Martin Bucers Deutsche Schriften

ii. [dubiosum:] zweiter bericht der evangelischen delegierten 409
vnd zum ersten von vnß vernemen den eigentlichen verstandt, den wyr haben
in allen worten vnd gmeinem sinne iedes Articels. Vnd wan sie also vnsren
verstand eigentlich eingenomen vnd den selbigen der Gottlichen Schrifft on-
gemeeß hielten, das sie als dan jhre gegen schrifften vnd argumenten fur-
brächten, Doch zumahl nur ein Schrifft vnd argument, vnd auff die selbige
dan vnsre antwort vernemen, Welche sie dan weiter anfechten möchten, so sie
vermeinten des vrsach zuhaben. Jhedoch, das sie vnß imer ließen vff ein iedne
jhre einrede vnsre besondre vnd eigne antwort zugeben, Damit eines ieden ar-
guments vnd der antwort vff solch argument wichtigkeit von jhnen selbs, den
Collocutoren, praesidenten vnd Auditoren, möchte desto eigentlicher vnd
gewißer vernomen vnd erörtert Vnd nicht diese große hendel Gottes mit on-
ordenlicher vberschuttung der argumenten vnd antworten vnd eins ins ander
werffen verduncklet vnd dem Christlichen vrteyl verborgen werden.
Vnd so nach sölchem freien gesprech ein articel erwegen vnd durch beyder
teyl gegenred vnd1 I jiv/Sv I antwort erleuteret (wie dan ein iede frage ihre
gewiße vnd endliche grunde vnd wiederrede hat) ein articel zu Christlicher
vergleichung vnder vnß, den Colloquenten, nicht könde bracht werden, das
als dan die gegen Colloquenten jhre haupt argument wieder ieden articel
vnser Confeßion wolten nach ordnung beschreiben vnd vnß solche jhre
schrifft, von jhnen allen onderschrieben, vbergeben, Damit wyr vff jhre argu-
ment vnderschiedlich1 vnd nach ordnung, deren sie sich gehalten, vnser ant-
wort beschreiben vnd jhnen Schrifftlich zustellen möchten. Vnd so sie solche
vnsre antwort weyters wolten anföchten, das in dem selbigen gleiche ordnung
gehalten wurde, so lang, bys sie vnd wyr solche vnser beyder teyls schrifften
zum Christlichen vrteil stelleten der key[serlichen] M[ajestä]t vnd gmeinen
Stenden des Reichs.
Solcher maßen wolten wyr vnß zum gesprech, mit den gegen Colloquenten
zuhalten, bys vnß zu beyden teylen von der key[serlichen] M[ajestä]t vnd
vnsren fursten vnd Obren [resolutionj zukeme, erbotten haben mit dem
gedinge2, wa die key[serliche] M[ajestä]t sampt vnsren fursten vnd Obren
solcher maß vnd form des gesprechs wolten zu friden sein, das gelten vnd ra-
tum3 gehalten werden solte, I J2r/T I was wyr dermaßen mit einander ge-
handlet. Wo aber nicht, so solt es beyden teylen onuergriflich4 sein, welches
doch darzu dienen möchte, das wyr zu beyden teylen einander baß verstun-
den vnd auch beßer sehen möchten, wie man hernaher ein fruchtbar Collo-
quium anrichten kunde. So hetten wyr darfur, es were beßer, das wyr mitler
weyl, byß vnß von key[serlicher] M[ajestä]t vnd vnsren fursten vnd Obren
i) Dittographie: vnd I j 1 l'/Sz' I vnd.
j ) Vgl. Roth, Der offizielle Bericht, S.394.
1. deutlich; ausführlich; Punkt für Punkt. Grimm 24 (= XI,3), Sp. 1772, 1775.
2. dem gedinge: der Bedingung, [daß], Grimm 4 (= IV,1,1), Sp. 2028.
3. gültig; rechtskräftig. Georges 2, Sp.2208.
4. unschädlich; unmaßgeblich. Grimm 24 (= XI,3), Sp. 2041h