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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Haaf, Susanne [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0349
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9- ERSTER BERICHT DER EVANGELISCHEN DELEGIERTEN

345

5

io


20

als vff irer rygen den ersten1 geantwort, das sie der keyfserlichen] m[ajestä]t
wolten vorgeschribner ordnung nach mit freuntlicheit vnd on affect das ge-
sprech gern anfahen vnd volfuren, haben wir2 nach kurtzem bedacht den
praesidenten vnd des gegenteyls Auditoren vnd Colloquenten1 der gley-
chen3 geantwortet, das wir von den articulen vnser Confeßion, wie vnß die
von key[serlicher] m[ajestä]t weren zu handlen furgeschriben,4 I i6z' I das
Colloquium gern wolten mit aller Gottes8 vorcht vnd bescheidenheit, auch
on allen zanck vnd onordliche bewegnuß im gemut vnd reden mit Gottes
gnaden, wie auch in aller eynfalt vnd richtigkeit, on alle sophisterey, helffen
anfahen5 vnd da zu volfuren vnd enden, das es dienen möchte zu warer vnion
vnd reformation der kirchen, wie vnß in der Wormisch prorogation were fur-
geschriben,6 vnd wolten also in dem allein Gottes eer vnd der kirchen besse-
rung vnd wolfardt vnsers vatterlands imer ansehen vnd vor augen haben. Da
bey aber, da mit dis vorhabende gespreche möchte zu vermeldtem ende die-
nen vnd auch, weyl nit allein sie, die praesidenten, sonder auch beyder teyl
Auditoren vnd Colloquenten solten vermoge der Wormischen prorogation
der key[serlichen] m[ajestä]t vnd Stenden des Reichs vff kunfftigem Reichs-
tage aller gesprechs handlung vnd, wie sich die in alle wege zwischen beyden
teylen wurden zutragen, »volkomene relation«7 thun, So were vnsre not-
wendig bitte vnd begere, das die praesidenten wolten zugeben, das von bey-
den teylen geschworne Notarien gesetzet wurden, von iedem teyl tzween8,
wie es auch im gesprech zu Worms were zugegeben vnd gehalten worden.9
Dan ob wyr wol an iren, der praesidenten, glauben in dem keinen zweyfel

der vnsern
antwort

begern, 2 notarios
jedem teyl
zuzulaßen

f) colloquenten durch Bucerum: b.
g) danach gestr.: furrch.

1. Als kaiserhcher Hofkaplan hatte Pedro de Malvenda seiner Würde entsprechend an
erster Stelle m der Bank der altgläubigen Kolloquenten Platz genommen; vgl. Vogel, Religi-
onsgespräch, S. 319; Wolrad, Tagebuch, S. i66f.
2. Kolloquent ersten Ranges und somit Wortführer der Verhandlungen von protestanti-
scher Seite war während des gesamten Gesprächs Bucer. Eigenthch hätte Georg Major als
Vertreter des sächsischen Kurfürsten diese Würde zugestanden, jedoch überließ er sie dem
Straßburger Reformator; vgl. Vbge/, Rehgionsgespräch, S.315, 546.
3. der gleychen: sofort; also noch am 27. Januar. Vgl. Vogel, Rehgionsgespräch, S. 323.
4. Gemeint sind die Artikel der Confessio Augustana; vgl. Vogel, Religionsgespräch,
Quellenanhang Nr^b, S. 561.
5. zu beginnen.
6. Vgl. den Wormser Reichsabschied von 1545 (DRTA.JR 16,2, Nr. 341,7-9, S. 1659E);
zum Begriff >Prorogation< s. oben S. 279 mit Anm. 1.
7. Vgl. den Wormser Reichsabschied von 1545 (DRTA.JR 16,2, Nr. 341,10, S. 1660); s.
auch oben S. 332. Bucer stellte damit als erster die Protokollfrage zur Diskussion, die zu ei-
ner mehrere Tage andauernden Debatte über die Geschäftsordnung führte; vgl. Vbge/, Reh-
gionsgespräch, S.324.
8. zwei.
9. Während der Disputation zwischen Melanchthon und Eck, die 1m Rahmen des
Wormser Gesprächstages vom 14. bis zum 18. Januar 1541 geführt wurde, führten zwei No-
tare ein Verhandlungsprotokoll; s. dazu oben S. 290 Anm. 1.
 
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