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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Haaf, Susanne [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0290
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286

5- GUTACHTEN ZUM VORSCHLAG EINES RELIGIONSGESPRACHS

schoue von Arras,1 mit so fil Apteyen vnd praelaturen, das im die Reformation nit
weniger dann iedem Cardinal treglich sein mage.
Zum anderen, weil gott selb die Religion will allem seinem volck vffs gemeinest
sein, vnd besonders den Oberkeiten, vnd one das der satan allweg zu fil vnder-
scheidt zwischen den kirchen dieneren vnd den leyen begeret einzufuren xvnd zuer-
halten'-', ietz2, das er die leyen durch die verkerten clericen desto eer vnd leichter
verfiere, ietz, das er der frommen Clericen getrawen dienst desto gefehrlicher in ver-
dacht vnd verachtung bringe, so were gut, das zü solchem gesprech, wo nit die
Zweyteil3 4 von den oberkeiten vnd iren räthen, das doch der ander teil von soli-
cheny4 den dienern des worts wurden zugeordnet.
Wir sehen, wie der Antichrist sich dahin so gantz ernstlich bearbeitet, das auch
weder keiser noch könig noch einige oberkeit vnd leyen sich der Religion sachenz
I ij2r I beladen, die hfeilige] schrifft lesen oder etwas in disen sachen erkennen sol-
lena. D as widerspil5 aberb sehen wir in allen Religion handlungen, die Gott von
anfang durch die Patriarchen, propheten, Richter vnd könig, durch seinen lieben
son selb vnd die Apostel gehandlet hat; cdenen sollen wir folgen/
Zum dritten will daran gar fil vnd hoch gelegen sein, das man den aller eussersten
vleiß ankere, damit man in wahl vnd verordnung der gesprechs leut nit felhe vnd
dazü außlese vnd setze war gotsförchtige vnd zum reich christi gelerte leut vnd die6
auch sust wol verstendig vnd klüg, des fridens begirig, freuntliche vnd bescheidene
menner seyen. Dann bei welchen nit ein ware bestendige Gottes vorcht ist, von de-
nen hat man dasd gewußlich zu erwarten, das der herr sagt: »Wer nit mit mir ist, der
ist wider mich. Wer nit mit mir samlet, der zerströwet.«7 Welche dann auch nit be-
gabet sind mit etwas besonderem verstandt vnd erfarnuß in götlichem thün, auch
mit einem sittigen senffmutigen geist vnd fridliebenden gemiet, hat8 ein ieder wol
zugedencken, wie wenig frommen9 soliche leut in diser handlung schaffen könden,
x) — x) von Bucer am Rand ergänzt und eingewiesen.
y) von Bucer vor der Zeile ergänzt und eingewiesen.
z) darunter von Bucer Kustode nachgetragen: beladen.
a) von Bucer über der Zeile ergänzt und eingewiesen.
b) von Bucer über der Zeile ergänzt und eingewiesen.
c) —c) von Bucer in der Zeile ergänzt.
d) von Bucer korr. aus: des.
1. Antoine Perrenot de Granvelle (1517—1586), Sohn des kaiserlichen Kanzlers Nicolas Perrenot
de Granvelle, seit 1538 Biscbof von Arras. Er nabm am Wormser Reichstag 1540/41 und am Re-
gensburger Reichstag 1541 teil. 1545 wohnte er der Eröffnung des Trienter Konzils bei. Nach dem
Tod seines Vaters 1550 übernahm Antoine dessen Amt als Staatssekretär Karls V. 1561 wurde er
Kardinal. Vgl. MBW 12, S. 171 f.; RGG3 2, Sp. 1825.
2. ietz, das ... letz, das: sei es, damit... sei es, damit. Vgl. Frühneuhochdt. WB 8,1, Sp. 370.
3. beiden Teile.
4. D.h. die obngkeithchen Räte (als Auditoren).
5. Gegenteil. Grimm 29 (= XIV,1,2), Sp. 1234, 1239.
6. vnd die: und solche, die.
7. Mt 12,30; Lk 11,23.
8. [hinsichtlich derer] hat.
9. Nutzen. Vgl. Grimm 4 (= IV,1,1), Sp.245.
 
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