Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Haaf, Susanne [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0542
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
53«

I 8. EIN WARHAFFTER BERICHTE

aber ist kommen, das man zü diesem gesprech so wenig Colloquenten vnd Audito-
ren verordnet Vnd dan ob1 dem beeidigeten stillschweigen auch abstrickung des
gentzlichen vnd richtigen auffschreibens also hart gehalten hatt.
Nun aber von dem Billick2 zü reden: hatt er so gü- I Biijb I ten lust, mit vns zü
Disputiern, warumb hat er dann nicht mit seinen mit Colloquenten bei der Keiserli-
chen Maiestet erlanget, das vns die hette vor allen Stenden des Reichs zur verhore
vnd verantwortung der Religion gegen jnen kommen lassen, dahin wir vns vor jnen
selb so offt erbotten, Oder hetten doch die Presidenten dahin erbetten, das sie vns
allein des Eyds des verschweigens erlassen vnd die gegenschrifften einander zü
übergeben vergünnet vnd zü solchem gesprech hetten Presidieren wollen?3 Auff
welche maß wir doch jm Colloquio gern weren fortgefaren, Dann wir je anders
nichts, dann das winckel- vnd zeüglos Disputieren mit diesen leüten vnd das ver-
schweigen des Euangeli Christi, das man allen creaturen predigen solle,4 gescheü-
het vnd geflohen haben.
Ja, was solle ich sagen: weiß sich diser Billick wider die warheit Christi, die wir be-
kennen, so wol gefassetq, warumb hat er seinen Gropperischen hauffen zü Collen
nicht dahin vermogt, das sie mir für sie selb zü Collen hetten platz, mich vnd mein
lehre gegen jm vnd menglich zü vertedigen, gegeben, wie ich, als ich zü Bonn ware,
das Thüm capitel daselbet5, den Raht vnd die hohe schul6 darumb schrifftlich, je-
den theil für sich, auffs vleissigest ersucht vnd gebetten habe?7 Oder hette das zü
Bonn mit mir angenummen vor den Stenden des Ertzstiffts Collen, darzü ich mich
auch schrifftlich vnd mündtlich zü meermalen erbotten vnd berüffen habe,8 Wie
ich mich auch noch erbeüt, wahin vnd für wen sie wollen, da man allein vns frei vnd
richtig vnd mit gepürender kundschafft horen wille. I Biiija I
Das schreib ich aber nit, als ob ich mich so gelert oder geschwind zum disputieren
achtete9 (dann ich wol weiß, wie gering in dem mein pfündlin ist), sonder das die
sach des Hfeiligen] Euangeli so klar vnd gewiß ist, das sie ein jeder Christ, der darzü
beruffen vnd den Herren vmb seinen hfeiligen] geist bittet, gnugsam verthedigen
mag wider aller welt klugheit vnd sophisterei, Wie es der Herre selb verheissen hat
Matthei x[i/-2o]. Man hat aber hieuor allwegen gesehen vnd sihets jetzund in der
that auch, das dise feinde Christi kein richtige vnd ordenliche verhore vnd erorte-
q) befasset: BF.
1. wegen.
2. Eberhard Billick; zur Person s. oben S. 190 Anm. 1.
3. Zu diesem Vorschlag der protestantischen Delegierten vgl. Bucers Schreiben an den Landgra-
fen vom 12. April (s. oben S. 473 f.) sowie den Straßburger Entschuldigungsentwurf zur Abreise der
Protestanten aus Regensburg (s. oben S. 504 f.).
4. Mk 16,15.
5. i. e. m Köln.
6. von Köln.
7. Vgl. BDS 11,2, S.440-445.
8. So etwa im Rahmen der Landtage in Bonn im März und Juli 1543; vgl. BDS 11,2, S. 318; s. oben
S. 193-195. Zur Datierung der Landtage auf das Jahr 1543 s. oben S. 193 Anm. 3.
9. Vgl. Billick, Epistola (Neudecker., Urkunden, S.793 f.).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften