I 8. EIN WARHAFFTER BERICHTE
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würde on alle frucht sein, wo man nit zuuor auff dem Reichstag erlangete, das auch
die anderen Stende des Reichs in sollichs Colloquium bewilligten vnd die jren darzü
verordneten1 Vnd auch solche leüt, die Christlicher Concordi vnnd Reformation
begerten. Darauff haben sie auff disem Reichstag2 züuor mit allem fleiß handlen
wollen, als sie auch gethon, vnnd an jnen gar nichts erwinden lassen, damit sie es da-
hin brechten, das ein recht auffrichtig Christliche, fruchtbare handlung vmb verglei-
chung der Religion vnd Reformation wurde fürgenommen vnd gehalten, Wie das jr
antwort auff das Keiserlich fürtragen genügsam bezeüget.3 I Biija I
Da richte1 nun, frommer™ Christ, wer das liecht vnd recht Christlich Collo-
quium oder auch disputation gesucht oder geflohen habe?4 Vnsere Fürsten vnd
Obren haben vor zü Wurms,5 da man von diesem Colloquio zühalten" gehandlet,
sich mit allem fleiß dahin bearbeitet, das [man] von allen Stenden des Reichs solte°
ColloquentenP vnd Auditoren vnd die in güter anzal verordnen, Ja, hetten nichts
liebers gesehen vnd noch, dann das die Keiserliche Maiestet vnd alle Fürsten vnd
stende des Reichs hetten solchem gesprech selb wollen vor sein vnd das horen, Dar-
umb sie auch auff so viel andern Reichstagen angesucht haben,6 vnd bitten noch für
vnd für darumb.
Des gleichen haben auch wir, die Prediger, von anfang vnser predig begeret vnd
gebetten, wie das vnser so viel bücher beweisen.7 Der Papst aber vnd sein hauff ha-
bens dahin nie wollen kommen lassen. So haben wir auch im jetz angesetzten Collo-
quio anders nicht dann das liecht gesuchet vnd darumb allein so ernstlich begeret
vnd gebetten, das man alle handlung liesse auffschreiben vnd zügebe, das ein jeder
die schicken vnd geben mochte, wem er wolte vnd als weit er kondte, Auch dauon
sagen, wem er wolte vnd was er mit warheit dauon sagen konde. Vom gegentheil
l) Drf.: richten; richte: BCDEF.
m) Drf.: frommen; frommer: BDEF; fromer: C.
n) Drf.: zühalten man; zu halten: CD; zuhalten: E; zühalten: BF.
o) solten: D.
p) Drf.: Colloquentem: A; Colloquenten: BCDEF.
1. Die Berufung der altgläubigen Teilnehmer hatte sich der Kaiser vorbehalten; s. oben 5. 284f.
mit S. 284 Anm. 7.
2. Wormser Reichstag (15. Dezember 1544 - 4. August 1545).
3. Im Zuge der Verhandlungen zur Gestaltung eines neuerhchen Rehgionsgesprächs auf dem
Reichstag zu Worms hatten die protestantischen Gesandten am 9., 14. und 17. Juh 1545 schnfthch
auf entsprechende Vorschläge von kaiserhcher Seite reagiert; vgl. Vogel, Rehgionsgespräch, S. 171 f.,
177—179, i8of.
4. Vgl. Billick, Epistola (Neitdecker, Urkunden, S.790).
5. Auf dem Wormser Reichstag 1544/45.
6. Auf dem 3. Nürnberger Reichstag 1523 war sogar ein Nationalkonzil beschlossen worden,
das dann jcdoch nicht zustande kam; s. oben S. 32 f. mit S. 32 Anm. 5.
7. Bucer setzte sich schon seit langem für ein Nationalkonzil ein, so etwa m seinen 1545 verfaß-
ten Schnften >Ein chnsthche Ennnerung< (ed. BDS 13, S. 227—336), >Ein christhch ongefährhch be-
denckem (Teiled. BDS 13, S. 337-361), AX'ie leicht vnd füglich< (ed. BDS 11,2, S. 351-454) und >De
Conciho< (ed. oben S. 104—244). Auch m seinem Gutachten, das er zur Frage des Kolloquiums ver-
faßte, findet sich dieser Gedanke; s. oben S.287f.; vgl. auch Vogel, Rehgionsgespräch, S. 170.
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würde on alle frucht sein, wo man nit zuuor auff dem Reichstag erlangete, das auch
die anderen Stende des Reichs in sollichs Colloquium bewilligten vnd die jren darzü
verordneten1 Vnd auch solche leüt, die Christlicher Concordi vnnd Reformation
begerten. Darauff haben sie auff disem Reichstag2 züuor mit allem fleiß handlen
wollen, als sie auch gethon, vnnd an jnen gar nichts erwinden lassen, damit sie es da-
hin brechten, das ein recht auffrichtig Christliche, fruchtbare handlung vmb verglei-
chung der Religion vnd Reformation wurde fürgenommen vnd gehalten, Wie das jr
antwort auff das Keiserlich fürtragen genügsam bezeüget.3 I Biija I
Da richte1 nun, frommer™ Christ, wer das liecht vnd recht Christlich Collo-
quium oder auch disputation gesucht oder geflohen habe?4 Vnsere Fürsten vnd
Obren haben vor zü Wurms,5 da man von diesem Colloquio zühalten" gehandlet,
sich mit allem fleiß dahin bearbeitet, das [man] von allen Stenden des Reichs solte°
ColloquentenP vnd Auditoren vnd die in güter anzal verordnen, Ja, hetten nichts
liebers gesehen vnd noch, dann das die Keiserliche Maiestet vnd alle Fürsten vnd
stende des Reichs hetten solchem gesprech selb wollen vor sein vnd das horen, Dar-
umb sie auch auff so viel andern Reichstagen angesucht haben,6 vnd bitten noch für
vnd für darumb.
Des gleichen haben auch wir, die Prediger, von anfang vnser predig begeret vnd
gebetten, wie das vnser so viel bücher beweisen.7 Der Papst aber vnd sein hauff ha-
bens dahin nie wollen kommen lassen. So haben wir auch im jetz angesetzten Collo-
quio anders nicht dann das liecht gesuchet vnd darumb allein so ernstlich begeret
vnd gebetten, das man alle handlung liesse auffschreiben vnd zügebe, das ein jeder
die schicken vnd geben mochte, wem er wolte vnd als weit er kondte, Auch dauon
sagen, wem er wolte vnd was er mit warheit dauon sagen konde. Vom gegentheil
l) Drf.: richten; richte: BCDEF.
m) Drf.: frommen; frommer: BDEF; fromer: C.
n) Drf.: zühalten man; zu halten: CD; zuhalten: E; zühalten: BF.
o) solten: D.
p) Drf.: Colloquentem: A; Colloquenten: BCDEF.
1. Die Berufung der altgläubigen Teilnehmer hatte sich der Kaiser vorbehalten; s. oben 5. 284f.
mit S. 284 Anm. 7.
2. Wormser Reichstag (15. Dezember 1544 - 4. August 1545).
3. Im Zuge der Verhandlungen zur Gestaltung eines neuerhchen Rehgionsgesprächs auf dem
Reichstag zu Worms hatten die protestantischen Gesandten am 9., 14. und 17. Juh 1545 schnfthch
auf entsprechende Vorschläge von kaiserhcher Seite reagiert; vgl. Vogel, Rehgionsgespräch, S. 171 f.,
177—179, i8of.
4. Vgl. Billick, Epistola (Neitdecker, Urkunden, S.790).
5. Auf dem Wormser Reichstag 1544/45.
6. Auf dem 3. Nürnberger Reichstag 1523 war sogar ein Nationalkonzil beschlossen worden,
das dann jcdoch nicht zustande kam; s. oben S. 32 f. mit S. 32 Anm. 5.
7. Bucer setzte sich schon seit langem für ein Nationalkonzil ein, so etwa m seinen 1545 verfaß-
ten Schnften >Ein chnsthche Ennnerung< (ed. BDS 13, S. 227—336), >Ein christhch ongefährhch be-
denckem (Teiled. BDS 13, S. 337-361), AX'ie leicht vnd füglich< (ed. BDS 11,2, S. 351-454) und >De
Conciho< (ed. oben S. 104—244). Auch m seinem Gutachten, das er zur Frage des Kolloquiums ver-
faßte, findet sich dieser Gedanke; s. oben S.287f.; vgl. auch Vogel, Rehgionsgespräch, S. 170.