16. BRIEF BUCERS AN LANDGRAF PHILIPP VON HESSEN
473
stä]t sollen kommen sein1 (das aber nun die k[aiserliche] M[ajestä]t vnd Granuella
gegen E[uer] F[ürstliche] g[nad]en nit haben durch auß wöllen gestohn),2 neben
anderen beschwerden, die wyr auch in vnser antwort, drauff gegeben vnd E[uer]
F[ürstlichen] g[nad]en zügesandt,3 angeregt4, gentzlich abgestricket5 das vff-
schreiben der Notarien vnd, das wyr auch von vns Notarien setzeten, auch, das vns
Copien der summarischen schrifften solten zugestellet werden, Vnd darzu erforde-
ret, das wyr solten ein eyd thun, keinem menschen etwas von der handlung des Col-
loquii anzuzeigen, biß vns die k[aiserliche] M[ajestä]t selb des eyds erliesse.6
Solche conditionen haben wyr nicht sollen nach könden eingohn, wie das E[uer]
F[ürstliche] g[nad]en selb vnd ein ieder6 verstendiger I 8or I Christ wol erkennet.
Damit aber doch, souil an vns, das Colloquium nit gentzlich angestellet vnd zerstö-
ret wurde, haben wyr vns erbotten, mittler weyl im colloq[ui]o onvergreyfflich7
vnd beyden theylen die resolution der k[aiserlichen] M[ajestä]t vnd auch vnser Fur-
sten vnd Obren vorbehalten vort zufaren, der gestalt, das wyr die artickel erstlich al-
lein mundtlich vnd one schrifft handlen vnd erörteren wolten vnd, wann das gesche-
hen vnd man sich doch nit wurde könden der sachen vergleychen (wie wyr vns dann
zu diesen leuten einiges8 recht streittigen religion articels christlich zu vergleichen
nie haben konden vertrösten), das als dann sie, die vom gegentheyl, als die vnsere
Confession anfechten,9 ire grundtlichsten einreden vnd argumenten solten nach
ordnung beschreyben vnd vns also zustellen. So wolten auch wyr vnsere antwort
druff gleycher ordnung stellen vnd jnen vbergeben. So dann die k[aiserliche] M[aje-
stä]t ankeme10 vnd wolte sollich handlung ettwas gelten lassen, so were sie gereydt11
b) über der Zeile ergänzt und eingewiesen.
1. Gemeint ist die zweite kaiserliche Resolution; s. oben S.362. Die Protestanten nahmen an,
daß Malvenda und Pedro de Soto die eigentlichen Urheber der Resolution waren; vgl. Vogel, Reli-
gionsgespräch, S.437 Anm. 766, S.449; s. auch unten S.476,28—30.
2. Diese Zwischenbemerkung zeigt, daß Bucer vom Landgrafen bei lhrem Zusammentreffen am
30. März m Heidelberg mündhch über die Inhalte der Gespräche mit dem Kaiser und Granvelle in-
formiert worden war. Tatsächhch hatte Granvelle am 28. März gegenüber dem Landgrafen bestrit-
ten, daß ein Verbot der Benchterstattung an die Fürsten und Oberen bestanden hätte; vgl. Vbge/,
Rehgionsgespräch, S.487. Es existiert auch ein auf den Landgrafen zurückgehendes Protokoll über
diese Gespräche; gekürzte Editionen bei Druffel, Beiträge zur Reichsgeschichte, S. 1—25; DRTA.JR
17, Nr. 5, S. 64-78; vgl. Vbge/, Religionsgespräch, S.484 Anm. 20.
3. Eine Kopie der protestantischen Responsio auf die zweite kaiserliche Resolution vom 2. März
wurde dem Landgrafen durch die hessischen Delegierten am 14. März zugesandt; s. oben S. 365. Die
Responsio ist ediert oben S. 362—380.
4. erwähnt; vorgetragen. Frühneuhochdt. WB 1, Sp. 1359.
5. verboten. Frühneuhochdt. WB 1, Sp.424.
6. Vgl. die zweite kaiserliche Resolution; ed. Caemmerer, Rehgionsgespräch, S.71—75; s. auch
oben S. 362.
7. unverbindhch; unmaßgeblich.
8. irgendeines.
9. In der ersten kaiserlichen Resolution war die Confessio Augustana dem Rehgionsgespräch
zugrunde gelegt worden. Malvenda hatte jedoch davon unabhängig seine Rede zur Rechtferti-
gungslehre entfaltet. S. oben S. 340; 345,3-10; 354,13-355,26.
10. Für den Reichstag in Regensburg.
11. bereits.
473
stä]t sollen kommen sein1 (das aber nun die k[aiserliche] M[ajestä]t vnd Granuella
gegen E[uer] F[ürstliche] g[nad]en nit haben durch auß wöllen gestohn),2 neben
anderen beschwerden, die wyr auch in vnser antwort, drauff gegeben vnd E[uer]
F[ürstlichen] g[nad]en zügesandt,3 angeregt4, gentzlich abgestricket5 das vff-
schreiben der Notarien vnd, das wyr auch von vns Notarien setzeten, auch, das vns
Copien der summarischen schrifften solten zugestellet werden, Vnd darzu erforde-
ret, das wyr solten ein eyd thun, keinem menschen etwas von der handlung des Col-
loquii anzuzeigen, biß vns die k[aiserliche] M[ajestä]t selb des eyds erliesse.6
Solche conditionen haben wyr nicht sollen nach könden eingohn, wie das E[uer]
F[ürstliche] g[nad]en selb vnd ein ieder6 verstendiger I 8or I Christ wol erkennet.
Damit aber doch, souil an vns, das Colloquium nit gentzlich angestellet vnd zerstö-
ret wurde, haben wyr vns erbotten, mittler weyl im colloq[ui]o onvergreyfflich7
vnd beyden theylen die resolution der k[aiserlichen] M[ajestä]t vnd auch vnser Fur-
sten vnd Obren vorbehalten vort zufaren, der gestalt, das wyr die artickel erstlich al-
lein mundtlich vnd one schrifft handlen vnd erörteren wolten vnd, wann das gesche-
hen vnd man sich doch nit wurde könden der sachen vergleychen (wie wyr vns dann
zu diesen leuten einiges8 recht streittigen religion articels christlich zu vergleichen
nie haben konden vertrösten), das als dann sie, die vom gegentheyl, als die vnsere
Confession anfechten,9 ire grundtlichsten einreden vnd argumenten solten nach
ordnung beschreyben vnd vns also zustellen. So wolten auch wyr vnsere antwort
druff gleycher ordnung stellen vnd jnen vbergeben. So dann die k[aiserliche] M[aje-
stä]t ankeme10 vnd wolte sollich handlung ettwas gelten lassen, so were sie gereydt11
b) über der Zeile ergänzt und eingewiesen.
1. Gemeint ist die zweite kaiserliche Resolution; s. oben S.362. Die Protestanten nahmen an,
daß Malvenda und Pedro de Soto die eigentlichen Urheber der Resolution waren; vgl. Vogel, Reli-
gionsgespräch, S.437 Anm. 766, S.449; s. auch unten S.476,28—30.
2. Diese Zwischenbemerkung zeigt, daß Bucer vom Landgrafen bei lhrem Zusammentreffen am
30. März m Heidelberg mündhch über die Inhalte der Gespräche mit dem Kaiser und Granvelle in-
formiert worden war. Tatsächhch hatte Granvelle am 28. März gegenüber dem Landgrafen bestrit-
ten, daß ein Verbot der Benchterstattung an die Fürsten und Oberen bestanden hätte; vgl. Vbge/,
Rehgionsgespräch, S.487. Es existiert auch ein auf den Landgrafen zurückgehendes Protokoll über
diese Gespräche; gekürzte Editionen bei Druffel, Beiträge zur Reichsgeschichte, S. 1—25; DRTA.JR
17, Nr. 5, S. 64-78; vgl. Vbge/, Religionsgespräch, S.484 Anm. 20.
3. Eine Kopie der protestantischen Responsio auf die zweite kaiserliche Resolution vom 2. März
wurde dem Landgrafen durch die hessischen Delegierten am 14. März zugesandt; s. oben S. 365. Die
Responsio ist ediert oben S. 362—380.
4. erwähnt; vorgetragen. Frühneuhochdt. WB 1, Sp. 1359.
5. verboten. Frühneuhochdt. WB 1, Sp.424.
6. Vgl. die zweite kaiserliche Resolution; ed. Caemmerer, Rehgionsgespräch, S.71—75; s. auch
oben S. 362.
7. unverbindhch; unmaßgeblich.
8. irgendeines.
9. In der ersten kaiserlichen Resolution war die Confessio Augustana dem Rehgionsgespräch
zugrunde gelegt worden. Malvenda hatte jedoch davon unabhängig seine Rede zur Rechtferti-
gungslehre entfaltet. S. oben S. 340; 345,3-10; 354,13-355,26.
10. Für den Reichstag in Regensburg.
11. bereits.