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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0135

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BERNER DISPUTATION

131

VI.
Die vierdt Schluszred.
Das der lyb und blut Christi wäsenlich und lyblich in dem brot der
dancksagung empfangen werdind, mag mit biblische geschrifft nit by-
5 bracht werden.
Die Disputation über die Abendmahlsthese entwickelt sich zu einer inner-
protestantischen Auseinandersetzung, die an Länge derjenigen über die erste These
nicht nachsteht. Der St. Galler Pfarrer Benedikt Burgauer verteidigt, von dem
Nürnberger Pfarrer Andreas Althamer unterstützt, das lutherische Abend-
10 mahlsverständnis. Nur kurz greifen Buchstab und Huter am 15.Januar in die
Diskussion über Johannes 6 ein. Buchstab verweist auf die Auslegung der
Kirchenväter und erntet dafür Oekolampads Protest. Er verteidigt sich: Das
aber min herr Doctor spricht, das ich hab haryn gefürt die Doctores,
hab ich kein spruch uß inen haryn gefürt. Als aber herr Butzer in ver-
15 gangnen tagen hat haryn gefürt Eusebium und Augustinum [f° 114a]1.
Die Disputation tritt in ein neues Stadium, als Zwingli am 18. Januar zu
Beginn der Nachmittagssitzung2 3 Gründe gegen die Realpräsenz im Abendmahl
anführt: (1.) Joh 6,33 besagt, daß Christus nur nach der göttlichen Natur der
>Lebendigmacher< ist; das gilt auch für das Abendmahl. (2.) Job 6,35 zeigt,
20 daß der Glaube genügt, und äußere Mittel zur Vergewisserung nicht nötig sind.
(3.) Job 6,63 gibt eine unbezweifelbare Anweisung. Zum vierdten, das die
Artickel des Gloubens (Er ist uffgefaren zu den himmeln und sitzt zu der
gerechten Gottes, vatters allmechtigen, und dannen er künfftig ist, zu
richten die läbendigen und todten) nit erlyden mögend, das er von sinent
25 wägen hie lyblich sye, wir geschwygen, geessen werde. Dann wir
wüssend ussz Luca am anderen3 capitel[52], das er nach der menscheyt
wuchß und zunam am alter und wyßheit etc. Daran wir wol merckend,
das sin menscheyt nit nach der Gottheyt unendtlich und unermeßlich,
sonder yngezilet4 und ermeßlich der menschlichen substantz nach ge-
30 wäsen ist. Daruß allem volget, das sin menscheyt nit mer dann an einem
ort ordenlich | sin mag, ob glych die krafft Gottes allenthalben ist.
Deßhalb er lyblich by uns ordenlich nit sin mag, nach Marci wort am
xvi. [19] und Lucas Acto[rum] i. [9ff.], bis an den tag, da er zu Gericht
sitzen wirt etc., nach den articklen des Gloubens. (5.) Hebr2,18 besagt,
35 Christus habe menschliche Natur angenommen; er hat aber nicht ebenso Brot und
Wein angenommen. (6.) 2 Kor 5,16: Wir erkennen Christus hinfort nicht nach
dem Fleisch. (7.) Matth 24,23 gilt auch für das Abendmahl (usw.). Haupt-

1. f° 31 a und 96 a.
2. CR Zw 6,1,S.357,Anm.9.
3. Zweiten.
4. Begrenzt, endlich.

102 b

154a
 
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