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19. PAPST PAULI III. BREVE
ligkeit Regenten auch zu dem krieg verbraucht werden vnd sonst zu keinen
eanderen sachene. So aber der krieg nicht ein furgang neme, sonder gewendt,
dann so solle vnnd moge sein Heiligkeit solich zwei mal hundert tausent kro-
nen wider zü seiner gewarsame vnd handen nemen. v
v Da sehet, jr lieben Deutschen, wo zu der Bapst ewer gelt gebrauche, das jr jm nun so lang
wider Gott vnd alle Keiserhche vnd Canomsche recht habt von eweren Kirchen vnd euch al-
len rauben lassen, durch das so theür erkauffen der Pallien1, deren man etliche mit zwentzi-
gen, etliche mit dreissig tausent kronen kaum erkauffen vnd von seinen gelt eglen2 zü Rom
bringen kan/ Jtem der gemeinen Bischoffen Confirmationen3,^ Jtem so vilfeltiger Dis-
pensationen4, Compositionen5 vnd des Ablaß, dadurch wol ein jar ins ander mehr dan
hundert tausent kronen gen Rom kommen darffe6 dem Bapst vnd seinem hofegesind.7
Von dem allen er den geringesten heller nicht nimet, dann durch offentliche verdampte Si-
monei.k Vnd eben darumb, das er sorget, es mochte disem geltstram8, der von euch vor an-
deren Nationen gar starck gon Rom laufft,9 durch das Trientisch Concihum, wiewol ers m
seine hend gefasset, etwas abgebrochen werden, so hat ers mit dem krieg eben ietz gewo-
get10, damit er das Concihum zerstore vnd erlange, das er das Bapstumb auff seinen hüren
sons son, den Cardinal Farnesium,11 bestetigen vnd also, so vil jm moglich, erblich machen
moge.12 Sunst wurde er des gelts, so er von diser vnd anderen Nationen also hauffecht13 rau-
bet, mt dem Keiser zu etwas vortheils, sonder nur seinen huren sons kinderen, wie er bißher
gethon, Fürstenthumb vnd Königliche weiber zü kauffen,14 durch die er jnen verhoffete, die
Fürstenthumb zü bestetigen, anlegen.
e) —e) Drf.: anderensachen.
f) In der Vorlage steht ein Punkt.
g) In der Vorlage steht ein Punkt.
h) In der Vorlage wird der Satz fortgeführt.
1. Bei einem Pallium handelt es sich um einen mantelartigen Überwurf, der den Erzbi-
schöfen vom Papst als Insigme verhehen wird; vgl. LThK3 7, Sp. 1299L
2. gelt eglen: »Geldegeln«, i. e. geldhungngen Menschen. Grimm 5 (= IV,1,2), Sp.2910.
3. Mit einer Confirmatio wurde eine Wahl bestätigt bei Personalentscheidungen, für
welche die Anerkennung der Kurie notwendig war; vgl. LThK3 2, Sp. 505; LThK3 8, Sp. 918.
4. Ein Dispens stellt die Aufhebung der Verpflichtungskraft eines rein kirchlichen Geset-
zes durch eine Person mit >potestas regiminis exsecutiva< dar; vgl. LThK3 3, Sp. 265 f.
5. Compositio; Zahlung für die päpstliche Gewährung einer Handlung, die gegen das
geltende Kirchenrecht verstößt; vgl. Schmugge, Ehedispense, S. 117.
6. dürfte.
7. Zu diesen Vorwürfen s. auch oben S. 126,26-30; 218f.
8. Geldstrom.
9. Im Deutschen Reich fürchtete man, über Gebühr mit Abgaben an den Papst belastet
zu werden; s. oben S.213 Anm. 1.
10. gewagt.
11. Gemeint ist der Enkel Papst Pauls III., Alessandro Farnese (1520-1589); s. oben
S.275 Anm. 1.
12. Papst Paul III. betneb einen ausgeprägten Nepotismus; s. dazu oben S. 556 Anm. 2
und 4.
13. reichlich. Vgl. Grimm 10 (= IV,2), Sp. 593.
14. Ottavio Farnese, der Enkel Papst Pauls III., war 1538 mit der unehelichen Tochter
Karls V, Margarethe (1522-1586), vermählt worden. Kohler, Karl V, S. 86; MBW 12, S.48;
ADB 20, S.325.
19. PAPST PAULI III. BREVE
ligkeit Regenten auch zu dem krieg verbraucht werden vnd sonst zu keinen
eanderen sachene. So aber der krieg nicht ein furgang neme, sonder gewendt,
dann so solle vnnd moge sein Heiligkeit solich zwei mal hundert tausent kro-
nen wider zü seiner gewarsame vnd handen nemen. v
v Da sehet, jr lieben Deutschen, wo zu der Bapst ewer gelt gebrauche, das jr jm nun so lang
wider Gott vnd alle Keiserhche vnd Canomsche recht habt von eweren Kirchen vnd euch al-
len rauben lassen, durch das so theür erkauffen der Pallien1, deren man etliche mit zwentzi-
gen, etliche mit dreissig tausent kronen kaum erkauffen vnd von seinen gelt eglen2 zü Rom
bringen kan/ Jtem der gemeinen Bischoffen Confirmationen3,^ Jtem so vilfeltiger Dis-
pensationen4, Compositionen5 vnd des Ablaß, dadurch wol ein jar ins ander mehr dan
hundert tausent kronen gen Rom kommen darffe6 dem Bapst vnd seinem hofegesind.7
Von dem allen er den geringesten heller nicht nimet, dann durch offentliche verdampte Si-
monei.k Vnd eben darumb, das er sorget, es mochte disem geltstram8, der von euch vor an-
deren Nationen gar starck gon Rom laufft,9 durch das Trientisch Concihum, wiewol ers m
seine hend gefasset, etwas abgebrochen werden, so hat ers mit dem krieg eben ietz gewo-
get10, damit er das Concihum zerstore vnd erlange, das er das Bapstumb auff seinen hüren
sons son, den Cardinal Farnesium,11 bestetigen vnd also, so vil jm moglich, erblich machen
moge.12 Sunst wurde er des gelts, so er von diser vnd anderen Nationen also hauffecht13 rau-
bet, mt dem Keiser zu etwas vortheils, sonder nur seinen huren sons kinderen, wie er bißher
gethon, Fürstenthumb vnd Königliche weiber zü kauffen,14 durch die er jnen verhoffete, die
Fürstenthumb zü bestetigen, anlegen.
e) —e) Drf.: anderensachen.
f) In der Vorlage steht ein Punkt.
g) In der Vorlage steht ein Punkt.
h) In der Vorlage wird der Satz fortgeführt.
1. Bei einem Pallium handelt es sich um einen mantelartigen Überwurf, der den Erzbi-
schöfen vom Papst als Insigme verhehen wird; vgl. LThK3 7, Sp. 1299L
2. gelt eglen: »Geldegeln«, i. e. geldhungngen Menschen. Grimm 5 (= IV,1,2), Sp.2910.
3. Mit einer Confirmatio wurde eine Wahl bestätigt bei Personalentscheidungen, für
welche die Anerkennung der Kurie notwendig war; vgl. LThK3 2, Sp. 505; LThK3 8, Sp. 918.
4. Ein Dispens stellt die Aufhebung der Verpflichtungskraft eines rein kirchlichen Geset-
zes durch eine Person mit >potestas regiminis exsecutiva< dar; vgl. LThK3 3, Sp. 265 f.
5. Compositio; Zahlung für die päpstliche Gewährung einer Handlung, die gegen das
geltende Kirchenrecht verstößt; vgl. Schmugge, Ehedispense, S. 117.
6. dürfte.
7. Zu diesen Vorwürfen s. auch oben S. 126,26-30; 218f.
8. Geldstrom.
9. Im Deutschen Reich fürchtete man, über Gebühr mit Abgaben an den Papst belastet
zu werden; s. oben S.213 Anm. 1.
10. gewagt.
11. Gemeint ist der Enkel Papst Pauls III., Alessandro Farnese (1520-1589); s. oben
S.275 Anm. 1.
12. Papst Paul III. betneb einen ausgeprägten Nepotismus; s. dazu oben S. 556 Anm. 2
und 4.
13. reichlich. Vgl. Grimm 10 (= IV,2), Sp. 593.
14. Ottavio Farnese, der Enkel Papst Pauls III., war 1538 mit der unehelichen Tochter
Karls V, Margarethe (1522-1586), vermählt worden. Kohler, Karl V, S. 86; MBW 12, S.48;
ADB 20, S.325.