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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0171

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DAS EINIGERLEI BILD

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sein sol. Des verpots aber der Bildera mögen wir nit also frei sein, die-
weil am tag ligt, und von keinem recht verstendigen Christen mag ge-
leugnet werden, das Bilder haben an stetten, da sie vereret oder nun in
gfar der vererung ston, warem glauben und der liebe Gottes abbrüchlich
5 ist. Dann der recht glaub und Gottes lieb erfordert, das man Got allent-
halb erkenne, förchte, ehre und seiner werck allein und in allen ortten
und zeiten warneme, in drinnen preise und lobe. So haben die bilder, so
zum dienst Gottes und vereren geordnet, das all weg mit bracht, das
man (fürnemlich da sie gestanden) Got hat vereren wöllen und daneben
10 dester farleßiger und Gots vergessiger an andern ortten worden ist. Und
hat das erdicht16 erinneren Gottes, so bei den Bildern gesuchet, die
lebendig ermanung allen Creaturen und so herlicher werck Gottes,
deren sich die menschen stetig gebrauchen, alweg vor augen und in
henden halten, welche ein ware Gotsforcht an allen stetten und zu aller
15 zeit bracht hette, abgetriben und außgeloschen. Das wissen wir leyder
auß erfarung. Und derhalben, wie der Teuffel die bilder in der meynung
hat uffbracht, als sollte durch sie das gedencken und verehrn an Got
gfürdert werden, also hat er | durch sie ein wares Gotsvergessen und
unehr zugricht. Dann was verachtens ist das allein der herlichen werck
20 gotes, himels und erden und was drinnen ist, und bevorab des men-
schens, nach Götlicher bildnußen bschaffen17, und dann auß solcher
auch des schöpffers und werckmeysters solcher wunderbarlichen werck,
das bei uns Gottes gedechtnus bringen sol, so wir eim menschen oder
anderer Creatur ein todt, unempfindtlich bild nachmachen und so vil
25 herlicher und uns heylsamen werck und bild gots, die in also anzeygen,
das sie im nieman nachmachen kan, sollen des nichts bei uns vermögen18?
Wer ist doch so blind, der anders auch Götlichen dingen etwas nach-
dencke, der nit klärlich sehe, das diß teuffels list und werck sein muß?
Dann so die bild Gotes, so er selb gemacht, bei uns, wie sichs gepurt,
30 gulten, so würden wir mit lebendiger, krefftiger bewegung in zu
förchten und zu verehren, und fürnemlich dazu, das wir seiner gütte, so
sich in allen seinen wercken also gewaltig herfür thut, gegen unsern
nähsten nachfolgeten und also im seinen rechtgefelligen dienst allenthalb
bewisen, gereytzt19, anghalten und getriben. Das hat nun der teuffel je
35 und je durch sein falsch erinnern der bilder subtil20 abzuwenden und
a) Bilde.
16. Erfundene, falsche.
17. Vgl. Gen 1,27.
18. Syntaktische Konstruktion: Denn welche Verachtung ist das ... der Werke
Gottes, ... auch des Schöpfers ..., daß bei uns ...
19. Syntaktische Konstruktion: ... so würden wir mit lebendiger, mächtiger Be-
wegung ... dazu angereizt ..., ihn zu fürchten etc.
20. Raffiniert.

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