordnet werden.4 Dann zu Regenspurg der
Concordi nit wenig verhinderlich gewesen ist, das man die wahl der colloquenten
nit hat erstlich lassen durch die stende berathschlagetv vnd sie wernennet wer-
den“'.5
I 141'1’ I Darzu ist der k[aiserlich]en M[ajestä]t furnemst Instrument in solchen sa-
chen der herr Granuella6, welcher der sachen geneigt vnd verstendig ist, wie man
weißt. Ist auch wol zubesorgen, das er durch diß gesprech nit fil anders werde su-
chen, dann ein glimpfflichen vffzug7 der sachen, biß man besser gelegenheit möchte
haben zu volstreckung des Trientischen Concili.8 Er beladet seinen son, den Bi-
s) danach von Bucer gestr.: etwas.
t) von Bucer über der Zeile ergänzt und eingewiesen für gestr.: gantz; ebenfalls über der Zeile
eingetragen und dann gestr.: fiel ge.
u) von Lenglin korr. aus: wie.
v) von Bucer korr. aus: beratbschlagen.
w) —w) von Bucer korr. aus: ernennen.
Rehgionsfrage auf dem Reichstag eine Vermittlerposition ein; vgl. Luttenberger, Glaubenseinheit,
S. 261—290; zu einer altgläubigen gemäßigten Mittelpartei 1m Umfeld des Wormser Reichstags 1545
vgl. auch Vogel, Rehgionsgespräch, S.65, 72—74.
1. wahrhaft.
2. sehr wohl; deutlich.
3. Die Anerkennung der beim Regensburger Kolloquium im Frühjahr 1541 verghchenen Religi-
onsartikel war im Juli 1541 auf dem Reichstag am Veto einer Minderheit 1m Kurfürstenrat und der
Mehrheit in der Fürstenkurie gescheitert; s. oben S. 166 Anm. 3.
4. S. dazu oben S. 284 Anm. 7.
5. Für das erste Regensburger Religionsgespräch hatte Karl V. jeweils drei Teilnehmer für beide
Seiten ernannt; vgl. Vogel, Religionsgespräch, S. 31; Ortmann, Reformation und Einheit der Kirche,
S- 235 f.
6. Nicolas Perrenot de Granvelle (Granvella; 1484/86-1550), 1530-1550 Staatssekretär Karls V.
Er führte zusammen mit dem kaiserhchen Vizekanzler Johann Naves 1m Rahmen des Wormser
Reichstags 1545 maßgebhch die Verhandlungen mit den Protestanten und die Gespräche mit Pfalz-
graf Friedrich II.; vgl. Vogel, Religionsgespräch, z.B. S. 145L, 148 f., 151, 155. Granvelle hatte die
Geheimverhandlungen in Worms 1540/41 arrangiert, neben Pfalzgraf Fnednch II. den Vorsitz des
ersten Regensburger Rehgionsgesprächs 1541 geführt und den Abschied des anschheßenden Re-
gensburger Reichstags verfaßt. Im Dezember 1545 nahm er als kaiserlicher Gesandter an der Eröff-
nungssitzung des Trienter Konzils teil. Vgl. MBW 12, S. 172f.; LThK3 4, Sp.981.
7. Aufschub.
8. Tatsächlich erklärte Granvelle am 4. Juh 1545 die kaiserhche Entscheidung für ein neuerhches
Rehgionsgespräch gegenüber den päpsthchen Gesandten mit der Notwendigkeit, die Protestanten
bis zum Kriegsbeginn hinzuhalten. Die Eröffnung des Konzils, für welche der Kaiser noch kurz zu-
vor Aufschub erbeten hatte, wurde nun m das Ermessen des Papstes gestellt. Vgl. Vogel, Rehgions-
gespräch, S. 163.
 
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