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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Haaf, Susanne [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0352
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348

9- ERSTER BERICHT DER EVANGELISCHEN DELEGIERTEN

des Schwigens
halber

[28. Januar]
der vnsern ant-
wort post delibe-
rationem

[28.729. Januar]
der praesidenten
antwort

geben zu, das alle
ding vffgeschriben

schworne Notarien vffgeschriben, vnd weyl sie nicht leut haben, dißer sachen
recht verstendig, das auch von den vnsern Notarien gesetzet werden.
Des inhaltens halben der sachen vnd reden, so im Colloquio mögen furfal-
len, haben wyr vnß auch nit wyßen weyter zubegeben, dan so fil, das wyr vnß
in dem Christlicher billigkeit, vnd dem nach1 wyrs beßerlich erkennen
möchten, beweysen wolten, Vnd2 das vnß mit namen3 vorbehalten, vnsren
fursten vnd Obren iedes mal das anzuzeigen, das wyr der sachen Gottes
dienstlich erkennen möchten"; °was ergerlich vnd nit beßerlich sein
möchte0, des wolten wyr vnß selb enthalten.P I zy’ I
Haben also vff den 2§.4 den praesidenten vnd des anderen teyls Auditoren
vnd Colloquenten solich vnser antwort gegeben5 vnd die großwichtigkeit,
weitleuffigkeit vnd streytigkeit der sachen, da von im Colloquio solle ge-
handlet werden, Auch die prorogation (deren wort wyr etwaß weitleuffig er-
kleret)6, vnsere instruction vnd dan auch der alten kirchen exempel vnd ge-
meinen brauch in allen gerichtligenq hendlen, die doch allein das zeitlich
antreffen7 (in welchen aber alle mal die acta trawlich geschriben vnd den par-
ten gemein gelaßen werden), etwas mit ernste angezogen, nemlich, weyl wyr
vermercket, das des gegenteyls Colloquenten die sachen gern ins dunckel zie-
hen wolten.8
Hieruff haben sich die praesidenten mit dem anderen teyl den tag vnd mor-
gen9 eben lang bedacht vnd vnß zu letst die antwort geben in abwesen der
auditoren vnd Colloquenten des gegenteyls, sie, die praesidenten, hetten die
wort der prorogation auch hie vor ersehen, des gleichen ire von keyfserlicher]
m[ajestä]t instruction, befunden10 11 aber keinen befelch der Notarien halben,
von beyden teylen zu setzen. So fil aber die gantze auffschreibung der hand-
lung1 bedochten auch sie, das solichs die wichtigkeit vnd weitleuffigkeit der

5

IO


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25

n) Sdhurf.: möchte.
o) —o) von Faber am Rand ergänzt und eingewiesen.
p) In der Vorlage steht kein Absatz.
q) wohl korr. aus: gerichthhen.

1. dem nach: demgemäß wie. Grimm 2, Sp. 919.
2. Vnd [haben].
3. mit namen: namentlich; besonders. Grimm 13 (= VII), Sp.337.
4. Zu den Ereigmssen des 28. und 29. Januar vgl. Voge/, Religionsgespräch, S. 327—330.
5. Die entsprechende Rede Bucers vom 28. Januar ist im Wortlaut verloren; vgl. Vbge/,
Rehgionsgespräch, S. 327 Anm. 321.
6. Zur Wormser Prorogation s. oben S. 279 mit Anm. 1.
7. das zeithch antreffen: das Zeitliche betreffen.
8. Bucer übte in der hier geschilderten Antwort unter Rückgriff auf Mt 5,15 Kritik am
Geheimhaltungsgebot und forderte die Gegenseite auf, »das Licht mcht zu scheuen«. Dieses
Motiv begegnet von beiden Seiten im Lauf der Geschäftsordnungsdebatte wiederholt; vgl.
Vogel, Rehgionsgespräch, S. 327, 331, 334; s. außerdem unten S. 3 51,4h
9. Gemeint ist der Nachmittag des 28. und der Morgen des 29. Januar.
10. hätten [...] gefunden. Frühneuhochdt. WB 3, Sp. 491 f.
11. handlung [betrifft].
 
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