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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Haaf, Susanne [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0363
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9- ERSTER BERICHT DER EVANGELISCHEN DELEGIERTEN

35 9

5

io

20



uenda einbrocht, mit Gottes gnaden verantwortet vnd die sach gebrocht1 I
26’/j I bis vff etliche kurtze Schlußreden, dar in die summa dieses articels von
der Justification begriffen ist, die wyr morgen mit Gottes hilff seins, des Mal-
uendae, schlußreden, die schon in den Actis sein,1 wollen entgegen setzen.2
Staht aber der gantze streit mit diesenn“ leuten in dem articel vast in dreyen
puncten: ob der mensch, ehe dan er zu Gott bekert vnd recht gleubig worden,
kondew etwaß guts thun, da mit er sich zur gnade Gottes bereyte vnd Gott
verursache, das er seine gnedige augen zu im wende; Das ander, so man Gottes
gnaden vnd glauben anfangen, kunde Gottes gsatz gnug thun vnd durch gute
werck das ewig leben verdienen; Das dritte, ob die lieb vnß vor Gott gerecht
mache vnd nit der glaube. Summa: diese leut streiten vmb die Schullehre To-
mae3, Scoti4 vnd der gleichen vnd suchen, wie sey kunden die rein Evangeli-
sche praedig, das wyr auß lauteren gnaden Gottes durch den einigen verdienst
vnsers Heren Jesu Christi zu Gott bekeret, zu gnaden vffgnomen, from vnd
selig werden ane5 vnser I 261' I verdienst, ob wol der war vnd recht machende
glaub sich zu allen guten wercken imer befleißet, verduncklen, felschen vnd
verkeren, da mit man vnß als newer vnd falscher lehre möchte mit etwas ge-
limpfs verdammen vnd also der gantz Antichristisch hauffe sich der Reforma-
tion desto bas erweren.
Aber Gott sie6 lob, der vnß sein Hfeiliges] Euangelion so lauter vnd klar
hat dar gegeben, das es sich weder durch dieser leut nach auch der gantzen
welt sophisterey wurt nemlich bey den kinderen Gottes verduncklen noch
verkeren laßen.
Wie dann auch auß Gottes gnaden alle kinder Gottes leicht bey in7 selbs
befinden, das sie allen vorbereytung, anfang, vortfaren vnd volenden in from-
keit vnd Gottseligkeit allein von irem Gott vnd vatter durch vnsren eingen
mitler Jesum Christum entfahen8 vnd haben, das sie auch sich allein vff denn
einigen verdienst vnsers Heren Jesu vnd der gnaden Gottes zur selickeit mu-
ßen vertrösten vnd vff keine ire liebe, noch gute werck, wie weit die imer vff
erden komen vnd I iyr I groß werden.x

die vnsern lösen
Maluanda sin
argument

Vuorin der Streyt
dis Artickuls stett
iv
2

3
des gegenteyls
vorhaben etc.

Sed frustra

t) danach unter der Zeile von anderer Hand ergänzt: uerte.
u) danach gestr.: articel.
v) Diese Zählung am Textrand findet sich auch m c.
w) wohl korr. aus: konte.
x) In der Vorlage steht kein Absatz.

1. Vgl. Wolrad, Tagebuch, S. 181.
2. Bucer sandte den Bericht noch am io. Februar nach Straßburg, so daß der letzte Teil
von Bucers Gegenproposition, die dieser am 11. Februar abschloß, hier fehlt. Sie findet sich
1m zweiten Bericht der evangelischen Delegierten; s. unten S. 387,1—9.
3. Thomas von Aquin (1224-1274).
4. Johannes Duns Scotus (ca. 1265/66-1308).
5. ohne.
6. sei.
7. sich.
8. empfangen.
 
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