Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Haaf, Susanne [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0556
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
19. PAPST PAULI III. BREVE

552
Zum dritten ist der Bapst auch so stoltz, das ers jm1 ein schand achtete, wa er sein
gehorsame2 nit solte züm fürnemisten vnd offenbaristen fürwenden3.
Das aber etlich Keiserischen vnd Kongischen haben dorffen so ernstlich vorge-
ben, Es habe ein andere meinung, Des haben sie erstlich die vrsachen, das man den
ketzeren keinen glauben halten vnd, sie zü vertilgen, allen falsch, alle lugen, meineid, 5
falsch briefe vnd sigel, biecher14 vnd was man darzü forderlich erdencken mage,
geprauchen solle.
Zum anderen, so wissen sie, das bei vns Deutschen noch vil leut seind, die aus alter
einfalt meinen, Grosse Herren sollen auffrecht vnd on allen betrug handlen, die las-
sen sich jmer nach5 als mit nichtigen worten, wa nit gar von rechter ban verfüren, 10
doch etwas irr machen vnnd auff halten. Neben denen seind auch vil falscher Judas
vnder den Jüngeren des Herren vnnd I Aiiijb I vil hertz- vnd glaublose Mammons-
knecht, desgleichen auch nit wenig schwachgleübiger, die gern on alle gefahr vnd lei-
den wolten Christen sein, Welche alle, weil sie ondas nit lust haben, vil gefahr zü be-
stohn für den Christlichen glauben vnnd das vatterland, so glauben sie desto ehr 15
oder nemen sich an, als glaubten sie, diser krieg gelte nit allen Deutschen vnd Reli-
gionsverwandten. So vil vortheils hat dan der gegentheil durch jhr falsches fürgeben
erlanget. Ob dann die recht verstendigen, rechtgleubigen vnd redlichen Deutschen
gleich seer grüntzen vnd onlustig sind vber solchen betrug vnd falsch, das achten die
feind so vil geringer, das6 sie wol wissen, das solche ondas jrer part nit seind vnd 20
aber auch sie, wa7 sie siegen, nit werden der lugen schelten dorffen; ligen8 sie dan
vnden, so lassen sie recht eins zum andern stohn. Wir aber, die wissen, das vnser
Gott vnd vatter im Himel alles siehet vnd richt vnd hasset, die mit falsch vnnd trug
vmbgohn vnd krieg anrichten, sollen so vil mehr auff die gnad vnd hilffe Gottes ge-
trostet sein, so vil vnsere feinde ontrewlicher vnd onredlicher gegen vns handlen vnd 25
sich mit dem ergsten feind Christi, dem Bapst, mehr verdieffen. Der Herre geb vns,
sein Reich vnd sein gerechtigkeit vor allem züsüchen9 vnnd alle vnsere sorg vnd last
getrost auff jn züwerffen10, so würt ers wol machen vnd also aus füren, das wir jm
werden lob vnd danck züsagen haben alle tag vnsers lebens vnd in ewigkeit. Amen.

1) bücher: B.
1. für sich.
2. sein gehorsame: den Gehorsam lhm gegenüber.
3. vorbnngen. Grimm 4 (= IV,1,1), Sp.933.
4. Bücher.
5. jmer nach: lmmernoch.
6. weil. Grimm 2, Sp. 817.
7. wo.
8. hegen.
9. Mt 6,33.
10. I Petr 5,7.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften