14- PROTESTATION DER EVANGELISCHEN DELEGIERTEN
447
2. Inhalt1
Das an die drei Präsidenten gerichtete Schreiben erinnert zunächst an die ursprüng-
liche Forderung der Protestanten nach einem ausführlichen Verhandlungsprotokoll
unter Beteiligung protestantischer Protokollanten (fol.5>ir). Ein solches sei zur Er-
füllung der Wormser Prorogation und nach den Erfahrungen früherer Religionsge-
spräche unerläßlich. Man folge darin ferner dem Beispiel der alten Kirche und der
Verhandlungspraxis in weltlichen Prozessen (fol. 9irv). Die protestantischen Für-
sten und Oberen hatten die vorläufige Geschäftsordnung akzeptiert, nun aber, da
mit der zweiten kaiserlichen Resolution ein fruchtbringendes Gespräch unmöglich
wurde, ihre Delegierten abberufen, da diese für andere Dienste benötiet würden
(fol.9iv-92r).
Die Abreise dürfe nicht als Verweigerung verstanden werden. Die protestanti-
schen Fürsten werden unverzüglich erneut Delegierte nach Regensburg schicken,
sobald eine Linderung der Vorgaben für das Kolloquium erfolgt sei (fol.92r-93r).
Neue Entwicklungen bitten die Delegierten, dem Regensburger Stadtkämmerer
mitzuteilen, der diese Nachrichten umgehend weiterleiten werde (fol. 93^). Noch
einmal bitten die Protestanten um Verständnis und versichern, schnellstmöglich zu-
rückzukehren, um keinesfalls die Sache Christi zu behindern (fol. 93v-94r). Mit ei-
nem Gebet endet die Protestation (fol. 94rv).
3. Wirkung
Nach Kenntnisnahme der Protestation baten die in Regensburg verbliebenen Präsi-
denten Julius Pflug und Graf Friedrich von Fürstenberg um ein neuerliches Ge-
spräch mit den protestantischen Delegierten, zu welchem sich später am Nachmit-
tag jedoch nur Wolrad, Bucer, Volckamer und Pistorius im Dom einfanden.2 Darin
versuchten die Präsidenten, die Delegierten auf Bucers versehentlich gegebenes Ver-
sprechen festzulegen, daß man bis zum Eintreffen der kaiserlichen Resolution in
Regensburg verharren würde.3 Ihre Argumente legten sie nochmals schriftlich in
einer Protestation vom 21. März dar.4 Doch diese Bemühungen, eine Abreise der
Protestanten zu vermeiden, blieben erfolglos. Nachdem Veit Dietrich bereits am i9.
März die Stadt verlassen hatte,5 brachen am Abend des 20. März die beiden kur-
sächsischen Delegierten auf. Am Sonntag, dem 21. März, reisten frühmorgens Bucer
1. Vgl. Vogely Religionsgespräch, S.462f.
2. Vgl. Wolrad, Tagebuch, S. io6f. Die Wittenberger hatten sich geweigert, an diesem Gespräch
teilzunehmen; vgl. Vogel, Rehgionsgespräch, S.465.
3. Vgl. Vogely Rehgionsgespräch, S. 465 f.
4. Ed. Pollet, Julius Pflug II, S.678-680; weitere Ausf. in Straßburg StA, AA 540, fol.95r—96r
und Marburg StA, Best. 3, Pol. Arch., Nr. 852, fol. 361’—37r; vgl. außerdem Vogel, Religionsgespräch,
S. 469.
5. Vgl. PC 4,1, S.46 Anm. 12; Wolrad, Tagebuch, S. 336. Balthasar von Gültlingen war bereits am
12. März abgereist, kurz nachdem die Nachncht vom Abzug des Präsidenten Moritz von Hutten
die Protestanten erreicht hatte; vgl. Vogel, Rehgionsgespräch, S.448.
447
2. Inhalt1
Das an die drei Präsidenten gerichtete Schreiben erinnert zunächst an die ursprüng-
liche Forderung der Protestanten nach einem ausführlichen Verhandlungsprotokoll
unter Beteiligung protestantischer Protokollanten (fol.5>ir). Ein solches sei zur Er-
füllung der Wormser Prorogation und nach den Erfahrungen früherer Religionsge-
spräche unerläßlich. Man folge darin ferner dem Beispiel der alten Kirche und der
Verhandlungspraxis in weltlichen Prozessen (fol. 9irv). Die protestantischen Für-
sten und Oberen hatten die vorläufige Geschäftsordnung akzeptiert, nun aber, da
mit der zweiten kaiserlichen Resolution ein fruchtbringendes Gespräch unmöglich
wurde, ihre Delegierten abberufen, da diese für andere Dienste benötiet würden
(fol.9iv-92r).
Die Abreise dürfe nicht als Verweigerung verstanden werden. Die protestanti-
schen Fürsten werden unverzüglich erneut Delegierte nach Regensburg schicken,
sobald eine Linderung der Vorgaben für das Kolloquium erfolgt sei (fol.92r-93r).
Neue Entwicklungen bitten die Delegierten, dem Regensburger Stadtkämmerer
mitzuteilen, der diese Nachrichten umgehend weiterleiten werde (fol. 93^). Noch
einmal bitten die Protestanten um Verständnis und versichern, schnellstmöglich zu-
rückzukehren, um keinesfalls die Sache Christi zu behindern (fol. 93v-94r). Mit ei-
nem Gebet endet die Protestation (fol. 94rv).
3. Wirkung
Nach Kenntnisnahme der Protestation baten die in Regensburg verbliebenen Präsi-
denten Julius Pflug und Graf Friedrich von Fürstenberg um ein neuerliches Ge-
spräch mit den protestantischen Delegierten, zu welchem sich später am Nachmit-
tag jedoch nur Wolrad, Bucer, Volckamer und Pistorius im Dom einfanden.2 Darin
versuchten die Präsidenten, die Delegierten auf Bucers versehentlich gegebenes Ver-
sprechen festzulegen, daß man bis zum Eintreffen der kaiserlichen Resolution in
Regensburg verharren würde.3 Ihre Argumente legten sie nochmals schriftlich in
einer Protestation vom 21. März dar.4 Doch diese Bemühungen, eine Abreise der
Protestanten zu vermeiden, blieben erfolglos. Nachdem Veit Dietrich bereits am i9.
März die Stadt verlassen hatte,5 brachen am Abend des 20. März die beiden kur-
sächsischen Delegierten auf. Am Sonntag, dem 21. März, reisten frühmorgens Bucer
1. Vgl. Vogely Religionsgespräch, S.462f.
2. Vgl. Wolrad, Tagebuch, S. io6f. Die Wittenberger hatten sich geweigert, an diesem Gespräch
teilzunehmen; vgl. Vogel, Rehgionsgespräch, S.465.
3. Vgl. Vogely Rehgionsgespräch, S. 465 f.
4. Ed. Pollet, Julius Pflug II, S.678-680; weitere Ausf. in Straßburg StA, AA 540, fol.95r—96r
und Marburg StA, Best. 3, Pol. Arch., Nr. 852, fol. 361’—37r; vgl. außerdem Vogel, Religionsgespräch,
S. 469.
5. Vgl. PC 4,1, S.46 Anm. 12; Wolrad, Tagebuch, S. 336. Balthasar von Gültlingen war bereits am
12. März abgereist, kurz nachdem die Nachncht vom Abzug des Präsidenten Moritz von Hutten
die Protestanten erreicht hatte; vgl. Vogel, Rehgionsgespräch, S.448.